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Baum-Darstellung

  1. #35
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    Hallo Digido,

    Zitat Zitat von Digido Beitrag anzeigen
    weil Gott das Leben ist kann sich das Leben nicht von sich selbst zurückziehen und vernichten. Ich nehme an, hier spielt Dir die Vorstellung eines persönlichen Gottes einen Streich. Wenn das Leben etwas persönliches wäre, also eine Gabe, die der Geber geben kann, dann kann er sie natürlich auch wieder zurücknehmen. Aber das Leben ist mehr als eine Persönlichkeit. Sie ist Grundlage einer solchen, nämlich indem sich das Leben zuerst seines Gefäßes - also des Körpers und durch ihn die Außenwelt (Diese zuerst, und dann durch Reflexion seinen Körper) - wahrnimmt. Leben ist also etwas Formloses, das sich Formen schafft um an ihnen bewusst zu werden.
    Ich fürchte da hast du mich missverstanden. Vielleicht hab' ich mich aber auch nicht deutlich genug ausgedrückt? Also am besten ich versuch' auf Grundlage dessen, was ich bereits geschrieben hatte, nochmal verständlicher zu machen, was ich meine.

    Ich hatte ja geschrieben, dass ich die Seele des Menschen nicht als etwas von Gott Getrenntes betrachte, sondern sie im Gegenteil als substantiell mit ihm in der Einheit verstehe. Erklärend hab' ich dann in Klammern noch hinzugefügt, dass ich genauer den "Seelengrund einer jeden Seele" als eins mit Gott betrachte - die Seele also in Gott gründet. Und dieser Vorstellung liegt nun gerade kein personales Gottesbild zu Grunde, sondern vielmehr die Vorstellung, dass Gott Urgrund der/aller Seelen ist. Gottes Grund ist mein Grund, sagt z.B. Eckhart dazu und das bedeutet auch, dass mein Sein aus diesem göttlichen Urgrund heraus entsteht und nur auf Grund dessen überhaupt existiert. "Außerhalb und unverbunden" mit Gott kann es meiner Überzeugung nach deshalb kein Sein, keine Existenz und auch kein Leben geben.

    Nun hast du gesagt: "weil Gott das Leben ist kann sich das Leben nicht von sich selbst zurückziehen und vernichten", was in Bezug auf das Leben an sich ja durchaus richtig ist, aber bezüglich des Lebens einer menschlichen Seele nicht stimmt, da diese Seele, dieser Mensch ja nur deshalb Leben hat, weil Gott ihr/ihm ihr/sein Sein schenkt! Gott würde sich also nicht von sich selbst zurück ziehen, wenn der in der Bibel beschriebene 2.Tod tatsächlich einer abschließenden Vernichtung entsprechen würde, sondern er zöge sich dann lediglich von dem geschaffenen Sein dieses Menschen zurück, was dann natürlich auch das Ende seines Lebens bedeuten würde.

    Du hast ja geschrieben: "Leben ist also etwas Formloses, das sich Formen schafft um an ihnen bewusst zu werden" und um aus etwas Formlosen etwas Geformtes zu schaffen, ist zwangsläufig Sein nötig, das dann mit Leben gefüllt werden kann. Die Formen also, die das Leben schafft, um an ihnen bewusst zu werden, sind Sein, haben Sein und benötigen auch Sein, um in Existenz treten zu können und genau von diesem Sein kann sich Gott meiner Meinung nach sehr wohl zurückziehen. Beziehungsweise wüsste ich nicht wieso er es nicht können sollte? Wenn er Urgrund des Seins ist und das Sein von ihm geschaffen wird und nur durch ihn bestehen kann, dann muss er das Sein doch eigentlich auch "Nichtsein" lassen können. Anders kann ich mir den in der Bibel beschriebenen 2.Tod jedenfalls nicht vorstellen.

    Zitat Zitat von Digido Beitrag anzeigen
    Sie ist eben nicht abhängig von Gott, sondern gleicher Qualität. Ein persönlicher Gott hat lediglich ein völliges Bewusstsein seiner Unsterblichkeit, das eben auch ein Mensch erlangen kann. Damit gibt es viele Götter, die aber in dieser Hinsicht alle, wie ein Gott sind. Der Gott, der ein Bewusstsein über unser Sonnensystem hat, weiß natürlich mehr als ich. Aber das ist eben nur ein Bewusstsein über die Schöpfung. Um unsterblich zu sein, muss ich aber nicht alles wissen. Verstehst Du was und wie ich das meine?
    Ja also das ist dann der Punkt und Grund, weshalb wir zwei unterschiedliche Verständnisweisen haben. Denn ich betrachte die menschliche Seele als abhängig von Gott und du wohl offensichtlich nicht?

    Für mich jedenfalls ist die menschliche Seele nichts Selbständiges, was ihre Existenz und ihr Sein aus sich selbst schöpfen könnte und Gott dabei nicht nötig hat, sondern gerade weil "Gottes Grund auch mein Grund" ist und meine Seele in ihm gründet und in diesem Grund eins ist, hat sie die gleiche Qualität. Das bedeutet aber nicht, dass ich als geschaffene Kreatur Gott bin und unabhängig von ihm existieren könnte.

    Eigentlich wäre es an dieser Stelle angebracht eine komplette "Seelenlehre" auszuarbeiten und vorzustellen, aber dazu habe ich weder die Zeit, noch wäre dies hier im angemessenem Rahmen durchführbar. Deshalb nur soviel: Der Seelengrund, also quasi das, was mit Gott eins ist, ist meinem Verständnis nach der "Kernbereich" der Seele und raum-, zeit- und eigenschaftslos. Dieser Kernbereich hat auch meiner Meinung nach die gleiche Qualität wie "die Göttliche Seele", denn sie ist Gott. Aber die menschliche Seele ist nicht ausschließlich Seelengrund, sondern sie hat auch einen "tätigen Teil", der von der Umgebung und der Umwelt in der sie lebt beeinflusst wird, während sie selbst natürlich auch von der Umgebung und der Umwelt Beeinflussungen erfährt. Durch diesen "tätigen Teil" äußert die Seele ihren Willen und ihr Begehren und dort finden eben all die "innerseelischen Prozesse" statt, die uns bewusst, bzw. nur teil- oder gar unbewusst beeinflussen und unsere Persönlichkeit und Gesinnung, grundsätzlich unseren gesamten Lebensstil formen.

    Von dem "tätigen Teil" der menschlichen Seele ist der Seelengrund abgetrennt, womit ich meine, dass er in keiner Weise von den "innerseelischen Prozessen" beeinflusst wird. Wann immer ich hier im Forum von meiner persönlichen Spiritualität oder von "geistiger Armut" spreche, meine ich damit auch eine zunehmende Bewusstwerdung dieses Seelengrundes, bei gleichzeitiger "Stillwerdung des tätigen Teils der Seele". Oder anders gesagt: Je ärmer ich im Geist werde, desto weniger stehe ich unter der Beeinflussung des "tätigen Teils der Seele" und desto bewusster wird mir der Seelengrund aus dem ich alles schöpfe, was ich substantiell bin. Für mich spielt also das Bewusstsein auch eine sehr große und entscheidende Rolle, aber ich strebe nicht nach einem erweiterten, oder umfassenderen Bewusstsein, sondern vielmehr nach "Bewusstseinsstille". Denn wann immer mir ein Gedanke ins Bewusstsein kommt und wann immer ich diesen Gedanken dann erweitere und mich von ihm bewegen lasse, ist das letztlich ein Geschehen vermöge des "tätigen Teils" meiner Seele und solange "die Seele in diesem Sinne tätig ist", bleibt ihr der Seelengrund fremd.

    Keine Ahnung ob man das jetzt verstehen kann, was ich geschrieben habe, aber mir geht es vor allem darum aufzuzeigen, dass der Mensch zwar einerseits substantiell mit dem Seelengrund (also mit Gott) verbunden ist, aber für gewöhnlich (also aus seiner Perspektive) völlig aus dem "tätigen Teil" der Seele heraus sein Leben führt. Hinsichtlich der Frage nach der Unsterblichkeit der Seele hat meine persönliche Vorstellung dann folgende Konsequenz: Der Seelengrund ist tatsächlich unsterblich, der Bereich der "tätigen Seele" hingegen nicht. Also all das, was meine Persönlichkeit und mein Individuumsein formt und ausmacht, ist sterblich und existiert nur, weil Gott es ins Sein gerufen hat und dort erhält! Solange ich an meiner persönlichen Individualität und mein Personsein festhalte, kann ich also sterben und deshalb bin ich als Mensch, meiner persönlichen Meinung nach, eben völlig abhängig von Gott. Die "göttliche Qualität" meiner Seele ist nämlich nicht meine Seele, sofern sie mit meinem Personsein und meiner Individualität zusammenhängt und deshalb kann ich auch nicht aus eigener Kraft darüber verfügen. Die "göttliche Qualität" meiner Seele kommt also erst dann zum Tragen, wenn ich von mir selbst lasse. Ich werde demnach mein Personsein nicht in die Ewigkeit retten können, denn jeder Bewusstseinsinhalt meiner "tätigen Seele" muss sozusagen in Gänze in den Seelengrund sinken, um dort mit Gott eins sein zu können.

    Zitat Zitat von Digido Beitrag anzeigen
    Das Bewusstsein eines persönlichen Gottes könnte sich abwenden. Aber das beeinträchtigt meine Ewigkeit überhaupt nicht, sowenig wie die Gedanken, die Du hier nicht äußerst mich beeinträchtigen. Ich habe meine eigenen Gedanken. Wenn Gott uns die Ewigkeit durch Rückzug wegnehmen könnte, hätten wir nicht wirklich ewiges Leben, denn es könnte ja uns genommen werden...Durch die Formen sind wir vom Ganzen getrennt. Da ist der Löwe nicht mehr eins mit der Antilope, sondern deren Feind: Er wird sie jagen und fressen. Trotzdem sind beide lebendige Wesen. Aber sie haben unterschiedliche Interessen (Bedürfnisse). Das ist die Sonderung. Was beim Tier unbewusst ist, wird beim Menschen als Sonderung (=Sünde, nämlich Trennung vom Ganzen und damit Egoismus) bewusst. Auf der gegenwärtigen Bewusstseinsstufe muss er sterben, da wir uns der Ewigkeit nicht voll bewusst sind, und so keine Herrschaft über uns haben.
    Im Grunde habe ich jetzt ja schon zu all dem etwas geschrieben, weshalb du nun hoffentlich verstehen kannst, weshalb ich das anders sehe. Ich weiß auch nicht genau, wie du dir das mit den Bewustseinsstufen und dem "vollen Bewusstsein" vorstellst. Für mich hört sich das so an, als müsste der Mensch immer höheres Bewusstsein erlangen, also immer mehr Erkenntnis haben. Ich sehe das nun genau andersrum. Solange der Mensch noch nach Erkenntnis strebt und sein Bewusstsein vervollkommnen möchte, bleibt er sozusagen in dem "tätigen Teil der Seele" stecken und gelangt niemals in den Seelengrund. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass man nicht nach Erkenntnis und Bewusstsein streben soll, denn als Mensch muss man das ja auch. Aber spirituell bringt uns das nicht wirklich ans Ziel.

    Allem, dessen man sich letztlich bewusst werden muss und kann, ist die substantielle Einheit in Gott und dem, was uns davon trennt und abhält. Dann muss ich eigentlich nur noch lassen, was ich persönlich sehr tröstlich finde, denn eigentlich ist ja bereits alles vollendet und ich hindere mich nur selbst an Gott, stehe mir nur selbst im Weg, solange ich an meinem geschaffenen, kreatürlichen Sein festhalte.

    Zitat Zitat von Digido Beitrag anzeigen
    Ich setze Vernichtung nicht mit Verderbnis gleich. Ein fauler Apfel ist immer noch ein Apfel. Wir reden ja auch von "verdorbenen Menschen" und meinen da solche, die anrüchige Interessen haben.
    Nun gut, ich kann das gerne so stehen lassen, sehe es aber anders, weil in diesem Vers ja explizit erwähnt wird, dass man sich nicht vor denen fürchten soll, die zwar den Leib, aber nicht die Seele töten können, man aber den fürchten soll, der beides verderben kann, was sich für mich dann eben auf den Tod beziehen muss.

    Zitat Zitat von Digido Beitrag anzeigen
    Ich stelle mir auch eine Vernichtung nicht als grausam vor. Eher als die beste Lösung. Aber ich denke nicht, dass eben das Leben sich selbst vernichten kann. Die Bewusstseinsinhalte bleiben an das Leben gebunden, da das Leben diese selbst hervorbrachte. Also kann nur jeder selbst sich ein anderes Bewusstsein erwerben, indem er ein irrendes Bewusstsein mit der Realität in Einklang bringt. Wie gesagt, ich hoffe, dass das Leid in jedem Menschen einmal dazu führen wird, sich vom Leidmachenden zu lösen.
    Wie gesagt, das Leben muss sich auch gar nicht selbst vernichten, wenn einer menschlichen Seele abschließend und für immer das Leben genommen werden soll, sondern es muss dem Menschen lediglich sein Sein genommen werden. Dann würde die Form sozusagen ins Nichts stürzen, oder "entformt" werden und vom Sein ins Nichtsein geraten.

    Die Bewusstseinsinhalte, die das Leben hervorbrachte und an die das Leben gebunden ist, müssen ja quasi einen Träger haben, in dem sie hervorgebracht und bewusst werden können. Das ist das menschliche Sein, welches von Gott geschaffen wird und ohne Gott nicht existieren kann. Und insofern meine ich, dass der Mensch nicht unabhängig von Gott leben kann.

    Aber und das möchte ich gerne abschließend sagen, kann ich mich in all dem natürlich auch täuschen und deshalb niemanden von meiner persönlichen Sichtweise überzeugen. Ich merke selbst das es eigentlich notwendig wäre sich noch viel umfassender mit diesem Thema (der Seele) auseinanderzusetzen, aber sowas sprengt ja immer gleich den Rahmen und ist sehr anspruchsvoll. Ich selbst hab' nur immer das Bestreben das alles für mich persönlich stimmig zu machen, denn ich kann es gar nicht gut leiden, wenn da was in meiner persönlichen "Haus- und Hofphilosophie" unstimmig ist. Und deshalb fordern mich solche Vorstellungen, wie der 2.Tod, sehr heraus, mir darüber Klarheit zu verschaffen. Ich schaue mir aber auch sehr gerne an, wie andere Menschen das sehen, weshalb es mich schon interessieren würde, was ihr euch ganz konkret unter dem 2.Tod vorstellt. Abschließende Vernichtung, oder doch irgendwie eine Form der Existenz, oder doch was ganz anderes (es darf in diesem Zusammenhang natürlich auch gerne die Reinkarnation zum Thema werden)? :-)

    LG
    Provisorium
    Geändert von Provisorium (27.11.2016 um 00:40 Uhr)
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)


 

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