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Das sehe ich tatsächlich bisschen anders. Ich persönlich glaube, dass das Leben in jedem Augenblick dem Menschen von Gott aktiv zufließt, weshalb der Mensch, oder die Seele tatsächlich sozusagen "ins Nichts" stürzen würde, wenn sich Gott von ihm/ihr abwendet (denn das Sein der Seele hängt an dem Sein Gottes und sie kann nicht unabhängig von ihm sein). Ich glaube halt nicht dran, dass der Mensch/die Seele aus sich selbst heraus lebt und aus sich selbst heraus ewig ist, weshalb ich eine endgültige Vernichtung schon für möglich halte. Ich glaube aber nicht daran, dass das mit Qualen verbunden ist, sondern halt einfach nur mit dem Ende der Existenz.

Ach mir ist da noch eine Bibelstelle eingefallen, in der Jesus sagt, dass die Seele des Menschen vernichtet werden kann (Matthäus 10,28):

Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als auch Leib zu verderben vermag in der Hölle!

Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch, dass hier Jesus in Körper und Seele unterscheidet und explizit darauf hinweist, dass der Leib getötet werden kann, die Seele aber trotzdem weiterlebt.
LG
Provisorium
Hallo Provisorium,

gut, so lass uns versuchen, die Sache vielleicht etwas klarer zu sehen. Ich denke nicht, dass sich Gott "zurückziehen" kann. Ich sehe auch nicht die Seele des Menschen als etwas von Gott getrenntes. Gott ist Leben, und dieses ist ewig. Und dieses Leben ist überall, in jeder Pflanze, in jedem Tier und natürlich im Menschen. Aber der Mensch allein kann sich des Lebens voll bewusst werden, und damit seine Ewigkeit erkennen und mit ihr in Einklang leben.

"Sünde" besteht darin, dass sich das Leben, das in den Geschöpfen ist, also in einer ganz bestimmten Form, sich erst einmal nur der Form und des Verhältnisses dieser Lebensform zur Umwelt bewusst werden kann. Deshalb sieht man, dass jedes Leben die seiner Form entsprechenden besten äußeren Lebensbedingungen aufsucht bzw. in ihr wächst. In dem Sinne ist jedes Lebewesen von Gott getrennt, da es eine spezifische Form des Lebens repräsentiert und nicht das formlose Leben (Gott).

Deshalb bin ich der Überzeugung, dass nur die äußeren Formen (also der physische Körper) der Lebewesen zerstört werden kann. Die inneren Impulse kann nur jedes Lebewesen selbst umstellen, wodurch, wenn das Lebewesen wieder auf dem physischen Plan erscheint, die physische Form modifiziert ist (sogenannte Mutationen).

So verstehe ich, dass das beharrliche Festhalten spezifischer Lebensinhalte im Menschen dazu führt, dass der physische Leib zerstört wird (Krankheit, Tod) aber auch die Seele verdorben (nicht vernichtet!) werden kann, wie das eben in gewisser Weise schon bei Depressionen der Fall ist, wo unabhängig von einer sonnigen Außenwelt in der Seele weiterhin Finsternis herrscht.
Das ist meine Interpretation von Matth. 10,28.

In meiner schlechtesten Zeit hätte ich eine tatsächliche Vernichtung meiner Seele dem ewigen Leben vorgezogen. Da wäre ich wenigstens gleich weg vom Fenster gewesen, und müsste nicht weiter Leid mit mir herumschleppen, bis ich die Vollkommenheit erreicht habe. Aber so ist es eben nicht.

LG,
Digido