Hallo NetKrel,
so ... nachdem mit die Grippewelle erwischt hatte musste ich mein bisschen Forenzeit zwischen meinen alltäglichen Pflichten und meinem Gesundungsschlaf aus anderen Gründen bevorzugt in einem Hexenforum investieren,... aber ich habe dich nicht vergessen. Vorab möchte ich mich heute bei dir entschuldigen. Du hast recht, du hast mir nirgends unterstellt blind zu sein, meine Bemerkung diesbezüglich war dir gegenüber unfair – ich hatte dich da wie man sagt in den falschen Hals bekommen.
Zum Thema Aussagen der Wissenschaft und Aussagen von Wissenschaftlern möchte ich an dieser Stelle auch nichts weiter sagen, ich habe meine Kritik begründet, wenn sie dich nicht zu überzeugen vermag, dann wird auch die Wiederholung meiner Argumente daran vermutlich nichts ändern. Und man darf ja auch mal bei seinem jeweiligen Standpunkt verweilen. Außerdem geht es am eigentlichen Thema vorbei.

Zitat von
NetKrel
Du vertrittst (bzw. glaubst an) ein eher materialistisch-orientiertes Weltbild basierend auf einer - für mich zumindest - extrem komplexen und kaum mehr durchsichtigen Philosophie...
[...]
Deine Aussagen dazu Lior - so sehr ich Deine Höflichkeit Schätze - sind für mich derart komplex-theoretischer Natur... kaum "greifbar"... daß ich darin schon seit mehreren Beiträgen kaum mehr was Spirituelles finden kann.... Ich glaube aber nicht daran daß "das Prinzip der Realität" derart komplex zu erklären ist...
Ich glaub daran daß "selig die Armen im Geist sind"... also nach Meister Eckharts Verständnis von "Arm im Geist"... Stichwort: Negative Theologie.
Also vorab möchte ich bezweifeln, dass Eckharts Philosophie wirklich als so einfach bezeichnet werden kann. Zumindest nicht in ihrer Gesamtheit.^^ Aber um auf deine Bemerkung einzugehen: Ja du hast recht, mein Konzept ist vielleicht etwas abstrakter und komplexer als das anderer, das will ich nicht in Abrede stellen. Obschon es ganz sicher nicht materialistisch ist.^^ (Nebenbei, du hast mir noch nicht beantwortet welche Form des Substanzdualismus du vertrittst und wie deiner Meinung nach Geist die Materie beeinflussen kann – nur falls du das noch beantworten magst) Wenn du insofern dich mit dem Verstehen schwer tust und nichts spirituelles darin erkennen kannst, dann habe ich dafür durchaus Verständnis. Da es letztlich mein Glauben ist, muss er ja auch primär mir Zugang zur Welt des Spirituellen ermöglichen.^^
Was ich aber problematisch finde ist, wenn man komplexe Sachverhalte zu sehr simplifiziert. Das beziehe ich jetzt nicht auf dich, ich erwähne es nur, weil sich diese Sehnsucht um Reduktion der Komplexität auch im zunehmenden Populismus unserer Tage zeigt und daher einen aktuellen Bezug hat – aber eben zerstörerische Auswirkungen haben kann, wenn Fakten und Zusammenhänge geleugnet oder ignoriert werden. Natürlich sind einfache Wahrheiten attraktiv insofern sie deutlich weniger kognitiven Arbeitsaufwand nötig machen. Aber wir leben eben nicht mehr in einer Welt, in der es donnert weil ein Gott durch den Himmel poltert, sondern weil komplexe aber größtenteils erklärbare Vorgänge zu einem Blitz führen, der wiederum den Donner verursacht. Und entsprechend bin der Meinung, dass die Prinzipien unserer Realität und noch mehr das Wirken des Göttlichen nicht so einfach zu erklären sind. Damit meine ich nicht etwa, dass man nicht auch mit einem einfacheren Glauben zu Gott finden mag. Denn es ist schließlich primär eine Sache des Herzens, nicht des Verstandes. Wir sind aber auch aufgerufen unserem Vermögen entsprechend die Wirklichkeit zu durchschauen, sozusagen – um dein Beispiel zu verwenden – den Computer, seinen Aufbau und seine Funktion zu verstehen und ihn nicht nur zu benutzen; auch wenn letzteres vielleicht im Alltag sehr viel wesentlicher ist. Denn wir sind ja nicht nur dazu berufen zu funktionieren sondern auch zu verstehen. Natürlich bringt es aber auch nicht den Computer nur von seiner technischen Seite aus verstehen zu wollen ohne ihn je zu benutzen.^^

Zitat von
NetKrel
Du musst doch selbst zugeben daß in solch Riesengroßen "Gebilden" philosophischer Gedankenkonstrukten die aller meisten Menschen absolut nichts damit anfangen können.
Für mich hat das nichts mehr mit Spiritualität zu tun Lior... sondern eher mit einer Art "Elite-Philosophie" die wahrscheinlich nur die verstehen die sie erfunden haben... falls sie sich nicht selbst darin schon verloren haben.
Weißt du, ich mag den Begriff Elite eigentlich nicht. Den er suggeriert mittlerweile, dass eine Gruppe von Menschen insgesamt besser ist als eine andere. Und das ist sicherlich nicht der Fall. Auch bin ich der Meinung, dass alle Ansichten gleichermaßen berechtigt sind, auch wenn sie nicht alle im gleichen Rahmen recht haben können. Auf der anderen Seite finde ich es aber manchmal schon irritierend, dass wir in vielen Lebensbereichen besonders ausgebildeten Spezialisten eine gewisse Kompetenz einräumen. Ich meine mein Auto bringe ich zum Mechaniker, mein reparaturbedürftiges Notebook zum Elektrotechniker und ganz sicher lasse ich meine Mandeln nur von einem Arzt operieren. In allen Dingen mag zwar auch der Hobbyist es zu einer deutlich höheren Qualifikation bringen, aber auch dieser hat seine Grenzen. Und nirgends spreche ich von der gemeinen Mechanikerelite, nur weil gewisse Aspekte meines Autos meinen Horizont übersteigen. In anderen Bereichen aber wird oft so getan, als haben die jeweiligen Spezialisten, die sich durch eine mehrjährige Ausbildung quälen und eine entsprechende Berufserfahrung haben nicht nur nicht mehr sondern eher weniger Kompetenz als alle andere. Jeder ist heute z.B. ein Spezialist für Psychologie - außer dem Psychologen natürlich. Und das trifft auf die meisten Geisteswissenschaften zu. Ich komme heute jedenfalls oft nicht umhin mich zu fragen, wer diese Kluft zwischen der „Elite“ und dem „einfachen Menschen“ denn weiter vertieft. Und das ist meines Erachtens nicht nur das Versäumnis der „Spezialisten“ komplexe Zusammenhänge nach „unten“ zu vermitteln, sondern auch die mangelnde Bereitschaft der Laien (die wir alle in den meisten unserer Lebensbereiche sind) richtig zuzuhören und sich selbst bzw. ihr eigenes Wissen infrage zu stellen.
Wie dem auch sei, ich bin mir sicher du gestehst mir zu, dass eine intensive Auseinandersetzung mit philosophischen Gedanken und Inhalten fast zwangsläufig auch zur Zunahme der Komplexität eigener Gedankenkonstrukte führt. Insofern hast du sicherlich recht, dass viele Menschen mit den in ihrem Abstraktionsgrad komplexeren Vorstellungen von Philosophen nicht viel anfangen können. Das heißt aber nicht, dass wo sie in spirituelle Überzeugungen integriert sind ihren Trägern nicht auch einen Zugang in diese Welt ermöglichen.^^
Aber wenn ich in diesem Zusammenhang dir eine andere Frage stellen darf, die sich mir aufgedrängt hat. Du glaubst ja an Reinkarnation…. Würdest du denn auch die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass die Seele möglicherweise tatsächlich eine Entwicklung durchlaufen muss – ausgehend von einem sehr einfachen Verständnis der Welt hin zu einem Verständnis komplexer Zusammenhänge? Und die Entwicklung der Menschheit an sich sozusagen diese Entwicklung widerspiegelt? (Vom primitiven Menschen zum modernen Menschen) Das also deine Seele sich vielleicht in einem früheren Erkenntnisstadium befindet aber in zwei, drei oder auch einem Dutzend erneuter Inkarnationen nach und nach ein Verständnis dieser komplexen Gedankenkonstrukte entwickelt, die es ihr ermöglichen würde meinen Gedanken zu folgen? Ich will damit nicht andeuten, dass ich dir überlegen wäre oder dich in sonst einer Weise geringschätzen. (Es wäre ja auch nicht meine Überzeugung, dass die Seele einen solchen Prozess durchläuft) Ich frage nur deshalb, weil bei den meisten Vertretern der Reinkarnation scheinbar auch ein Überlegenheitsanspruch der eigenen Erkenntnisstufe mitschwingt und/oder an eine Überlegenheit z.B. der NewAge-Philosophie geknüpft zu sein scheint.

Zitat von
NetKrel
Ich glaub daran daß man in ganz normaler Sprache ohne jegliches "Fachchinesisch) ebenso alles gut darlegen kann für jeden Verständlich und ich glaube auch daß umso versändlicher und klarer etwas vorgetragen werden kann... daß dies immer ein gutes Zeichen der "Schlüssigkeit und Wahrhaftigkeit" ist . (Jesus war ja auch kein Mega-Akademiker... Jesus nur mal als Beispiel genannt gerade…
Ja da magst du recht haben. Auch wenn m.E. der Verzicht auf Fachchinesisch manchmal einen erheblichen Mehraufwand bedeutet, weil in diesen Begriffen oft mehr mitschwingt. Und dann braucht es meist noch einen zusätzlichen Satz der Erklärung. Oder weil es spezifische Begriffe sind, die sonst erst erklärt werden müssen. Ich meine als letztens mein Mechaniker mir erklären wollte was ein Domlager ist.... naja, das war ganz schön umständlich und hat es mir nicht so viel verständlicher gemacht.^^ Also verwechsle bitte nicht meine Unfähigkeit es in dir verständlichen Worten zu erklären mit der prinzipiellen Unmöglichkeit dies zu tun.^^ Aber weil du Jesus als Beispiel anführst… erstens glaube ich durchaus, dass er zur intellektuellen Elite seiner Zeit gehörte, zum anderen würde ich nicht behaupten, dass seine Aussagen so offensichtlich zu verstehen waren. Sonst würden sich Christen nicht fortwährend darum streiten wie seine Lehre zu interpretieren sei.^^
So… an dieser Stelle möchte ich aber allen hier nun noch ein paar ruhige Feiertage wünschen. Und allen Christen, die dieses Fest als Ausdruck der Freude ob der Geburt ihres Erlösers feiern, wünsche ich Frohe Weihnachten und besinnliche Stunden.
Euch allen ganz herzliche Grüße
Lior
Aber verwechsle bitte nicht meine Unfähigkeit es in dir verständlichen Worten zu erklären mit der prinzipiellen Unmöglichkeit dies zu tun.^^
Geändert von Lior (20.12.2016 um 14:43 Uhr)
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
Lesezeichen