Recht hast du,und freue mich auf weitere Unterhaltungen. Dann lass uns in frieden eine Unterhaltung führen und ich werde dir auf dein Kommentar jetzt mal eine Antwort geben und zwar:
Unterscheide die Vorsehung von der Prädestination wie das Ganze von dem Teil. Denn die Vorsehung ist der ewige, unabänderliche und beste Ratschluß oder Dekret Gottes, demgemäß Alles auf die Ehre des Schöpfers und das Heil der Erwählten ausläuft. Prädestination ist der ewige Ratschluß
Gottes wegen des Anfangs und der Vollendung des Heiles der Erwählten, sowie auch wegen der
Verlassung und Verstoßung der Verworfenen zur Strafe; und umfaßt deshalb die Erwählung und
Verwerfung als seine Teile.
So mache auch einen Unterschied zwischen der Vorsehung des Guten und des Bösen bei der
Schuld. (Denn das Böse bei der Strafe hat die Bedeutung des Guten, d. i. der Gerechtigkeit, und insofern ist es von Gott.) Das Gute sieht er voraus, d. h. er hat es von Ewigkeit her bestimmt und will
es ausführen in bestimmter Zeit, Ordnung und Weise. Hiervon ist Er also die Ursache, der Bewirker
und Urheber. Dies geschieht also nicht bloß gemäß der Vorsehung, sondern auch durch die Vorsehung Gottes. Das Böse oder die Sünden sieht er von Ewigkeit her voraus, d. h. er hat beschlossen,
es zuzulassen, oder sich nicht entgegen zu stellen, nicht zu verhüten oder zu verhindern, daß es von
Anderen geschehe; will es aber keineswegs in denselben oder durch dieselben ausführen. Von diesem ist er also nicht die Ursache, sondern er läßt zu, daß Andere die Ursache davon seien, nach seinem gerechten, guten und allweisen Rat. Dieses (das Böse) geschieht zwar gemäß der Vorsehung,
aber nicht durch die Vorsehung Gottes, weil Gott nicht beschlossen hat, es auszuführen, sondern nur
zuzulassen, daß andere es ausführen. Zulassen heißt aber, die Sünde in irgend einer Handlung nicht
verhindern oder nicht bewirken, daß diese Handlung dem Gesetz und der göttlichen Natur konform
sei. Gott aber läßt die Sünde zu, wenn er entweder die Gemüter nicht erleuchtet mit seinem Geist
und mit der Anerkennung seines Willens, oder die Herzen nicht beugt, auf daß sie in ihren Handlungen das zum Hauptziel haben, dem erkannten Willen Gottes nachzustreben und durch diesen Zoll
des Gehorsams Gott zu ehren. Denn wenn Gott dieses Beide in uns nicht bewirkt, so ist Alles, was
immer wir verrichten, wie gut, gerecht, heilig es sonst sein mag, nichts als Sünde, nichts als Verwerflichkeit vor Gott.
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