
Zitat von
Bibeltreuer-Christ
Wer der Meinung ist, daß es an seinem Entschluß liege, daß er an Christus glaube, der meint, ihm würde der Boden unter den Füßen weggezogen, wenn er hört, daß es nicht an ihm liegt und daß es Gottes Gnadenwahl ist, die ihn zu Christus kommen läßt.
Weißt Du, wir haben glaube ich eine unterschiedliche Vorstellung von Gnade.
Wenn ich an Gnade denke, dann denke ich an mein gesamtes Leben. Ich halte es für Gnade das ich lebe, wo ich "hineingeboren" wurde, wer meine Eltern wurden, meine Freunde usw. Gnade ist mir alles, was mir in meinem zufallsausgesetzten Leben begegnet und unter diesem Gesichtspunkt hat die Gnade ihren Platz, ist sie von herausragender Bedeutung.
Insofern bin ich dann auch aus Gnade zum Glauben gekommen, aber das bedeutet nicht, dass es nicht trotzdem ganz allein mein Entschluss gewesen wäre zu glauben. Der Mensch ist meiner festen Überzeugung nach völlig frei sich Gott zuzuwenden, oder eben nicht.
Denn Gott zwingt uns nicht zum Glauben. Er ist da, in jedem einzelnen Augenblick und das ist auch Gnade, aber ob ich meinen Blick in jedem einzelnen Moment auf ihn richten mag oder nicht, das liegt allein an mir und meiner freien Entscheidung.
Zum Glauben berufen sein, bedeutet deshalb für mich nicht, dass ich im Gegensatz zu anderen Menschen von Gott erwählt worden bin an ihn zu glauben, sondern das ich mich frei dafür entscheiden kann, seinem Ruf Gehör zu schenken, oder eben nicht. Diese Entscheidung treffe ich frei in jeder Sekunde meines Daseins.
Noch etwas, wir sind nicht mehr nach dem Bilde Gottes geschaffen, das wurde nur Adam, aber das Bild hat er verloren, als er ungehorsam wurde. Denn der erste Mensch nach Adam, also sein Sohn, wurde nach seinem Bilde geschafen, wurde in Sünde geboren, und dieses Bild nahmen wir alle an.
Wie soll man denn der Gnade im Bilde Gottes geschaffen worden zu sein verlustig gehen? Das der Mensch nach dem Sündenfall nicht mehr im Bilde Gottes, sondern im Bilde der Sünde geschaffen ist, wäre mir nun völlig neu. Durch die Sünde flog der Mensch doch lediglich aus dem Paradies und nahm eine dualistische Sichtweise (Unterscheidung in gut und böse) an, die er zuvor, in der Einheit mit Gott, noch nicht hatte. Das ändert aber doch nichts an seiner grundlegenden Geschaffenheit im Bilde Gottes.
Nebenbei: Wenn wir Menschen alleine nur in Sünde geboren wären, ohne jeden "göttlichen Funken" in uns, dann würden wir gar nicht existieren können. Ich bin persönlich davon überzeugt, dass es kein Leben, keine Existenz geben kann, die nicht irgendwie, wenn auch nur funkenhaft, mit Gott verbunden ist und eben diese funkenhafte Verbindung ist für mich das "in-Gott-geschaffen-sein".
Wäre da nur Sünde und kein Gott, würden wir ins Bodenlose fallen, völlig ohne Halt, orientierungslos, verloren...
LG
Provisorium
Geändert von Provisorium (19.02.2013 um 14:45 Uhr)
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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