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Bibeltreuer-Christ
Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es (Epheser 2.8)
Bei diesem Vers fang' ich mal an meine Sicht der Dinge zu formulieren.
Da Du im hohen Maße theologisch, aus Deiner Glaubensperspektive heraus argumentierst, will ich das zunächst auch tun...
Ich frage mich, wie frei ich als Mensch bin, um Gott begegnen, ihn in mein Leben einladen zu dürfen? Und Deine Antwort wäre wohl: allein aus Gnade kannst Du überhaupt zu Gott finden. Nein, eigentlich finde nicht dann ich zu Gott, sondern Gott findet mich, weil er mich schon vor Grundlegung der Welt dazu berufen hat, dass ich ihn eines Tages finden darf. Er allein bestimmt, ob ich ihm begegnen darf oder nicht. Und wenn er mir begegnet, bin ich gerettet...
Und all die anderen...?
Was ist Gnade? Die Gnade formt unsere geistig-willentliche Außenbetätigung - also Wollen und Handeln, alle dinghafte Weltbeziehung (intellectus possibilis). Unser Umgang mit den Dingen ist völlig offen. Daher hat die Gnade hat ihr Feld. Aber sie ist eingeschränkt auf den „möglichen Intellekt“, auf den rezeptiven Geist, eben diesen intellectus possibilis.
Der „tätige Intellekt“, intellectus agens, braucht sie aber nicht. Er ist das, was wir immer schon waren. Er ist keiner weiteren Vervollkommnung fähig. Es hat keine Eigenschaften. Ihm ist das Haben das Sein. Er ist der Kern unseres Wesens, und da Gnade die Natur nicht zerstört, sondern voraussetzt, kann Gnade sich nur auf die intellektuelle und willentliche Außenbeziehung des Menschen richten. Dafür ist sie unentbehrlich, aber sie dringt nicht vor in die intellektuelle Wesenheit.
Die Gnade hilft uns zufallausgesetzten Menschen zu dem, was wir als wesenhaft tätiger Intellekt zufallsüberlegen von Ewigkeit sind. Der „tätige Intellekt“, intellectus agens, setzt das Wesen der Seele in die Ewigkeit. Hat die Gnade ihr Werk getan, dann überformt der tätige Intellekt, der oberhalb der einzelnen Seelenkräfte steht, den ganzen Menschen.
Das heißt die Gnade hat ihr Wesen in der Welt. Sie bestimmt, wem und was Du in der Welt, in Deinem Leben begegnen magst, wie Du Dich entscheiden und verhalten wirst. Aber sie bestimmt nicht Dein substantielles Wesen, nicht den intellectus agens! Und dieser ist in Gott. Wir sind in seinem Bilde geschaffen. Wir alle, ausnahmslos!
Und deshalb geht in Gott geht nichts verloren.
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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