Weißt du Thalestris, ich kann verstehen, wenn dich diese Unterstellungen ärgern. Aber ich habe kein Problem damit, wenn mir jemand solche Beschränktheiten unterstellt oder der Meinung ist, ich sei unwissend oder habe keine Kenntnisse über die Bibel. Darüber kann ich zum Glück schmunzeln. Mir wurde auch schon gesagt, dass ich gar nicht existiere.^^ Vor Jahren, als ich meinen inneren Frieden noch nicht gefunden hatte, da hätte es mich sicherlich gewurmt und ich hätte gestänkert und wäre ebenso persönlich beleidigend geworden. Heute denke ich, dass hier niemand Rechenschaft vor dem anderen ablegen muss - und ich weiß für mich wer ich bin und was für ein Vermögen ich besitze. Wenn ein ehrliches Interesse da ist, kann jeder Fragen stellen und sich selbst ein Bild machen. Was nicht heißt, dass ich fortgesetzter Diffamierung und Beleidigung nicht auch entschiedener entgegentrete, wenn sie letztlich gar nicht mehr ausbleiben oder das Klima fortwährend vergiftet wird. Aber dann gibt es die Möglichkeit die Forenleitung oder die Moderation zu bitten entsprechend einzugreifen – sich gegenseitig daran hochzuschauckeln dient sicherlich nicht dem Frieden. Also lass es gut sein.^^ Denke an Eds Befindlichkeit bzw. seinen Hintergrund und habe Nachsehen.

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Thalestris
Wir prüfen sie nicht? Du meinst, wir nehmen Reize und Informationen wahr und speichern sie aber ohne sie zu prüfen oder iwie einzuordnen? Und ich dachte immer, unser Gehirn würde jede Wahrnehmung und Information prüfen und zu in irgend einer Erfahrung einordnen oder verwerfen. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass man Dinge die man mitbekommt, zufällig oder bewusst, nicht auf wahr oder falsch prüft und in die eigenen Erfahrungen einbringt.
Hier hat ed tatsächlich nicht ganz unrecht. Es gibt den sogenannten Wahrheitseffekt. Etwas vereinfacht beschrieben ist das der Umstand, dass wir Informationen in einem ersten Schritt aufnehmen (und für wahr halten) und erst in einem zweiten Schritt seinen Wahrheitsgehalt überprüfen. Was auch dazu führt, dass Dinge die wir oft hören oder anderweitig wahrnehmen uns wahrer erscheinen – unabhängig davon, ob sie es sind. Bis hin dass gewisse Aussagen sich über Jahrzehnte hinweg hartnäckig halten, obschon schon längst bekannt ist, dass sie falsch sind und zum Teil nur ein Scherz waren. Z.B. Aussagen darüber dass eine Hummel nach geltenden physikalischen Gesetzen nicht fliegen dürfte oder wir nur 10% unseres Gehirns nutzen. Dennoch lässt sich auch beobachten, dass die grundsätzliche Haltung der jeweiligen Person eine große Rolle spielt. Menschen die z.B. eher wissenschaftlichen Konzepten verbunden sind, agieren hier in der Regel reflektierter als z.B. Menschen die religiösen oder gar fundamentalistischen Konzepten verbunden sind. Das ist ja auch eine Kritik bei NetKrel, die nicht von der Hand zu weisen ist.

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Thalestris
ich erinnere mich an eine Doku auf N24 glaub ich... da war von Hitlers religiösem Wahn die Rede... das er iwie auf okkulte Dinge stand, [...] Vll weiss Lior was dazu. Der weiss sowas immer^^
Nein, nicht immer.^^ Und in diesem Fall bin auch ich kein Experte. Ich meine aber zu wissen, dass die Frage nicht ganz leicht zu beantwortenden ist. Das Problem ist dabei soweit ich sehe, dass die historische Aufarbeitung oftmals auch von politischen und ideologischen Motiven eingefärbt war. Es ist z.B. ein nicht unübliches Phänomen, dass nach einer Zeit der Schreckensherrschaft die jeweiligen Führer dämonisiert und verteufelt werden. Teilweise auch ganz direkt – in einem Beitrag des Spiegels von 1989 (anläßlich 100 Jahre Hitler) beschreibt Willy Brand ihn auch ganz explizit als einen „maßlos unterschätzten Teufel“. Durch diese Dämonisierung wird es einfacher die Schrecklichkeit zu verarbeiten. Indem man sie zu etwas unmenschlichem macht, muss man sich nicht länger mit ihr als Folge menschlichen Handelns auseinandersetzen.
Hinzu kommt, dass viele Bewertungen und Einschätzungen zur Religiosität Hitlers auf Werken beruhen, deren Qualität und deren Integrität mittlerweile stark kritisiert werden. So gab es schon zu Zeiten des Dritten Reiches z.B. von Hermman Rauschning massive Bemühungen Hitler Erfolg als Folge eine Schwindenden Christentums in Deutschland darzustellen und Hitler selbst als Heiden und Okkultisten der in Feindschaft zum Christentum steht. Seine „Gespräche mit Hitler“, die lange Zeit auch als Quelle für Hitlers Ansichten und Pläne galten, haben sich mittlerweile jedoch als Fälschung herausgestellt. Auch die heute in diesem Zusammenhang noch als wichtige Quelle geltenden „Tischgespräche im Führerhauptquaertier“, welche Hitlers Aussagen zum Thema Kirche, Religion und Christentum dokumentieren sollten, werden mittlerweile kritisiert, weil wohl– wie aus anderen Tagebüchern z.B. von Speer hervorgeht – ihr Verfasser ganz gezielt Hitler zu cholerischen Ausbrüche provoziert und sie später auch vor Buchlegung wohl ungeniert überarbeitet hat.
Ziemlich sicher kann man sagen, dass es einen gewissen Austausch zwischen okkulten Kreisen und Kreisen der Nazionalsozialistischen Führung gab, und Vorstellungen auch bewusst genutzt wurden, um eine religiöse Hingabe bei den Beteiligten zu schaffen. (Wobei hier auch nicht unerwähnt bleiben darf, dass ich NetKrels Einschätzung zur Charakterisierung des Okkultismus als „tiefschwarz“ nicht teile und in diesem Kontext auch nicht so nutze) Die Riten und Kulte gerade auch um die SS sind dabei hinreichend gut dokumentiert, ebenso die Begeisterung für manche Nazi-Größen für das Themenfeld. Der britische Religionswissenschaftler Goodrick-Clarke hat hier z.B. ein sehr umfassendes Buch über die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus und seine Verknüpfungen zur Ariosophie geschrieben. Wobei man diese Verknüpfungen dennoch auch im historischen Kontext betrachten muss, denn im 19. Jhd. gab es im Zusammenhang nationalistischer Interessen und Identitätsfindung insgesamt eine starke Rückbesinnung auf vermeintlich heidnische bzw. vorchristliche Werte und Kulte – das ist keine Besonderheit des deutschen Volkes gewesen.
Etwas schwieriger wird es bei der Einschätzung zu Hitlers tatsächlicher Ansicht. Ich würde mit Sicherheit nicht behaupten wollen, dass Hitler Okkultist oder gar Satanist gewesen sei. Das erscheint mir nach bestehender Faktenlage eher als fragwürdig. Ganz im Gegenteil hat sich Hitler in den Anfangsjahren ganz entscheiden dagegen ausgesprochen, dass die religiöse Überzeugung in seiner Partei eine Rolle spielen sollte. Auch nach Aussagen wie die in einem Polizeibericht von 1927 (Lagebericht Nr.54 der Münchner Polizeidirektion) festgehaltenen Äußerungen Hitlers, fühlte er sich dazu berufen Jesu unvollendetes Werk zu Ende zu führen und vertrat den Standpunkt, dass der Nationalsozialismus nichts anderes als die praktische Befolgung der Lehre Christi sei. Gesichert kann man daher denke ich sagen, dass Hitlers engste Gefolgsleute in ihm einen quasireligiösen Führer sah. Und den Nationalsozialismus als neue Religion (vgl. dazu Goebbels Ausführungen in seinen Tagebüchern), die das Christentum ablösen oder aber zu dessen Vollendung führen sollte. Möglicherweise hat es auch schon konkrete Pläne gegeben, wie man Hilter nach seinem früher oder später zu erwartenden Ableben als den wiederauferstandenen ewig in der Gralsburg Wache haltenden Messias in Szene setzen kann. Aber ich glaube nicht, dass er als okkulte und in bewusster Feindschaft zum Christentum stehende Religion bezeichnet werden darf. Das wäre die Sache zu vereinfachend und zu leichtfertig verteufelnd.
Ist nicht viel, aber vielleicht beantwortet es deine Frage zumindest ein wenig.
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
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