Dieses Problem hat im Garten Eden angefangen. Wie wir wissen, waren die Menschen vor dem Sündenfall nackt, und sie schämten sich nicht. Daß heißt, daß keiner von ihnen seine Schwächen verbarg, denn ihm wurde mit Verständnis entgegengekommen. (Gemeinschaft)
Seit dem Sündenfall aber wurde der Mensch sich seiner Schwächen bewußt, und versucht sie zu verbergen. Seine Stärken dagegen stellt er übertrieben zur Schau. (Gesellschaft)
Wenn dann eine romantische Natur, die ihren Wunschpartner "geliebt" hat lange bevor sie sich kennengelernt haben, jemanden trifft mit dem es knistert, dan werden die Eigenschaften des Wunschpartners unbewußt auf diese Person projeziert.
Die betreffende Person sonnt sich dann in dieser "Liebe", denn es ensprich der Natur des gefallenen Menschen, in den Augen Anderer besser angesehen zu werden als man in Wirklichkeit ist.
Solange der gefallene Mensch die Stimme Gottes nicht hört, ist er ganz zufrieden mit seiner Feigenblättergerechtigkeit, und meint, sie müsse auch Gott genügen. Er schafft sich sozusagen ein Bild von seinem Wunschgott, und liebt es.Auf der anderen Seite denke ich, dass viele Religionen mit sehr strengen moralischen Forderungen ihre Gläubige in eine ähnliche Situation bringen, in denen sie eher ihr eigenes Selbst bzw. sich selbst gegenüber ihre eigenen Wünsche verleugnen, als Gefahr zu laufen Gott vermeintlich nicht zu genügen. Solange aber jemand mit Blick auf einen umfangreichen Verhaltenskatalog in der Furcht lebt Gott nicht gerecht zu werden, ist es m.E. schwer eine offene Beziehung zu Gott zu führen. Man kann natürlich behaupten, dass in Bezug auf Gott solch ein Verhalten nicht vorkommt, weil wir rational betrachtet ja wissen, dass Gott sich nicht täuschen läßt. Angst ist aber ein emotionales Phänomen und läßt sich durch solche rationalen Überlegungen nicht beirren und wir stehen m.E. auch nicht so deutlich unter rationalem Diktat, wie wir es gerne hätten. Die naheliegenste Konsequenz wird also sein, dass in einem solchen Fall viele dazu neigen sich selbst in noch viel stärkerem Mase zu verleugnen, als sie es in einer Beziehung zu einem Mitmenschen tun würden.
Wenn dann plötzlich die Stimme Gottes erschallt, b.z.w. wird das Wort Gottes zitiert, läuft er weg und versteckt sich. Er will es nicht hören. Wird er aber dennoch ertappt, sucht er Ausreden für sein Verhalten.
Der Mensch verleugnet gerne seine Schwächen, um besser dazustehen. Hat aber Angst die Feigenblätterschürze fallen zu lassen. Denn dann werden die Menschen ihn sehen wie er ist, und nicht wie er in ihren Augen sein möchte.
Aber genau das hat Jesus gemeint, als er sagte: "Wer mein Jünger sein will, verleugne sich selbst." Vor allem heißt das, seine Vorstellung von sich verleugnen, also die Feigenblätterschürze fallen lassen. Denn dann zieht Gott uns an. Und zwar viel besser als wir es jemals in der Lage sein werden.
Die Furcht vor Gott versteht der Mensch meistens als die Anstrengung, die Feigenblätterschürze besser zu machen.Und insofern kann ich persönlich hier auch KindGottes nur recht geben (ohne ihm diese Gedanken in den Mund legen zu wollen), solange wir uns vor Gott fürchten, ist es schwierig Gott wirklich zu lieben - und zwar nicht weil wir Gott nicht annehmen könnten, sondern (man verzeihe mir die etwas kindliche Umschreibung) weil wir es "nicht aus ganzem Herzen" tun. Und abgesehen davon, warum sollte es überhaupt von Vorteil sein, sich vor Gott zu fürchten?
Daß das sinnlos ist, muß ich wohl nicht erklären.
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