
Zitat von
daVinnci
Demnach heißt "Gesetz der gerechten Ernte" also soviel wie "wenn dir Böses widerfährt, dann wirst du es wohl verdient haben". Richtig verstanden?
Lior, wenn dem nicht so wäre, was wäre denn dann die Alternative?
Was die Alternative wäre? Nun ja, dass die Verknüpfung des natürlich Bösen mit dem moralisch Bösen nicht zwingend ist. Das eben nicht alles, was mit schlechtes passiert, eben auch „verdient“ im Sinne einer individuellen Schuld ist. (Von einer pauschalen „Erbsünde“ gehst du ja soweit ich das sehe nicht aus) Haben die Opfer großer Katastrophen wie eines Tsunamis oder eines Erdbebens alle dieses Leid durch ihre individuelle Schuld verdient? Oder habe ich es verdient, dass ein betrunkener Autofahrer durch einen Unfall mich in den Rollstuhl schickt? Hat Gott dann diesen Fahrer trunken werden lassen und seine Hand gelenkt? ... Das heißt nicht, dass das moralisch Böse nicht „aufgerechnet“ wird. Auch ich denke, der ungerechte Mensch erntet was er sät. Aber eben nicht in Form eines natürlichen Bösen.
Die Alternative ist für mich den Blick über das Weltliche hinaus zu richten. Nicht auf das weltliche zu säen und die Ernte in den natürlichen Dingen zu suchen, sondern vielmehr in den geistigen Dingen. Denn wenn das Gute Handeln nicht mit Blick auf eine weltlichen Belohnung geschieht, sondern um des Guten und um der Liebe zum Guten willen, da ist meiner Erfahrung nach Langmut, Gelassenheit und Zufriedenheit auch in Anbetracht großen Leidens die eigentliche Frucht. Es werden auch immer wieder Menschen für ihren Glauben verfolgt und müssen Leid erdulden. Hier anzunehmen, dass dieses Leid die verdiente Ernte einer früheren, bösen Saat ist, schiene mir befremdlich. Mir scheint die eigentliche Ernte liegt nicht darin, dass Menschen weltliches Leiden erspart bliebe, sondern dass sie all dieses Leiden frohen Herzens ertragen und ihren Feinden Nachsicht und Verständnis entgegenbringen.
Meine Alternative ist nicht über das Übel in meinem Leben zu klagen oder mich zu fragen, mit was ich dieses verdient habe, sondern dafür zu danken, dass ich die Zuversicht haben darf, vom Leiden nicht übermannt zu werden und aus allem stets auch Gutes gewinnen zu können....
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
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