Hallo Netkrel
Wenn ich mir das Ganze nochmal durch den Kopf gehen lasse, verstehe ich immer weniger, was genau du eigentlich reformieren/reformiert haben möchtest und warum.
Dazu hast du mir zugestimmt.Wenn ich dich richtig verstehe, geht es dir quasi um eine innere Erneuerung, dass der Glaube jedes Einzelnen weniger institutionalisiert ist, sondern als ganz persönliches Einlassen auf Gott gelebt wird. Direkt und unmittelbar an der Quelle und nicht anhand von Erfahrungen, die als Informationen aus zweiter Hand konsumiert werden ohne persönliche Eigenbeiteiligung, halt geglaubt wie das, was man in den Nachrichten hört.
Und diese Freiheit hat doch jeder, er wird dazu auch ausdrücklich ermutigt. Von der Gemeinde/dem Pfarrer/anderen Christen und auch durch die Bibel selbst, wenn er die Texte richtig liest - dh, an sich heran lässt, sich davon im Innersten in Frage stellen lässt und sich auf die Botschaft einlässt (statt sie sich als eine Art enzyklopädisches Wissen anzueignen).
Wie ich schon schrieb, sehe dich die Ursache dessen, dass so viele in einer oberflächlichen Konsumentenhaltung leben, eher als ein gesellschaftliches/Zeitgeist-Problem.
Und da würde ich ansetzen und versuchen, ein Bewusstsein zu wecken, Einsicht in das, was so eine Haltung mit unserem Leben macht usw
Dazu müssten sich Menschen aber Zeit nehmen, in der sie sich selbst mit der Stille um sich herum ertragen müssen....
Anstatt freie Zeit mit Zeitvertreib zu füllen, sich mit Reizen überfluten und ablenken ...
Wenn du so einen Prozess der Bewusstwerdung und Selbsthinterfragung wiederum irgendwie institutionalisieren willst und den Menschen vorgeben, welche Einstellung zur Bibel und zu anderen Religionen sie einnehmen sollen und was sie an Bewusstsein wie entwickeln sollen .... dann entmündigst du sie ja wieder genauso und förderst das unreflektierte Konsumverhalten.
Ich denke, da sind wir alle sehr unterschiedlich.
Der eine fühlt sich durch zu wörtlich genommene Bibelaussagen eingeengt in seiner Selbstfindung und dadurch, dass es institutionalisierte Frömmigkeitsausübung gibt.
Andere bekommen gerade dadurch die grösste Inspiration, dass sie wörtliche Aussagen der Bibel in ihrem Herzen bewegen und dann in ihrem eigenen Leben in bestimmten Situationen daraus Erkenntnisfetzen der tiefen Wahrheit aufblitzt, die darin steckt. Und so wird dann aus den toten Buchstaben gelebte Gotteserfahrung auf einem ganz persönlichen Weg mit Gott (ohne das Rad neu zu erfinden).
Und in der organisierten Gemeinde erleben sie Austausch und Gemeinschaft mit Anderen, Anregungen, Infragestellung der eigenen Position, Herausforderung durch das Ertragen der Unvolkommenheit und Schwäche anderer Geschwister - und besonders auch der eigenen. Wenn man erfährt, wie schwer es ist, theoretisch Verstandenes in konkret praktizierter Nächstenliebe angesichts der menschlichen Unvollkommenheit in die Tat um zu setzen und dabei immer wieder an die Grenzen der eigenen Unvollkommenheit stösst.
Also praktisch frei Radfahren lernen in der Praxis auf schwierigem Gelände.
Wem dieser Weg in einer sehr heterogenen Herde nicht zusagt, ist ja nicht dazu verpflichtet.
Er kann jederzeit seine eigene Bewusstseinsentwicklung allein durchmachen.
Und wenn er will, kann er sich dann einbringen mit seinen Erkenntnissen - bspw so wie du hier.
Und wird dann auch mit der Unvollkommenheit auf beiden Seiten konfrontiert und entwickelt sich weiter, stösst selbst aber auch andere zu neuen Gedanken an.
Daher finde ich es wichtiger, einzelne zu ermutigen, sich auf den persönlichen Weg mit Gott einzulassen.
Nicht die Kirche oder die Bibel zu reformieren.
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