Hallo Pepe
Das finde ich einen guten Anfang, wenn der Mensch einmal entschlossen ist, nicht (mehr) zu mauern und nicht Front zu machen. Die Bandbreite des menschlichen Lebens endet nicht da, wo das eigene Verstehen Grenzen hat. Zwischen den für uns erkennbaren Extremen gibt's immer unendlichfältige Abstufungen und Nuancen, und jede dieser feinen Unterschiede sind wiederum Tore - oder Ebenen in neue, andere Welten. Wir können niemals alles überblicken und ganzheitlich verstehen, wir können auch niemals alles in Worte fassen, aber wir können versuchen, einander teilhaben zu lassen an winzigen Ausschnitten unseres persönlichen Wesens. Dabei ist Gesagtes - auch Geschriebenes - niemals genau das, was der Nächste erfasst - und umgekehrt - , aber es kann eine bestimmte Schnittstelle entstehen im Austausch, eine Ebene des Sich-Findens und des Verstehens, darauf fruchtbare Begegnung stattfinden kann.
Jeder Mensch hat ein Gewissen, das laut und unangenehm schreit, wenn wir nicht wahr sind. Das Gewissen kann aber auch nur rudimentär vernommen werden, oder - wer sich übt in der Selbstbetrachtung - auch sehr nuanciert wahrgenommen werden. Es führt uns zur Wahrheit, wenn wir konsequent darauf achten, ganz wahr zu sein von der ersten Regung des Herzens an bis zur äusseren Handlung (Finger- und Zungenspitze). Was aber, wenn die erste Regung des Herzens, die der Mensch wahrnimmt, gegen das eigene oder gegen fremdes Leben gerichtet ist? Reflexion ist gefragt!
Als Massstab für das Reflektieren gibt es die Bibel (für mich Gottes Wort), die uns mit den 10 Geboten das Liebesgebot als Grundwahrheit Gottes vor die Fleisch-Augen hält. Solange wir Herzensregungen spüren, die den Geboten widersprechen, müssen wir uns selber beschneiden, Hände und Füsse abschneiden und Augen ausreissen und verwerfen, was wir abgeschnitten haben, und dann letztlich - wenn wir den Zugang zum Herzen gefunden haben - auch noch die Vorhaut des Herzens beschneiden. So kommen wir dann unsern Trieben allmählich auf den Grund und erkennen im Lichte der Wahrheit unter der entfernten Vorhaut, dass jeder Trieb an seiner Wurzel heilig ist und voll des Segens.
"Ein junger Fruchtbaum ist Josef, ein junger Fruchtbaum am Quell, ein junger Zweig an der Mauer. Man erbittert und reizt ihn, die Schützen stellen ihm nach. Sein Bogen sitzt sicher; gelenkig sind Arme und Hände. Das kommt vom Starken Jakobs, von dort kommt der Hirt, Israels Fels, vom Gott deines Vaters, er wird dir helfen. Gott der Allmächtige, er wird dich segnen mit Segen des Himmels von droben, mit Segen tief lagernder Urflut, mit Segen von Brust und Schoss. Deines Vaters Segen übertrifft den Segen der uralten Berge, den man von den ewigen Hügeln ersehnt." (1 Mo 49,22 - 26)
Für mich persönlich ist es auch sehr wichtig zu unterscheiden zwischen absoluter Wahrheit und persönlicher Wahrheit. Die absolute Wahrheit ist Gottes Eigentum und für mich kleinen Menschen kann sie nie vollumfänglich erfasst werden; es gibt also immer Verborgenes, das ich (noch) nicht erkenne und darum auch nicht in mein Bewusstsein und Dasein einbeziehen kann. Die persönliche Wahrheit ist die Reinheit des Herzens, die dadurch erkennbar ist, dass man mit dem Herzen, dem Mund und den Händen auf einer Linie ist; der Wahrheit treu zu bleiben ist eine der Voraussetzungen, um häppchenweise zur Gotteserkenntnis bzw. Gottesgewissheit durch's innere Wort zu gelangen.
Bitte nicht als Belehrung auffassen, sondern als ein Mit-dir-Teilen betrachten, das evtl. anregen kann, zu mehr innerer Klarheit zu gelangen. Vielleicht bin ich ungeschickt im Formulieren, und es kommt nichts Verständliches an bei dir. Ich akzeptiere das.
Lg Mitleser
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