Danke für deinen Beitrag NetKrel, auf den ich gerne eingehe.

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“NetKrel“
Keiner der noch Anwsenden hier ist übrigens Fanatisch find ich ... bitte nicht "eine feste Meinung" die man hat (oder so manche "extern-absichtlich getriggerte Emotionalität" ) immer gleich sofort in die Fanataismusecke schieben...
Nein, das wollte ich nicht NetKrel. Auch wenn ich nicht umhin komme festzustellen, dass der Ton hier auch schon freundlicher war. Aber mir ist schon klar, dass manche die hier schreiben von diesem Thema sehr exmotional berührt werden und deshlab vielleicht manchmal über das Ziel hinaus schießen. Da bin auch ich keine Ausnahme wie du richtig bemerkst. Mir ging es eher darum darauf hinzuweisen, warum es so wichtig ist die jeweils andere Ansicht anzuerkennen und zu respektieren. Weil wir ansonsten – wenn sich unsere emotionale Voreingenommenheit oder wie du es auch nennen möchtest verselbstständigt und nicht mehr gebremst wird – Gefahr laufen eben eine von Fanatismus geprägte Grundhaltung zu entwickeln. Das ist ja auch das, was du dem Fundamentalismus vorwirfst. Diese Denkmuster.

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“NetKrel“
Fanatismus ist schon nochmal ganz was anderes find ich... könnte man Dir genauso sagen übrigens sobald man sich zB auf "Dein Hoheitsgebiet" bewegt - die "Wissenschaftliche Ebene" - und dort Aussagen trifft die nicht mit Deiner persönlichen Ansicht übereinstimmen... :-) da bleibst Du dann ja auch nicht mehr so ganz "relaxt" und "locker" und "Lieberal"
Naja, ich gebe zu, ich sehe das etwas anderes, weil es hier nicht um Glaubensaussagen sondern teilweise um Falschaussagen zu belegbaren Dingen geht. Die Behauptung etwas sei in der Wissenschaft bewiesen, anerkannt oder gar Standard, ist (wenn es eben nicht zutrifft) in meinen Augen eine andere Aussage als eine Aussage aus dem Bereich der Glaubenslehren. Ich meine „Gott existiert“ hat gerade mit Hinblick auf die Überprüfbarkeit eine andere Qualität als die Aussage „Deutschland liegt auf dem afrikanischen Kontinent“. Aber dennoch… natürlich ist auch in einer solchen Diskussion der Respekt vor dem Gegenüber gefordert. Und wenn ich mich in einer solchen Diskussion im Ton vergreifen sollte, dann bitte ich dich – weise mich darauf hin. Denn natürlich mache auch ich Fehler und für eine solche Rückmeldung bin ich dir immer dankbar.

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“NetKrel“
Nee aber aufjedenfall: Wie siehst Du es? Gibt es - aus Deiner spirituellen Sicht - so etwas wie "Verantwortung für seine Taten" aus welcher man sich auch nicht heruasmogeln kann?
Ja, auch ich denke ein jeder hat die Verantwortung seiner Taten zu tragen. Das sehen wir schon im Alltag, in dem unser Handeln ja auch Konsequenzen hat. Wir tragen die Verantwortung, allein ob und wenn ja wie es eine endgültige Gerechtigkeit gibt, das ist denke ich Glaubenssache. An anderer Stelle habe ich ein weiteres Konzept skizziert, das ich mir vielleicht vorstellen könnte. Das nämlich mit dem Ende des irdischen Lebens durch Gottes Einwirken die Einsicht in all die Konsequenzen meines Handelns kommt. Und ich somit das von mir verursachte Gute wie auch das Böse „am eigenen Leib“ erfahre. Es bedarf aber meiner Meinung nach dafür keines karmischen Kreislaufes, denn der ist nur dort nötig, wo wir Zeit als linearen Ablauf verstehen. Betrachte ich Zeit aber als relativ, dann kann diese Einsicht, dieses „Erleben“ auch in nur einem Bruchteil einer Sekunde erfolgen – z.B. im Moment des Todes. Es kann aber eben auch ganz anders sein.
Vielleicht aber auch nochmal ein anderer Gedanke. Das Prinzip von Karma besagt ja im Eigentlichen nicht, dass ein Ausgleich nur für das Böse erfolgt, sondern auch für das Gute. Sprich es geht nicht darum möglichst gutes Karma anzuhäufen, sondern gar kein Karma, also ein Gleichgewicht herzustellen. Das Konzept der Vergebung ist nun auf den ersten Blick ein anderes, aber ist es das wirklich? Ich meine mal an einem praktischen Beispiel überlegt: Wenn mein Kleiner etwas kaputt macht, dann heißt ja „Vergebung“ nicht, dass ich sage „Super gemacht.“ Aber wenn er zu mir kommt, sich ganz im Vertrauen auf meine Liebe mir anvertraut und mir die Sache „beichtet“, dann mag es zwar sein, dass ich ihn tadle, ihm die Konsequenzen seines Handelns aufzeige oder auch eine Konsequenz verhänge (ich benutze bewusst nicht den Begriff Strafe, weil dieser etwas anderes impliziert) – aber ich übernehme auch seine „Schuld“ in der Form, dass ich den Schaden wieder ausgleiche. Vielleicht liegt also der Schlüssel im Glauben an als auch der Sehnsucht nach Gerechtigkeit wie auch unsere Vorstellung von der Vergebung der Schuld oder einem göttlichen Ausgleich darin verborgen – in der unbewussten Einsicht, dass alles im Gleichgewicht ruht. Ob nun aber das Gleichgewicht durch eine Strafe für den Täter oder als Ausgleich für das Opfer erfolgt? Wir werden es sehen. Das aber Gott dazu den Tod eines Menschen oder seines Sohnes bedarf, um hier einen Ausgleich zu schaffen – diesen Glauben teile ich nun eben auch nicht.

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“NetKrel“
ich fände es gut wenn es (Dir) möglich wäre das Thema [ die Gerichte(e) ] nicht zu sehr auf rein intellektueller Basis heranzugehen... weil es Primär ein spirituelles Thema ist…
Hier muss ich aber dennoch widersprechen. Ich verstehe dass für dich dies ein primär spirituelles Thema ist, für mich aber ist es bei all seinen spirituellen Aspekten nicht von der intellektuellen Basis zu lösen. Denn wir sind nun mal Menschen und auch wenn wir vielleicht in der Lage sind unseren Geist einer „höheren“ Wirklichkeit zu öffnen, bleibt es doch ein menschlicher Geist – d.h. er ist auch in materiellen und intellektuellen Aspekten verwurzelt und in ihnen beschränkt. Unsere Wahrnehmung bleibt abhängig von äußeren Einflüssen, von unserer Sprache, von unseren Denkmustern und ist damit nicht allein „individuell“ sondern immer auch Folge von gemeinschaftlichen Prozessen und ausgehandelten Konzepten. Schon indem wir hier diskutieren stellen wir unsere jeweilige Ansicht entgegen, nehmen manches auf, weisen anderes zurück und positionieren uns in einer Art, die nicht nur uns selbst bestimmt sondern auf jeden Leser zurückwirkt. „Die“ Realität und Wahrheit mag zwar für Gott existieren – wir aber sind in der Wahrnehmung derselben beschränkt und füllen die Lücken unserer Erkenntnis der Wirklichkeit durch menschliche Konstruktionen. Für mich gilt dies (gerade) auch in meinem religiösen Denken nicht außer acht zu lassen. Auf diese Dinge zu schauen ist auch kein Reduktionismus spiritueller Aspekte auf materielle Aspekte, sondern sozusagen nur die Betrachtung ihrer Manifestation in der materiellen Welt.
Lieben Gruß dir
Lior
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
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