Lieber Digido,
nun ja, wenn du nun sagst, dass (fast) alle wissenschaftliche Reinkarnationsforscher von der Realität der Reinkarnation überzeugt sind, dann mag das von mir aus so sein. Aber erstens würden die meisten mir bekannten Wissenschaftler im Zusammenhang mit Reinkarnationsforschung wohl kaum von „Wissenschaft“ sondern bestenfalls (ganz wie auch in Bezug auf die Parapsychologie) von einer „Para- oder Pseudowissenschaft“ sprechen, insofern wird die Selbstzuschreibung der Reinkarnationsforscher als "wissenschaftlich" nicht von der Wissenschaftsgemeinde mit getragen. Zweitens ist die Feststellung, dass (fast) alle Reinkarnationsforscher von der Richtigkeit ihrer Annahme ausgehen in etwa so aussagekräftig, wie dass die meisten Kreationisten den Kreationismus als wissenschaftliche Tatsache ansehen. Ausschlaggebend ist das nicht wirklich – das sollte dir doch klar sein, oder?
Auch hätte es mich interessiert, wie du glaubst (mit wissenschaftlichen Argumenten) so ganz selbstverständlich die Annahme widerlegen zu können, dass hinter der Reinkarnation in Wirklichkeit Dämonen stecken, die nur den Anschein erwecken, um Christen zum Reinkarnationsglauben zu verführen, ohne mit denselben Argumenten die Reinkarnation selbst nicht auch infrage zu stellen.

Was nun den logischen Fehlschluss betrifft, den habe ich dir mehrfach zu erklären versucht, und ich kann es eben nicht anders erklären, als eben darauf hinzuweisen, dass die Annahme, nur weil alle bekannten Erklärungsversuche unzureichend sind würde eine metaphysische Theorie bewiesen werden, formallogisch falsch ist bzw. nur dann zutreffend wäre, wenn man sich sicher sein könnte, dass man alle möglichen Erklärungsversuche bereits kennt. Was wieder Allwissenheit voraussetzen würde, da ansonsten Raum für ein Nicht-Wissen bliebe. Dieser Punkt hat nebenbei mit der Forschung oder Methodik von Stevenson wenig zu tun, sondern mit den Grundregeln der Logik! Möglicherweise habe aber auch ich dir die zugrundeliegende Problematik nicht verständlich genug erklären können. (In solchen Fällen – auch an die anderen aktiven Schreiber gerichtet – bin ich ehrlich dankbar für einen entsprechenden Hinweis. In Foren kann so etwas ja schnell passieren) Dann tut es mir natürlich leid und vielleicht darf ich dir daher im Gegenzug empfehlen, dich deinerseits mit formaler Aussagenlogik noch einmal zu befassen – Stichwort wäre eben "Sherlock-Holmes-Fallacy" oder auch "falsche Disjunktion".
Wie dem auch sei, ich denke wir haben unsere Positionen hinreichend erläutert, um jedem selbst die Möglichkeit zu geben sich ein Bild zu machen oder zumindest Ansatzpunkte für eigene Recherchen zu finden. Von meiner Seite aus müssen wir es also auch nicht ausufernd weiter thematisieren.

Ich danke dir desweiteren für deine Antwort bezüglich Reinkarnation in außerirdische Existenzen. Von der inneren Logik her würde das Ausbleiben einer solchen Reinkarnation zumindest erklären, weshalb Erinnerungen an eine irdische Reinkarnation den wesentlichen Teil von angeblichen Reinkarnationserinnerungen ausmachen. Deine Annahme vorausgesetzt NetKrel, müsste man doch sonst annehmen, dass eine frühere Existenz als Außerirdischer bei der Vielzahl möglicher außerirdischer Existenzen wahrscheinlicher ist als eine irdische Inkarnation. Und dann wäre es zumindest klärungsbedürftig, weshalb Erinnerungen an ein früheres außerirdisches Leben nicht sehr viel häufiger unter den angeblichen Reinkarnationserinnerungen festzustellen sind. Oder wie siehst du das NetKrel?
Einen schönen Abend euch beiden
Lior