@ Nachdenklich
Ach ja, das babylonische Sprachgewirr. Ich meine mit Seele nicht die Psyche. Also nicht das denkende, fühlende, Konzepte beherbergende Etwas. Dies würde ich als Gemüt bezeichnen. Die Seele, wie ich das Wort verstehe, ist frei von alle dem. Sie ist reines, bewußtes Sein; eigenschaftlos, formlos – der Gottesfunke in uns.
Kinder können vollkommen in ihren Sinneswahrnehmungen aufgehen. In einer Geschichte, einem Film, in einer Blume. Stimmt. Und ich habe auch nichts gegen Sinnesfreuden gesagt(!). Ich sagte nur, das es etwas gibt, wo gegen Sinnesfreuden schal zu sein scheinen. Ich halte es für wichtig zu differenzieren: Unser Körper braucht ein gewisses Mass an Schlaf und Nahrung. Ebenso braucht unser Gemüt ein gewisses Mass an Sinneseindrücken. Beides ist wichtig für eine harmonische, gesunde Funktionsweise. Allerdings sind Sinnesfreuden ein zwieschneigiges Ding; zuviel schafft Verdruss. Mehr, schneller, weiter. Unsere Konsumgesellschaft spricht da Bände. (Und trotzdem steigt die Anzahl der depressiven Erkrankungen.) Wir wollen immer mehr, bis wir irgendwann von dem einen übersättigt sind, und das nächste verlangen. Und so pendeln wir immer irgendwie zwischen Appetit und Aversion. Die Zauberkraft der Maja ;-)
Wenn Du Gott „auf Augenhöhe gegenüberzustehen und ihn eins zu eins mit allen Sinnen zu erleben“ möchtest, so scheint mir dies unmöglich, da das, was wir mit unseren Sinnen erfassen können, immer durch Form und Eigenschaft beschränkt ist. Gott kommt in allen, durch alles und als alles zum Ausdruck. Wie das Meer in jeder einzelnen Welle zum Ausdruck kommt. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass eine einzelne Welle das Meer wäre oder sein könnte.
Wenn Du mit mir einen Schritt zurück gehen magst. In der Interpretation des Prologs des Johhanesevangeliums, die ich oben gab, schrieb ich:
„Durch die fortschreitende Schöpfung (von einer immateriellen Schöpfung bis hin zu grober Materie) nahm die "Reinheit" dieses urprünglichen Seins ab. Es entstand die Illusion einer eigenständig existierenden Schöpfung und unabhängig voneinander existierender Dinge und Wesen. Quasi die Leugnung oder das Nicht-Erkennen der Einheit "hinter" der Vielheit. In der yogischen Philosophie nennt man diese Zauberkraft Maya.“
Der Zauber der Sinneswahrnehmung ist der Zauber der Maja. Wollen wir zu Gott, müssen wir zur Quelle zurück.
Aber niemand muss meine Ansichten teilen. Und es liegt mir fern, andere missionieren zu wollen. Weshalb ich eigentlich auch nie viel über diese Philosophie schreibe.
Deshalb, liebe(r) Nachdenklich, folge dem Weg, der Deine Liebe zu Gott vertieft. Mehr oder anderes könnte ich kaum raten :-)
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