Ergebnis 1 bis 10 von 22

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    luxdei Gast

    Standard

    Das Johannesevangelium ist sehr gnostisch geprägt, was wiederum für östliche Einflüsse spricht. Aus yogischer Sicht findet man vordergründig eine Zweiteilung: Schöpfungsgeschichte und das Erscheinen eines Avatars auf der Weltbühne. Beides weißt Parallelen auf.
    Da ich bei christlichen Mystikern ähnliche Gedanken fand, versuche ich es kurz darzustellen.

    1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. 2 Dasselbe war im Anfang bei Gott.
    Im Anfang war einzig Gott als reines Sein. Gegenstands- und eigenschaftslos. Und eigentlich nicht in Worte zu fassen. In diesem Sein entstand zu Beginn der Schöpfung eine Schwingung (das Wort). Diese Schwingung ist die erste Manifestation Gottes.

    3 Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.
    Alles, was ist, entstammt dieser Schwingung. Nichts, was existiert, hat eine andere Quelle.

    4 In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
    Diese Schwingung ist der Ursprung aller Existenz und offenbart sich auch in (nicht-physikalischem) Licht; wie es beispielsweise auch Hildegard von Bingen sah.

    5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen.
    Durch die fortschreitende Schöpfung (von einer immateriellen Schöpfung bis hin zu grober Materie) nahm die "Reinheit" dieses urprünglichen Seins ab. Es entstand die Illusion einer eigenständig existierenden Schöpfung und unabhängig voneinander existierender Dinge und Wesen. Quasi die Leugnung oder das Nicht-Erkennen der Einheit "hinter" der Vielheit. In der yogischen Philosophie nennt man diese Zauberkraft Maya.
    Ende des Schöpfungsberichts.


    9 Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.
    Hier betritt ein Avatar die Bühne. Ein Mensch, der fest im reinen göttlichen Bewußtsein verankert ist, und der Illusion der Schöpfung nicht unterliegt. Dieses bewußtsein ist in jedem Menschen immanent, meist nur "verschüttet". Es ist Christus, der Gottessohn in uns. Das der Illusion der Schöpfung verhaftete Bewußtsein wäre analog der Menschensohn.

    10 Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht.
    Da dieser Avatar wesensmäßig Ausdruck des absoluten (also nicht verhafteten) Bewußtseins (siehe Vers 1) ist, quasi identisch mit dem Göttlichen, war er seinem Wesen nach existent, bevor die Schöpfung begannt, und die Schöpfung entstammt diesem Göttlichen.
    Die in der Maya verstrickten Menschen konnten ihn wegen ihrer Verstrickung nicht erkennen.

    11 Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.
    s.o.

    12 Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben,
    Diejenigen, die ihr Bewußtsein dem Göttlichen öffneten, befähigte er / leitete er an, sich ihrer göttlichen Natur wieder bewußt zu werden.

    13 die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.
    Die also nicht (mehr vollständig) dem illusorischen Einfluss der Maya unterliegen.

    17 Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.
    Hier wird auf den exoterischen und den mystischen aspekt aller Religion angespielt. Jesus Christus = Jesus als Christus, als Avatar.

    18 Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist,2 der hat ihn uns verkündigt.
    Das menschliche, der Maya verhaftete Bewußtsein kann das Absolute nicht erkennen. Nur das Göttliche (Eingeborene, Christus) in einem jeden Menschen, kann auf das Absolute verweisen, es erkennen.


    Zitat Zitat von Nachdenklich
    Bekommen wir (wieder) einmal die Chance, dass Gott sich uns Sterblichen auf Augenhöhe nähert?
    Wie stehen die Chancen, dass wir Ihn, "durch Den die Welt geworden ist", (diesmals) erkennen?
    Es liegt ausschließlich an uns.
    Geändert von luxdei (31.08.2011 um 19:48 Uhr)

  2. #2
    Nachdenklich Gast

    Standard

    Danke @luxdei für deine Ausführungen!
    Alles was du schreibst ist mir nicht völlig fremd und ist gewiss schlüssig und logisch. Kostbar ist es, solche Zusammenhänge zu finden und sie zu erkennen weil einem "von Innen her ein Licht aufgeht", aber es ist eben für meine Begriffe doch eine sehr nüchterne Betrachtungsweise, wie viele andere sehr nüchternen Betrachtungsweisen, die ich z.B. aus Büchern kenne. Mag sein, dass ich die Tiefe / das Wissen, das in deinen Worten liegt noch lange nicht erfasst habe, vielleicht auch noch nie in den Genuss der Erfahrung gelangt bin, oder sie voll ausgeschöpft habe. Also habe ich womöglich gar nicht wirklich erkannt. - Ich weiss es nicht...

    Ich bin ein schrecklich "unvernünftiger" Mensch, was die Beziehung zu Gott anbelangt. "Verstehen" genügt mir nicht, auch "Wissen aus Erfahrung" sättigt nicht, was nicht bedeutet, dass ich die Erfahrung nicht such(t)e. Was mein Herz begehrt: ich möchte "wachsen im Verkosten", indem ich Gott begegne und ihn als Mensch erfahre. So ähnlich wie ein Liebhaber sich nicht ewig begnügt nur mit einem Bildnis von seiner Geliebten oder einer Erinnerung an sie, auch nicht mit dem Empfinden des Liebesgefühls, das sich in ihm regt. Alles das genügt dem Liebhaber nicht. Der Liebhaber will seine Geliebte mit allen Sinnen erfahren, sich in ihrer Gegenwart aufhalten, ihr Wesen entdecken und erkunden im Gespräch und in gemeinsamen Lebenserfahrungen. Auch wenn er sie (noch) nicht wirklich kennt und er weiss: er wird sie niemals ganz erfassen können, aber gerade deshalb ist ja die Begegnung und das gemeinsame Erleben gerade so wichtig. Die Liebe lässt den Liebhaber nicht müde werden, sich für seine Geliebte zu interessieren, sie zu hören, zu sehen, zu berühren, mit ihr zu sprechen, mit ihr an der Seite das Leben zu durchstreifen und im Zuge der Erfahrungen einzudringen in ihr tieferes Wesen, sich darinnen selber zu finden, dabei auch Neues, bisher nie Geahntes / Gewusstes entdecken.

    Genügt / sättigt euch geistig-spirituelle Gotteserfahrung wirklich? - Habt ihr niemals Sehnsucht, eurem Schöpfer als Gottmensch auf Augenhöhe gegenüberzustehen und ihn eins zu eins mit allen Sinnen zu erleben?

    Pures Verstehen oder geistig-spirituelle Einheitserfahrungen, die durchaus auch transzendente Elemente aufweisen, können mich nicht wirklich sättigen, sondern wecken vielmehr den Durst der Seele nach mehr und ganzheitlicher, auch sinnlicher Erfahrung / Begegnung mit dem Wesen Gottes in Menschenform, so nach dem Psalm Davids: "Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebedigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen?" Aber nicht wie der Psalmist treiben mich leidvolle oder unbefriedigende Lebenserfahrungen in diese Sehnsucht, sondern diese Sehnsucht ist das Ergebnis / die Folge eines glücklichen und erfüllten Lebens, das mich nach dem Geber, meinem grosszügigen, fernen Liebhaber und Gönner voller Dankbarkeit, Liebe und Neugier Ausschau halten lässt.

    Kann das jemand nachvollziehen? Geht es anderen vielleicht ähnlich? Fragt ihr euch manchmal auch, ob überhaupt, und weshalb eine lebenslange äussere Trennung zwischen wahrhaft Liebenden (Familienmitgliedern) nötige Voraussetzung ist auf dieser Erde? - Umso mehr, da sich das Göttliche offensichtlich laut Überlieferungen schon mehr denn einmal ins Fleisch kleidete? - Sind wir nicht vom Schöpfer geschaffen worden, um Ihm Gesellschaft zu leisten, damit er ein ihm ebenbürtiges Gegenüber hat?

    Würde es nicht neue / bessere Voraussetzungen für den Menschen bewirken, wenn der Ursprung und Herr / Meister des Lebens mitten unter uns wäre und die Menschen schon mit der Aussicht geboren würden, Ihn als Persönlichkeit im Menschenmass kennenlernen und sprechen zu dürfen, wenn sie genügend Lerneifer in Sachen Liebe an den Tag legten? - Muss er denn den Sterblichen immer verborgen bleiben?

    - Lacht mich nicht aus! Bin eben weniger der Verstandesmensch sondern mehr - ein Träumer? - ein Schwärmer? - gefühlsduselig? - Auf Abwegen? - Verirrt?
    - Ich folge einfach dem Zug meines Herzens... und bin stets etwas

    nachdenklich


 

Ähnliche Themen

  1. Once More - Noch Einmal
    Von Ingo im Forum Bildbetrachtungen mit den Augen des Glaubens
    Antworten: 3
    Letzter Beitrag: 24.12.2010, 09:32
  2. Noch eine Bitte
    Von Engela im Forum Gebete
    Antworten: 13
    Letzter Beitrag: 11.03.2010, 07:04
  3. Hatte Judas eine Chance?
    Von Fisch im Forum Glaubensfragen / Jesus / Gebete
    Antworten: 121
    Letzter Beitrag: 17.09.2008, 12:05
  4. Die Menschen bekommen es mit der Angst zu tun
    Von Larson im Forum Aktuelles Tagesgeschehen
    Antworten: 3
    Letzter Beitrag: 25.04.2008, 07:38

 Besucher kamen mit folgenden Begriffen auf diese Seite:

Kriegen wir eine zweite Chance

Stichworte

Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •