Hallo Zeuge, in der Zeit 800 – 200 vor Chr. wurde das sog. A.T. = Tanach im Wesentlichen zusammengestellt und in dieser Zeit mehrfach redaktionell überarbeitet. Ende 1. Jh. bestimmen jüdische Rabbinen nach eingängiger Quellscheidung und letzter Textüberarbeitung den genauen Umfang des hebräischen Tanach. Die ältesten Schriften stammen aus Qumran und nicht aus dieser Quellsammlung, sind jedoch im Wesentlichen z.B. Jesaja identisch, jedoch nicht überall Textgleich.Es stimmt daß nicht jeder Prophet selbst seine Botschaft aufgeschrieben hat. Sie hatten Schreiber (Baruch bei Jeremia z.B.), die aber nicht viel später gelebt haben, sondern Zeitgenossen und Mitstreiter der Propheten waren.
Daniel z.B. liest aus dem Buch (Schriftrolle) des Jeremia. Wann und von wem wurde denn, deiner Meinung nach, dieses Buch geschrieben, "aufgezeichnet"? Zwischen Jeremia und Daniel war kein Jahrhundert vergangen. Und das war die Zeit in der babylonischen Gefangenschaft, keine günstige Zeit für ruhige Redaktionsarbeit.
Es ist verständlich, daß gerade in dieser Zeit viele im Volk an die unheilvolle Vorhersagen der Propheten sich erinnert, und bei denselben Propheten nach Verheißungen des Heils gesucht haben. Dazu mußten sie aber die Schriften der Propheten bereits gehabt haben.
In dem doch langen Zeitraum von ca. 600 Jahren haben sich die sog. biblischen Schriften des heutigen Tanach mehrfach inhaltlich verändert und sind vor allem angewachsen, was die moderne Textforschung ziemlich klar belegen kann. (Ich empfehle hier einmal eingehende Fachliteratur.)
Noch ein Wort zu den sog. Schriftpropheten.
Der Begriff „Schriftpropheten“ ist missverständlich; denn die Propheten waren keine Schriftsteller, sondern Redner, also Boten Gottes. Ihre Worte wurden erst nachträglich gesammelt, schriftlich fixiert, z.T. überarbeitet, durch andere Worte oder Erzählungen ergänzt und zu einem Buch vereinigt. Aus diesem Entstehungsprozess heraus erklärt sich, warum die Prophetenbücher den Charakter von langen, ungegliederten Texten mit oft „merkwürdig“ unzusammenhängenden Gedankengängen tragen. Die Sammlungen der Prophetenworte wurden später miteinander verbunden und um weiteres Traditionsgut ergänzt. Daher gehen die Worte in den Prophetenbücher nicht allein auf den Propheten zurück, sondern dieser Grundbestand wuchs in einem langen, z.T. schwer zu durchschauenden Entstehungsprozess, aus dem die Prophetenworte erst wieder zu gewinnen und ihre ursprüngliche Situation zu rekonstruieren sind. Hier steckt in der Tat die Textforschung noch im Anfangsstadium.
Und das N.T. wurde in den Zeiten der Christenverfolgungen geschrieben. Als diese Verfolgungen im vierten Jahrhundert, nach dem die Kirche einen Freundschaftspakt mit dem Staat geschlossen hatte, aufhörten, war das N.T. längst fertig und wurde nur kanonisiert. Daher kann auch hier keine Rede von einer ruhigen Schrift- und Redaktionsarbeit sein.
Das ist einfach Unfug. Es ist längst unter Historikern unbestritten, dass das Christentum in seiner Gesamtheit nie eine überregionale Verfolgung erlitten hatte. Bis auf zwei Ausnahmen, die einen größeren Einflussbereich hatten, gab es keine wesentlichen Verfolgungen. Auch so eine kirchenfromme Legende übrigens. Das N.T. hat einen doch ziemlich langen Entstehungsprozess hinter sich und du irrst dich einfach in der Behauptung, dass es über das 4. Jahrhundert hinaus keine Textredaktionen gab. Die letzte große Textredaktion mit erheblichen Texteingriffen geschah nachweislich unter Papst Damasus. Das bis zum 200 Jahrhundert im großen und ganzen der Textumfang des N.T. feststand ist ebenso eine fromme Theologenlüge, denn Eusebius und viele andere seiner Zeitgenossen stritten noch immer über Form und Inhalt des Textgutes des N.T. Erst Konstantius (nicht Konstantin) beendete diese Gezeter mit den Worten: „Das was ich will ist kanonisch“. Ein Gang durch die Kirchengeschichte sei dir einmal angeraten.
Das stimmt eben nur zum Teil, denn es ist ebenso aus historischen Quellen verbürgt, das z.B. die ersten nichtjüdischen Jünger sich beschneiden lassen mussten, was bis in 70 n.Chr. übrigens auch so gehandhabt wurde. Wir wissen nämlich sehr genau, Paulus konnte sich nicht durchsetzen, das taten dann andere. Übrigens wurde von ihnen auch das halten des Shabbats abverlangt. Auch hier empfehle ich dir einmal einen Gang in die Frühgeschichte.Irrtum. Es war der Beschluß der Vorsteher der Gemeinde in Jerusalem, die Gläubige aus den Heiden nicht mit dem Gesetz (jüdischen Gebräuchen) zu belasten, sie nicht zu judaisieren.
Fakt ist, dass es anfänglich kaum Heiden gab, sie also weit in der Minderzahl waren und Fakt ist auch, dass es anfänglich eine reine jüdische Sekte war, welche ziemlich orthodox war. Nicht zuletzt deshalb lies genau diese Urgemeinde Paulus ziemlich abstrafen, weil er deren Regeln missachtete.
Absalom
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