
Zitat von
Provisorium
Ja, dieser Satz hat weitreichende Konsequenzen, denen man sich eventuell nicht so ohne weiteres bewusst ist.
Einmal bezogen auf unsere Unterhaltung bzgl des Themas "Reich Gottes" heißt das nämlich nichts anderes, als das die Welt unserer Vorstellung, also die Welt in der wir leben und die wir gemeinhin als real betrachten, gar nicht real, sondern eben lediglich nur geschaffen, respektive konstruiert, aber letztlich eben substanzlos ist. Das Reale, Substantielle kennen wir also gar nicht, sondern wir kennen immer nur die geschaffene, konstruierte Welt unserer Vorstellung. Realität und Substanz steht dementsprechend nicht, wie allgemein angenommen, dieser Welt auf der wir leben zu, sondern real ist allein das Reich Gottes, dass dieser Welt unserer Vorstellung als Urgrund zu Grunde liegt.
Erkenntnistheoretisch müsste man also, wenn man dieser Vorstellung glauben schenkt, einen Konstruktivismus annehmen, bei dem, so hatte es Immanuel Kant ausgedrückt, sich die Erkenntnis nicht nach den (wahrgenommenen) Gegenständen richtet (also als reine Abbildfunktion), sondern andersrum, sich die Gegenstände nach unserer Erkenntnis richten. Die Gegenstände, die wir in jedem Moment wahrnehmen, haben also gar keine Substanz, sie sind sozusagen gar nicht wirklich und real, sondern sie werden erst im Erkenntnisprozess geschaffen, oder konstruiert. Und dementsprechend leben wir gar nicht in einer realen Welt, sondern in einer idealistischen. Ist das nicht faszinierend?
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