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  1. #1
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    Zitat Zitat von daVinnci Beitrag anzeigen
    Endpunkt? Aber wohl nur für den der sich nicht mehr bewegt.
    Also ich persönlich bleibe an dieser Stelle wirklich sehr gerne stehen. Ich habe, ganz ehrlich, für den Rest meines Lebens genug damit zu tun, Eckharts Philosphie zu verstehen und zu verinnerlichen. Allerdings darf man das natürlich auch sehr gerne anders sehen und anders halten.

    Es ist ja auch nicht so, dass nach Eckhart im Christentum nicht mehr philosophiert wurde, aber meiner Meinung nach war danach niemand mehr so konsequent und so hellsichtig hinsichtlich des christlichen Glaubens und insofern ist Echkart für mich persönlich tatsächlich Höhe- und Endpunkt.

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  2. #2

    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Also ich persönlich bleibe an dieser Stelle wirklich sehr gerne stehen. Ich habe, ganz ehrlich, für den Rest meines Lebens genug damit zu tun, Eckharts Philosphie zu verstehen und zu verinnerlichen. Allerdings darf man das natürlich auch sehr gerne anders sehen und anders halten.

    Es ist ja auch nicht so, dass nach Eckhart im Christentum nicht mehr philosophiert wurde, aber meiner Meinung nach war danach niemand mehr so konsequent und so hellsichtig hinsichtlich des christlichen Glaubens und insofern ist Echkart für mich persönlich tatsächlich Höhe- und Endpunkt.

    LG
    Provisorium

    Jeder so wie er mag und kann! Dafür gab uns der Schöpfer unseren freien Willen und damit die Eigenverantwortung.

    Nur eines begreife ich nicht. Du schreibst, Du bleibst gerne stehen. O.K. Du schreibst aber auch gleichzeitig: "aber meiner Meinung nach war danach niemand mehr so konsequent und so hellsichtig hinsichtlich des christlichen Glaubens und insofern ist Echkart für mich persönlich tatsächlich Höhe- und Endpunkt. "

    Wie hast Du das im stehen bleiben herausgefunden? Welche fundierte Meinung kann man sich im stehenbleiben bilden? :-(

    Im schon genannten Werk "Im Lichte der Wahrheit" las ich "ZUM GELEITE":

    Auszug: "Nur wer sich selbst bewegt kann geistig vorwärts kommen.................Deshalb erwacht! Nur in der Überzeugung ruht der rechte Glaube, und Überzeugung kommt allein durch rücksichtsloses Abwägen und Prüfen! Steht als Lebendige in Eures Gottes wundervoller Schöpfung!"


    Diese Worte haben mich bewegt und nachdenklich gemacht.

    PS: Wie heisst es doch: "Wer sich nicht bewegt spürt seine Ketten nicht".
    Geändert von daVinnci (06.09.2015 um 09:53 Uhr)

  3. #3
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    Zitat Zitat von daVinnci Beitrag anzeigen
    Nur eines begreife ich nicht. Du schreibst, Du bleibst gerne stehen. O.K. Du schreibst aber auch gleichzeitig: "aber meiner Meinung nach war danach niemand mehr so konsequent und so hellsichtig hinsichtlich des christlichen Glaubens und insofern ist Echkart für mich persönlich tatsächlich Höhe- und Endpunkt. "

    Wie hast Du das im stehen bleiben herausgefunden? Welche fundierte Meinung kann man sich im stehenbleiben bilden? :-(
    Also ich weiß jetzt gerade nicht genau, ob wir da eventuell aneinander vorbei reden? Mit "stehen bleiben" meine ich, dass ich in der Auseinandersetzung mit meinem Glauben irgendwann feststellen durfte, dass mir die christliche Philosophie Meister Eckharts eine derartige Fülle an Inspiration, Gedanken, Wegweisung und Vorstellungen bietet, dass ich den Rest meines Lebens damit beschäftigt sein werde, dies alles in mich aufzunehmen und diskursiv und spirituell zu verarbeiten.

    Selbstverständlich geht man dann aber mit dem, das man z.B. über Eckhart "aufgenommen" hat, durch sein Leben und begegnet noch vielen anderen mehr oder minder weisen Menschen, mit denen man sich dann aber immer auch auf Grundlage der Philosophie Eckharts auseinandersetzt.

    Sollte mir nun aber, was ich nicht glaube, irgendwann eine Philosophie, eine Lehre, ein Gedankengebäude schlüssiger und wahrhaftiger vorkommen, als die Philosophie Eckharts, dann werde ich selbstverständlich auch Eckhart hinter mir lassen, aber da ist weit und breit rein gar nichts in Sicht! :-)

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  4. #4

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    Hallo @Provisorium

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Also ich weiß jetzt gerade nicht genau, ob wir da eventuell aneinander vorbei reden? Mit "stehen bleiben" meine ich, dass ich in der Auseinandersetzung mit meinem Glauben irgendwann feststellen durfte, dass mir die christliche Philosophie Meister Eckharts eine derartige Fülle an Inspiration, Gedanken, Wegweisung und Vorstellungen bietet, dass ich den Rest meines Lebens damit beschäftigt sein werde, dies alles in mich aufzunehmen und diskursiv und spirituell zu verarbeiten.

    Selbstverständlich geht man dann aber mit dem, das man z.B. über Eckhart "aufgenommen" hat, durch sein Leben und begegnet noch vielen anderen mehr oder minder weisen Menschen, mit denen man sich dann aber immer auch auf Grundlage der Philosophie Eckharts auseinandersetzt.

    Sollte mir nun aber, was ich nicht glaube, irgendwann eine Philosophie, eine Lehre, ein Gedankengebäude schlüssiger und wahrhaftiger vorkommen, als die Philosophie Eckharts, dann werde ich selbstverständlich auch Eckhart hinter mir lassen, aber da ist weit und breit rein gar nichts in Sicht! :-)
    So hatte ich Deinen Beitrag auch verstanden, wo Du sagtest, dass Du da "gerne stehen" bleibst.

    Allgemein gesprochen, glaube ich, liebst Du die "positive Negation" (aber berichtige mich falls ich mich irre...Du weist das natuerlich besser )...

    Stichwort "Negative Theologie" oder "geistige Armut".

    In meinen Augen bleibst Du naemlich ganz und gar nicht "stehen" mit den Lehren Meister Eckharts, wenngleich man das im buchstaeblichen Sinne vieleicht so (miss)verstanden haben koennte in Deinen Beitrag...

    Auch ist die "Negative Theologie", soweit ich sie aus Deinen Beitragen erklaert bekommen habe, natuerlich auch keine im Negativen (schlechten) Sinne "Negative Theologie".... ja eher im Gegenteil (hier wieder das Prinzip der "positiven Negation): Die Aussagen (von Dir als "eckhhartscher Schueler" :-) ) die hinter der "negativen Theologie" stehen...die sind (imho) hochkaraetig... zumindest in meinen Augen.

    Rein (im Sinne von Reinheit)...

    Das gleiche mit der "geistigen Armut"... da steckt in Wahrheit einfach_Weisheit dahinter... imho.

    Ich sehe es uebrigens auch so wie Du:
    In meinen Worten: Das, was Meister Eckhart lehrte - bzw. so, wie Du seine Lehren wiedergibst... das muss man alles erstmal nicht nur "erfassen" sondern auch authentisch (!) verinnerlicht bzw. vor allem auch umgesetzt haben... sei es auf geistlich innerer Ebene...auf intellektueller Ebene... als auch vor allem im taeglichen "Gesamt Leben"...

    Ich stimme Dir da echt sehr zu:
    Das ist ein "Reifeprozess" der quasi ein ganzes Leben andauern kann... (und das Wort "kann", kann man in diesem Satz wahrscheinlich sehr "transparent" silber-weiss-farbig auf weissen Hintergund noch setzen... in den aller meisten Faellen wahrscheinlich :-) )

    Meister Eckhart stufe ich rein persoenlich fuer mich als "sehr inspiriert vom Geist Christi" ein... sehr! (Anmerkung: Jetzt rein in christlicher Terminologie dies gesagt) ...

    Ich bin auf jedenfall der Ansicht dass M. Eckhart ein "hochrangiger Apostel Christi" war (dies ebenfalls in "christlicher Terminologie" gesagt...)... obwohl er sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gar nie selbst so bezeichnet haette... zumindest ist mir da nichts bekannt... aber ich sehe M.Eckhart als solch einen "Apostel" ...

    Was mich immer wieder erstaunt auch: Ich hab mich wirklich nicht viel mit M. Eckhart beschaeftigt... wenngleich er mir natuerlich schon ein Begriff immer war und ist und ich schon auch immer wieder mal hier und da was von und ueber ihn lese...ja vor allem hier bei den Gnakis durch Deine Beitraege...


    Das finde ich immer wieder interessant: Das, so wie ich Dich bzw. M. Eckhart verstehe...ist sehr sehr oft ziemlich identisch, wie auch ich die Dinge betrachte.... also jetzt rein von den eigentlichen Grundaussagen her... und sehe es auch so wie Du, dass dies "ein Weg" ist, den man "erstmal schaffen muss zu gehen"... ich behaupte da rein von mir selbst dass ich diesbzgl. noch einiges "immer wieder mal" noch am stolpern bin :-) ... mal mehr mal weniger... aber, bei mir, eher mehr als weniger... isso.


    Wollte Dir das nur geschrieben haben, als Kommentar zu Deinen Beitragen.

    lg
    Geändert von net.krel (07.09.2015 um 04:17 Uhr)

  5. #5
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    Zitat Zitat von NetKrel
    Nur mein Ansatz ist ein anderer Lior... mir geht es nicht nur lediglich darum, dass der "spirituellen Lebenswelt" des Betroffenen gegenueber mehr Offenheit entgegen gebracht wird, sondern vor allem und primaer, dass der Psychologe und Therapeut entweder selbst ein Fachmann auf dem Gebiet der Spiritualität ist... und falls nicht, er dann mit diesen Zusammenarbeitet...
    Ich bin offen gesagt nicht sicher ob eine Umsetzung hier möglich wäre, noch ob es nötig ist. Thalestris hat da ja bereits einiges dazu gesagt. Auch ich denke es gibt doch bereits ein breites Angebot verschiedener Lebenshilfen. Es gibt die Seelsorge, es gibt diverse spirituelle Lebensberatungen, philosophische Lebensberatung, und nicht zu vergessen sind viele Psychotherapeuten auch keine Atheisten, sondern haben als Menschen eine Vorgeschichte, und nicht selten auch aus ihrem Glauben heraus den Wunsch entwickelt, anderen Menschen zu helfen. Ich kenne z.B. einige sich in ihrem Selbstverständnis als Hexe oder Druiden bezeichnende Therapeuten, die aus ihrer spirituellen Überzeugung heraus ihren Berufsweg eingeschlagen haben und ihre spirituellen Ansichten auch in die Therapie mit einfließen lassen. Ich kenne einen theosophischen Arzt, der bei orthopädischen Problemen auch mal Beeinflussung durch schwarze Magie mutmaßte oder einen Neurologen, der Probleme seiner Patienten auch aus der chinesischen Energielehre beurteilt. Die christliche Psychotherapie als ein weiteres Beispiel ist denke ich hinlänglich bekannt. Es gibt also dieses Zusammenwirken durchaus - obschon zugegeben sicherlich in geringerer Zahl als andere. Was mir hingegen vielmehr oftmals problematisch erscheint, ist der Umstand, dass viele spirituellen Lebenshelfer keinerlei Kenntnisse psychologischer Natur besitzen, geschweige denn in der Lage sind auftretende Symptome richtig einzuordnen. Und die Folgen einer derartigen Fehleinschätzung kenne ich ebenfalls in nicht geringer Zahl.

    Davon abgesehen müsste man aber denke ich die Frage stellen, anhand welcher Kriterien wir ein Expertentum in der Spiritualität festmachen? Wer gibt diese Richtlinien vor? Woran orientieren wir uns bei der „Qualitätskontrolle“? Ich meine wie verhindern wir, dass jeder x-beliebige sich als spirituellen Fachmann präsentiert und lustig drauflos therapiert? Und ich habe den Eindruck, dass wir den mehr als fruchtlosen Streit über den richtigen Glauben und die „echte“ Inspiration bzw. spirituelle "Fachkompetenz", die in diversen Foren zu beobachten ist, dann ganz schnell auch in diesem Bereich hätten.

    Zitat Zitat von NetKrel
    Ich habe keine Skepsis oder Blocker der Psychologie gegenueber. Im Gegenteil... Und die Zusammenarbeit, weis ich auf Erfahrung, klappt wunderbar, wenn das bzgl. der Spirituallitaet gegenueber ebenso die Grund-Einstellung ist. Psychotherapeutische und spirituelle Zusammenarbeit harmonieren im Prinzip wunderbar (Hervorhebung von mir / Lior)
    NetKrel… ist dir bewußt, dass es einen Unterschied gibt, zwischen Psychologie als wissenschaftlicher Disziplin und Psychotherapie? Das ist nicht böse gemeint, du weißt dass ich dich sehr schätze. Aber bei dem was du schreibst bin ich mir teilweise nicht wirklich sicher, ob dir die Methode und das Arbeitsfeld der Psychologie als auch der Unterschied zur Psychotherapie wirklich so deutlich bewußt ist.

    Zitat Zitat von NetKrel
    Hier schwingt in meinen Augen nach wie vor noch die "Revier Panik" :-) mit
    Nein, ich denke das hast du falsch verstanden. Ich meinte es im Sinne Planks - „hier verlassen wir die Physik und müssen abgeben an die Philosophen“. Es geht mir nicht um „das hier ist mein, das hier ist deins“, sondern um ein „hier ist die Grenze des mir erlaubten“. In einem Fußballspiel kann ich halt nicht mit einem Tennisschläger spielen, das ist gegen die Regeln. Ebenso ist es unsinnig von einer empirischen Wissenschaft zu erwarten, dass sie den Arbeitsraum der empirischen Wissenschaft verlässt. Dazu müsstest du erst einmal in die Philosophie gehen und die wissenschaftstheoretischen Grundlagen ändern. Mit Revierpanik hat das wenig zu tun, denn um es ganz offen zu sagen … die Wissenshaft wird auch weiter ihren theoretischen Grundlagen verpflichtet sein und im Zweifel wenig auf die Wünsche jener geben, die das gerne anders haben wollen.^^
    Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.

  6. #6
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    Hallo lieber Bruder net.krel,

    Zitat Zitat von net.krel Beitrag anzeigen
    Allgemein gesprochen, glaube ich, liebst Du die "positive Negation" (aber berichtige mich falls ich mich irre...Du weist das natuerlich besser )...

    Stichwort "Negative Theologie" oder "geistige Armut".
    Hehe, ja, das kann man so sagen. :-)

    Ich muss gestehen, dass mir das nicht immer auffällt, dass ich mich teilweise missverständlich ausdrücke, wenn ich z.B. solche Begriffe wie "geistige Armut", oder "negative Theologie" nutze, weil mir persönlich diese Begriffe eben so vertraut sind, dass ich gar nicht mehr angemessen in Erwägung ziehe, dass das für den Leser völlig unverständlich und mit ganz großen Fragezeichen rüber kommen könnte.

    Aber du hast völlig recht, bei "negativer Theologie" könnte man wirklich denken, dass das eine Theologie sei, die sich kritisch und eben eher negativ mit Gott auseinandersetzt und "geistige Armut" versteht man heute in den meisten Fällen wahrscheinlich auch nicht mehr als etwas Positives, weil man mit Armut eben eher negative Dinge verbindet.

    Ich lebe und denke da wohl wirklich manchmal zu sehr in "mittelalterlichen Vorstellungen". Aber das tu' ich halt auch sehr gerne! :-)

    Zitat Zitat von net.krel Beitrag anzeigen
    In meinen Augen bleibst Du naemlich ganz und gar nicht "stehen" mit den Lehren Meister Eckharts, wenngleich man das im buchstaeblichen Sinne vieleicht so (miss)verstanden haben koennte in Deinen Beitrag...
    Ja also Eckhart ist halt einerseits meine "große Leidenschaft", den ich wirklich von ganzen Herzen liebe, weil mich noch nie ein Denker so tief berührt und so intensiv angesprochen hat wie er und andererseits ist er halt auch wirklich ein moderner Denker, was man bei einer 700 Jahren alten Philosophie eigentlich nun nicht erwarten würde.

    Der jüdische Schriftsteller und Philosoph Ludwig Marcuse schrieb mal über Eckhart:

    Der stärkste Kopf, der energischste, radikalste Denker unter den Mystikern, der, welcher das zu Verschweigende am eindringlichsten bewusst gemacht hat, war Meister Eckhart. Lange bevor die „Entmythologisierung“ erfunden wurde, war er der radikalste Entmythologisierer.

    Eckhart war die Aufklärung – ohne Verklärung, war aufgeklärter als die Aufklärung. Er war in der Tat viel gefährlicher als später Luther, als die Entlarvung des Priester-Betrugs im achtzehnten Jahrhundert, als der harmlose Atheist des zwanzigsten. Eckhart deckte den „Abgrund“ auf, den alle Religionen und Philosophien zudeckten.

    Und das kann ich wirklich nur bestätigen, denn je länger ich mich mit Eckhart, seiner Person, seiner Philosophie, generell seinem Denken und auch mit der Zeit , in der er lebte und wirkte auseinandersetze, desto mehr wird mir bewusst, wie aktuell er noch heute ist und dass er zu vielen Fragen, die wir heute noch haben, originelle, ja einzigartige Antworten gefunden hat!

    Bezeichnend ist vielleicht auch die Tatsache, dass der Vorsitzende der Giordano Bruno Stiftung, Michael Schmidt Salomon, der mit seiner Stiftung sozusagen sowas wie der "Chefatheist und Hauptreligionskritiker Deutschlands" ist, in einem Interview einmal erklärte, dass er trotz seiner starken Abneigung gegenüber allem Christlichen, mit Meister Eckhart überhaupt kein Problem habe. Eckhart wird also sogar von den Atheisten geschätzt. :-)

    Es ist jedenfalls so, dass man sich auf unterschiedlichste Weise dem "Phänomen", dem Menschen Eckhart nähern kann und man muss ja gar nicht tief in seine Philosophie einsteigen, wenn man das nicht möchte, sondern man kann sich sehr gut auch mit Gewinn an seinen deutschen Predigten erfreuen, über sie meditieren und sie einfach auf sich wirken lassen, ohne darin jetzt tiefschürfende philosophische Erkenntnisse zu suchen.

    Er ist halt einfach auch ein toller Schriftsteller, mit einem sehr schönen Stil, der die deutsche Sprache sehr bereichert hat. Das Wort "Gelassenheit" zum Beispiel hat er in die deutsche Sprache eingeführt und ohne Eckhart würde es also gar keine Gelassenheit geben - das sagt doch schon so Einiges aus, finde ich, oder....? :-)

    Und, na ja, wenn er einen mal gepackt und fasziniert hat, dann hat man ruckzuck dutzende Bücher zu lesen, muss sich generell mit der griechischen Philosophie und mit der Geschichte und den Lebensumständen der damaligen Zeit auseinandersetzen und sehr bald schon verbringt man sehr viele Stunden lesend, grübelnd, denkend, forschend, träumend und meditierend und am Anfang meint man noch, dass man mit großen Schritten voran kommt, aber alsbald merkt man dann, dass man doch noch sehr am Anfang seiner Reise steht und nun eher weiß, dass man noch nichts weiß und dann geht man tiefer und gibt sich immer intensiver in die ganze Sache rein, versucht den Überblick, die Draufsicht zu wahren und weil man bei Eckhart wirklich immer wieder so viele Dinge in eins zusammen denken muss, kommt man doch nie an ein wirkliches Ende, was aber letztlich doch einfach nur schön ist, weil Eckhart einem dadurch auch das Vertrauen lehrt...Man muss nicht alles wissen und verstehen...

    Zitat Zitat von net.krel Beitrag anzeigen
    Auch ist die "Negative Theologie", soweit ich sie aus Deinen Beitragen erklaert bekommen habe, natuerlich auch keine im Negativen (schlechten) Sinne "Negative Theologie".... ja eher im Gegenteil (hier wieder das Prinzip der "positiven Negation): Die Aussagen (von Dir als "eckhhartscher Schueler" :-) ) die hinter der "negativen Theologie" stehen...die sind (imho) hochkaraetig... zumindest in meinen Augen.
    Oh, hochkarätig, da hast du aber bisschen viel gesagt, da werde ich ja bisschen rot...:-) Aber schön, wenn dir das was ich schreibe gut gefällt und etwas in dir berührt!

    Für mich war die Entdeckung der negativen Theologie z.B. auch ein ganz besonderer Moment, weil ich schon immer spürte, dass wir mit unseren positiven Aussagen über Gott, mit all den Attributen, die wir ihm "andichten", eben mit all unseren Bestimmungen, letztlich fehl greifen und Gott kein bisschen näher kommen.

    Und negative Theologie ist sich ganz einfach darüber bewusst, dass man über Gott keine positiven, keine wirklich treffenden Aussagen machen kann, denn alles was wir über ihn sagen könnten, wären doch nur weltliche Vorstellungen und diese würden ihm nicht gerecht werden. Deshalb kann man immer nur sagen was er nicht ist und also spricht man von "negativer Theologie", im Gegensatz zu "positiver Theologie", die Gott eben mit irgendwelchen Begriffen "dingfest" und bestimmbar machen möchte.

    Zitat Zitat von net.krel Beitrag anzeigen
    Das finde ich immer wieder interessant: Das, so wie ich Dich bzw. M. Eckhart verstehe...ist sehr sehr oft ziemlich identisch, wie auch ich die Dinge betrachte.... also jetzt rein von den eigentlichen Grundaussagen her... und sehe es auch so wie Du, dass dies "ein Weg" ist, den man "erstmal schaffen muss zu gehen"... ich behaupte da rein von mir selbst dass ich diesbzgl. noch einiges "immer wieder mal" noch am stolpern bin :-) ... mal mehr mal weniger... aber, bei mir, eher mehr als weniger... isso.
    Ja, die Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen sind in der Tat bemerkenswert, weil wir ja auch jeweils aus der ganz eigenen Ecke kommen und obwohl wir uns dementsprechend aus unterschiedlichen Richtungen dem Thema Glaube, Religion, Spiritualität und Gott und die Welt nähern, finden wir doch immer wieder und sogar recht häufig zu den gleichen Überzeugungen. Das ist schön!

    Allerdings ist grundsätzlich auffällig, dass sich Gläubige, die sich eher so in die "mystische Richtung" entwickeln, generell sehr häufig, sehr ähnlich denken und glauben. Das ist sogar religionsübergreifend so und vieles was ich persönlich glaube, finde ich auch im Buddhismus, im Hinduismus, oder in den mystischen Strömungen des Judentums und des Islam wieder.

    Ich muss auch sagen, dass ich bisher noch niemanden im Internet kennen lernen durfte, der mich und meinen Glauben so brüderlich und herzlich "annimmt", wie du es tust, oder thalestris, oder auch der liebe Lior, der mir schon früher, als er noch Kasper hieß, immer sehr positiv aufgefallen war, weil in seinen Worten und Aussagen immer ganz viel Toleranz und Liebe mitschwingt - sowas spüre ich sofort!

    Genau wie ich es sofort spüre, wenn jemand fleißigst bei Paulus in die Schule gegangen ist, weil dann leider gar nicht so selten so eine gewisse Härte und manchmal sogar verbitterte Strenge in den Aussagen zum Tragen kommt...

    Zitat Zitat von net.krel Beitrag anzeigen
    Wollte Dir das nur geschrieben haben, als Kommentar zu Deinen Beitragen.
    Das ist wirklich sehr sehr lieb von dir und hat mit sehr sehr gut getan! Vielen lieben Dank!

    LG
    Provisorium
    Geändert von Provisorium (07.09.2015 um 10:22 Uhr)
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  7. #7

    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Ich muss gestehen, dass mir das nicht immer auffällt, dass ich mich teilweise missverständlich ausdrücke, wenn ich z.B. solche Begriffe wie "geistige Armut", oder "negative Theologie" nutze, weil mir persönlich diese Begriffe eben so vertraut sind, dass ich gar nicht mehr angemessen in Erwägung ziehe, dass das für den Leser völlig unverständlich und mit ganz großen Fragezeichen rüber kommen könnte.
    :-) Also bei den Hauptelementen (zB geistige Armut) solpere ich da nicht mehr drueber. Da weis ich mittlerweile schon was das herzallerliebste :-) Provisorium damit meint... zumindest die Richtung.

    Nur letztens... das mit dem "Idealismus"... da bin ich drueber gestolpert, aber das lag eher an mir weil nochmals Deinen Beitrag gelesen war es mir dann auch klar was Du mit "Idealismus" - im Kontext geblieben - ja nur meinen konntest.

    Wobei: Selbst sogar den klassischen Idealismus (miss?)verstanden, konnte man das im "Mehrfach-Klangsinn" sogar auch so verstehen ohne dass die Gueltigkeit dem eigentlichen Sinn nach verloren gegangen waere... imho.

    Also zufaelliger? Weise gar nicht unbedingt ein Widerspruch zum entsprechenden Absatz...aber dann natuerlich etwas aus dem Kontext gerissen...


    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Der jüdische Schriftsteller und Philosoph Ludwig Marcuse schrieb mal über Eckhart:

    Der stärkste Kopf, der energischste, radikalste Denker unter den Mystikern, der, welcher das zu Verschweigende am eindringlichsten bewusst gemacht hat, war Meister Eckhart. Lange bevor die „Entmythologisierung“ erfunden wurde, war er der radikalste Entmythologisierer.

    Eckhart war die Aufklärung – ohne Verklärung, war aufgeklärter als die Aufklärung. Er war in der Tat viel gefährlicher als später Luther, als die Entlarvung des Priester-Betrugs im achtzehnten Jahrhundert, als der harmlose Atheist des zwanzigsten. Eckhart deckte den „Abgrund“ auf, den alle Religionen und Philosophien zudeckten.
    Die "Dekodierung" von "hochrangiger Apostel Christi" quasi... das trifft es wirklich sehr gut wie ich M.Eckhart auch so sehe... man bedenke: Das alles unter dem strengen Auge der rkk-Inquisition... das war eine regelrechte (auch sprachliche) Meisterleisung da ueberhaupt so lange damit "durch zu kommen"... find ich.

    Letztendlich betrachte ich auch die "biblischen Apostel" so, wenn man sich den Kontrast vor Augen haelt zwischen den damaligen "antik-juedischen" False-Priesterschaften und den Aposteln und natuerlich an erster Stelle Jesus selbst.

    Sie entlarvten damals auch den "Priester-Betrug"... und zwar radikal wuerd ich sogar sagen. Ich betrachte die ganze Sache oft auch aus diesem Blickwinkel... ohne jetzt in theologische Eiknzelheiten da jetzt grad reinzugehen.

    Was die damals schrieben und sagten... rein Anhand den neutestamentarischen Ueberlieferungen her bzgl. der damaligen False-Priesterschaft... also so "scharf-heftig" war ich glaub ich selbst in meinen "kritischsten Zeiten" nicht...

    Sprich: Ich bin nicht "in den heiligsten Tempel" in die "heiligste Stadt" nach Rom in den Petersdom gegangen und hab dort "randaliert"... Jesus, im Jerusalermer Tempel,mit seinen Juengern als Begelitung, schon :-)

    Und aber auch die Streitgespraeche und Aussagen in den Briefen und Evangelien... da war echt hoch-scharfe Kritik teils dabei bzgl. den damaligen "false-Priester-Betrug"...

    Das war alles damals, in meinen Augen, eine sehr tiefgreifende elementare "spirituelle Reformation"... also jetzt rein nur von den Ueberlieferungen betrachtet... das "grosse Bild"... ohne jegliche theologischen Thematisierung...

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Ich muss auch sagen, dass ich bisher noch niemanden im Internet kennen lernen durfte, der mich und meinen Glauben so brüderlich und herzlich "annimmt", wie du es tust, oder thalestris, oder auch der liebe Lior, der mir schon früher, als er noch Kasper hieß, immer sehr positiv aufgefallen war, weil in seinen Worten und Aussagen immer ganz viel Toleranz und Liebe mitschwingt - sowas spüre ich sofort!
    Dem schliese ich mich ganz an. Handschuettel-@all :-)

    Es sind auch viele enge Gemeinsamkeiten vorhanden die uns da alle verbinden finde ich. Natuerlich nicht 100% Meinungsgleichheit in allen Themenbereichen... aber wo ist das schon 100% der Fall? :-)

    Das Herz stimmt aufjedenfall und mir persoenlich (und imho auch uns) ist das Nr. 1.

    Dann erst der Rest :-)

    Auch theologisch seh ich es so: Gott ist in meinen Augen [auch] die Bedingungslose Liebe. Und ich versuche zumindest immer dieser Richtung zu Interpretieren... oder ganz generell die spirituellen Dinge so zu sehen.

    Ich weis jetzt nicht ob die "negative Theologie" - die ja sagt alle unseren Vorstellungen/Glaube/"vermeintliche Erkenntnis" ueber Gott kommen nie an Gottes Realitaet rann (wo ich auch zustimme) - das zulaesst... aber ich seh es dennoch wirklich so... und wenn es noch weit darueber hinaus geht... wow :-)

    Eine Spirituallitaet ... eine Theologie ... oder auch ein Verstaendnis (Wie auch immer geartet) ueber die Aussagen Jesus... ohne die Liebe Gottes berueckschtigt... ist fuer mich persoenlich "das wichtigste weggelassen"...

    Ich seh es aber auch bzgl. den Wissenschaften letztendlich so: Sie haben in meinen Augen als Hauptaufgabe den Menschen zum Frieden und Glueck beizutragen... also nicht alles "rein technisch/maschinell" zu sehen... wobei ich das grad nur ganz Allgemein sage...

    Und das sage ich ja selbst als "Neo-Hardcore-Techniker" :-) ... darf das denke ich also durchaus so sagen :-)

    Ich habe absolut nichts gegen Wissenschaft oder Technik... im Gegenteil: Diese sind ist paralell "zur Spirituallitaet" meine aller groessten Lieblinge :-)

    Nur eins ist bei mir der Fall: Ich bin schon immer ueber die "festen strengen Standards" hinaus gegangen... egal welche Disziplin oder "Bereich":

    Sei es "Religion" (rkk... eh klar) ... oder sei es auch in der Programmierung... dort wimmelt es nur so von "festen strengen Standards" und an die muss man sich auch einigermassen halten.

    Aber eins hab ich im laufe all der Jahre bemerkt: Die Kreativsten und auch Erfolgreichsten Sachen (jetzt grad rein innerhalb nur der Programmierung/Entwicklung) waren oft diese, die in einem ganz neuen Blickwinkel vom "festen Standard aus betrachtet" , entwickelt wurden... immer und immer wieder ist mir dieses Muster aufgefallen. Sei es bei meinen eigenen Arbeiten... oder natuerlich auch von anderen.

    Man muss also "bischen" :-) Rebell auch sein :-)

    lg :-)
    Geändert von net.krel (07.09.2015 um 11:58 Uhr)


 

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