Danke Bernado für dieses schöne Beispiel für das Problem von Mediendarstellungen wissenschaftlicher Berichte. Ich frage mich ja, was diese Artikel suggerieren wollen und was sie tatsächlich sagen.

Was die Untersuchung wie ich es sehe völlig richtig festgestellt hat (und in anderen Studien ebenfalls zu belegen war), ist der Umstand, dass ein entwicklungsförderliches Umfeld stärker mit der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche korreliert. Insofern kann man in einer stark katholisch geprägten Region entsprechend ein etwas höheres soziales Kapital für Jugendliche erwarten. Dies mag zu gewissen Teilen auch im Katholizismus selbst begründet sein (z.B. durch niedrigere Scheidungsquoten, Einbindung Jugendlicher über Ministrantendienst oder verstärkte Sündenangst), kann aber auch an gemeinsamen Drittvariablen liegen. (z.B. regionale Verteilung) Hinzu kommt, dass es nach meinem Wissensstand nicht etwa die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religionsgemeinschaft ist, die die Bereitschaft zu straftätlichem Verhalten mindert, sondern die persönliche Religiosität. Auf diesem Umweg mag dann wieder die verstärkte Einbindung von Kindern vermittels z.B. der genannten Kommunion oder sozialer Netzwerke eine Rolle spielen, jedoch ist das Phänomen nicht auf den Katholizismus beschränkt.

Bezeichnend finde ich auch, dass in der Mediendarstellung einige ebenfalls interessanten Aspekte nicht so sehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Z.B. den deutlich geringeren Anteil an Jugendlichen mit Migrationshintergrund, oder der Umstand, dass die Anzeigequote in der Region deutlich niedriger liegt. Aber das spielt sicher nur eine völlig untergeordnete Rolle. Aber was ist mit dem im Vergleich zum Umland deutlich stärkere Anstieg bei den Gewaltdelikten, die im Vergleich zum Bund deutlich größere Kriminalität der regionalen Viertklässler oder ganz einfach der deutlich höhere Alkoholkonsum der Jugendlichen in der Region - auch alles Ergebnis des Katholizismus? Naja, zumindest bezüglich des letzten Punktes gibt es ja auch einige Studien, denzufolge dieser tatsächlich mit restriktiveren (Glaubens)konventionen des Elternhauses korreliert. ^^

Mein Fazit: Die Zugehörigkeit zur Katholischen Kirche mag ein regulativer Aspekt unter vielen sein, aber zum einen sicherlich nicht der entscheidende, und zum anderen ist dies nicht zwingend ein Verdienst des Glaubenskonzeptes an sich. Aber es ist ein schönes Beispiel, wie das weitertragen eines Quellenzitates von einer Seite auf die andere und auf die nächste und übernächste letztlich eine sehr einseitige Darstellung in Umlauf bringt und von einigen im Sinne ihrer eigenen Selbstdarstellung genutzt wird. Grundsätzlich sicherlich legitim, aber .... naja. Da lese ich mir lieber den Orginalbericht durch….