Zitat:
ja, ich kann verstehen, dass diese Vorstellung reizt. Vor allem dann, wenn man bisher eher Nöte und Sorgen in seinem Leben erfahren musste.
Was heisst reizt.... sie stört mich. Im Prinzip ist es ja ne nette Vorstellung und wenn jemand das als möglichen Effekt beschreibt, weil es seine Erfahrung ist, kann ich damit leben. Worauf ich aber allergisch reagiere ist, wenn mir jemand glaubhaft machen will, dass der wahre Glaube wie ein magisches Fingerschnipsen in der Sekunde dein Leben für immer von allem schlechten befreit. Das höre ich vor allem von Fundamentalisten oft. Und das ist wie ein Schlag ins Gesicht. Denn es gab eine Zeit da habe ich an Gott geglaubt, sehr sogar, und hat mich das vor iwas beschützt oder mein Leben bis heute von allem befreit was quält? Nein...
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Ich weiß nun nicht, wie Digido es meinte, aber ich (der ich ja ebenfalls denke, dass der Glaube einen Menschen frei machen kann) würde auch nicht behaupten wollen, dass es so einfach wäre. Ich denke es ist dabei erst einmal wichtig zu unterscheiden, an was ich glaube bzw. worauf ich vertraue. Denn meist hört man diese Versprechungen in einem Kontext, der eine ganz bestimmte Lehre als "Erfolgsrezept" zu verkaufen sucht. Und hier muss man denke ich ganz klar differenzieren zwischen einem Glauben an und ein Vertrauen auf Gott, oder dem Glauben an bzw. Vertrauen darauf, dass eine bestimmte Lehre, eine bestimmte Anschauungen oder ein bestimmtes Zeugnis von Gott stammt. Das ist ein riesiger Unterschied. Ich glaube auch nicht, dass das Heil darin liegt eines Tages zu sagen, dass man z.B. der Bibel in allem glaubt bzw. vertraut. Denn dieses Vertrauen gründet in seinem Fundament nicht in Gott, sondern in dem Vertrauen, dass die Bibel recht hat. Das Vertrauen, der Glaube muss in Gott gründen - und in Gott alleine. Und wenn ich dann diese Entscheidung zum Glauben getroffen habe, dann versuche ich Gott zu ergründen, versuche zu verstehen was dies für mein Leben bedeutet, was ich aus der Schöpfung als sichtbarsten Beweis seines Wirkens lernen kann.
Mit diesem Glauben und aus diesem Glauben heraus mag dann ein Mensch an den unterschiedlichsten Orten seine Antworten finden. Manche dann in der Bibel, andere an anderen Orten wie z.B. der Philosophie o.ä.. Das Entscheidende aber ist die Suche, denn vermittels dieser Suche erschließt sich - so habe ich es zumindest erfahren - die Antwort auf so manche Frage. Und es eröffnet neue Blickwinkel, eine neue Einsicht, die dich vielleicht auch gelassener mit so manchem Unbill des Lebens umgehen lässt.
Ich sehe das immer so, das die verschiedenen Religion oder die verschiedenen Lehren und Glaubenskonzepte eine Vielfalt von möglichen Wegen zu Gott sind. Das Ziel bleibt aber Gott, das Ziel ist nicht der Weg dort hin. Und ich hab manchmal das Gefühl, es gibt Menschen die beissen sich so an dem Weg fest das sie die "Endstation" aus dem Auge verlieren. Ich will aber von den Menschen lernen die die Endstation im Blick haben und nicht nur den Weg auf und ab gehen. Ich würde gerne wieder so bedingungslos an Gott glauben wie ich es als Kind getan habe. Ich sehne mich danach das wieder zu können. Aber mir stehn sehr viele Zweifel, schlechte Erfahrungen entgegen. Manchmal bewundere ich Menschen die einen so festen Glauben haben das sie nie ins wanken kommen. Andere tun mir eher Leid...wenn sie keine einzige Entscheidung mehr ohne Gott treffen können (hab da bei Glaube mal jemanden kennengelernt, die hat sogar Gott gefragt was sie kochen soll, anziehen soll, ob es Sinn macht rauszugehn usw...). Manche übertreibens iwie so. Aber das wird ja auch immer gelehrt unter den Christen. Das man sich selbst aufgeben und verlieren soll und nur noch gelenkt werden soll. Aber das will ich nicht. Ich bin gerade dabei mich selbst endlich zu finden und kennenzulernen...und das empfinde ich als heilsam, aber das soll ich gerade eben nicht tun?! Das ist mein Konflikt mit der Lehre des Christentum.
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Kurz gesagt ist es also nicht der Glaube, der mit einem Schlag den Menschen von allem befreit. Und schon gar nicht der Glaube an eine "echte" Lehre. Denn die Verheißungen der verschiedenen "Erfolgsrezepte" entpuppen sich nur zu oft als Enttäuschung. Der Glaube ist vielmehr sehr individuell und wie ich glaube immer nur das Samenkorn, aus welchem die Einsicht wächst. Und das Wachsen dieser Frucht benötigt Zeit. Aber es ist diese mit der Zeit wachsende Einsicht, die auch dazu führen mag, sich mit den leidvollen Momenten des Lebens zu versöhnen oder zumindest ihnen gelassen begegnen zu können. Wie aber auch zwei Bäume sich nie in ihrem Wuchs gleichen werden, gibt es so etwas wie ein für alle geltendes Patentrezept nicht - nur die im Glauben ruhende Zuversicht, dass jeder Baum eines Tages Früchte hervorzubringen vermag.^^....
Du sagst es Sir Lior :)