Ich möchte dieses Geschehen von einem etwas anderen Standpunkt, der sicher kontrovers sein könnte, betrachten.
Ich beobachte mit großem Interesse die Reaktionen der Weltpresse und Weltmedien, sofern mir zugänglich, auf dieses Geschehen in den USA.
Es erstaunt mich dabei doch, mit welchen Thesen westliche Medien über diese Koranverbrennungen – die ja bisher nur Ankündigungen sind, berichten.
Vorherrschend ist die Meinung, dass dieser Terry Jones mit seiner Aktion eine Welle der Gewalt in islamischen Ländern auslösen würde. Insbesondere wurde vor den schwerwiegenden Folgen für die in muslimischen Staaten lebenden christlichen Minderheiten gesprochen. Und ebenso warnten insbesondere Militärs vor Vergeltungsanschlägen auf die internationale Friedenstruppe ISAF in Afghanistan. Indien befürchtet zudem schwerwiegende Auseinandersetzungen mit moslemischen Mitbürgern und ein „Anheizen“ der innerpolitischen Konflikte Indiens zwischen Hindus und Moslems. In Pakistan und Afghanistan kam es schon zu öffentlichen Fahnenverbrennungen, in Indonesien zu Massenprotesten und der Iran zeigte sich erneut äußerst erbost über den Westen und dessen Intoleranz gegenüber dem Islam. Frau Merkel befürchtet wie die ganze EU große Eskalationen und Störungen des Handelsfriedens und neue Terrorakte.
Man könnte die Liste der Reaktionen gleichen Stils endlos weiter führen.
Ebenso interessant erscheint mir die Reaktion der US Behörden. So konnte man den Medien entnehmen, dass erst Obama per Interview mit dem renitenten „Gottesmann“ in Florida kommuniziert. Dann statten ihm vier FBI-Beamte einen diskreten Besuch ab. In Gainesville heißt es, sie hätten ihn regelrecht in die Mangel genommen. Schließlich rief Verteidigungsminister Robert Gates persönlichen den radikalen Pastor Terry Jones an und redete ihm ins Gewissen. Ja selbst ein Imam wurde herbeigekarrt um Herrn Jones zur Besinnung zu bringen. Im gleichen Atemzug erklärt Obama: „Dieses Land ist aufgebaut worden auf den Gedanken der Freiheit und der religiösen Toleranz“.
Wenn man sich dieses „Theater“ der letzten Tage anschaut, dann verwundert es doch sehr, wie argumentativ hier die Medien berichten, Politiker Szenarien darstellen und wie die islamische Welt auf diese Ankündigung von Herrn Jones reagiert.
Es scheint offenbar zu reichen, dass ein renitenter – selbsternannter „Gottesmann“ mit Koranverbrennungen droht und schon gerät die halbe Welt in einen Taumelzustand. Noch seltsamer erscheint dabei, dass bei den westlichen Machthabern in erster Linie die große Sorge über außenpolitische Konflikte im Vordergrund steht. Isaf Soldaten, welche angeblich für den Frieden in Afghanistan ihren Kopf hinhalten seien mehr denn je durch eben diese zu befriedenden Afghanen bedroht. Ähnliches gilt für Pakistan, welches angeblich mit 14 Mill. Obdachlosen durch die Flutkatastrophe und erheblichen Strukturproblemen und Hungersnöten sich erstaunlicher Weise mehr denn je auf Kriegsgeschrei gegenüber den USA versteht, gleich wohl dieses Land wie kein anderes am finanziellen Tropf der USA hängt.
Ja, und sicher, es drohen wirtschaftliche Schieflagen mit islamischen Ländern, wie der EU Rat befürchtet, wenn Herr Jones solches Vorhaben umsetzen würde. Deshalb habe man auch Herrn Obama schriftlich zum Einschreiten aufgefordert.
Und es seien hier auch die Weltkirchen erwähnt, welche in berechtigter Sorge über christliche Minderheiten in islamischen Ländern zur Besonnenheit mahnt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, was Herr Jones mit dieser Aktion letztlich bewirken will. Die New York Times schreibt: „Damit wollte die Gruppe um Pastor Terry Jones den Islam als eine "gewaltsame und repressive Religion" entlarven.“
Es war jedoch nicht Terry Jones, der Strukturen so mancher Islamanhänger offenbarte, es war die westliche Medienwelt selbst und auch dessen Politiker, die das taten. Denn die vorherrschende – und von Politikern und Medien befürchtete Angst vor islamisch - religiös motivierten Ausschreitungen, Terrorakten, Störungen von Handelsbeziehungen und Verfolgungen von christlichen Minderheiten zeigt eigentlich, was man von Teilen islamischer Glaubensanhänger erwartet und wie man sie einschätzt. Die Angst vor einem zweiten 11. September sitzt tief und nicht nur in den USA, sondern in der ganzen westlichen Welt. Letztlich offenbart sich an einem Geschehen, wie um Terry Jones, die ganze Ohnmacht der westlichen Welt gegenüber einer Kultur- und Religion, die mehr denn je ihr Gewaltpotential zur Schau stellt. Und dafür ist ganz wesentlich der Westen selbst verantwortlich und es ist eben nicht nur eine Folge von einer unseligen Kolonialpolitik, sondern es ist die Folge der ständigen Einmischung des Westens in innerarabische und innerislamische Angelegenheiten, es ist die Folge einer vom Westen proklamierten Globalisierung und einer kapitalistischen Rohstoffpolitik, die keinerlei Rücksicht auf Mitmenschlichkeit legt. Doch genau damit hat sich der Westen in ein unsägliches Abhängigkeitsverhältnis begeben, dass Ängste hervorkommen lassen muß. Denn unsere Wirtschaftsbasis ist in Großteilen genau von dieser arabischen – islamischen Welt abhängig, ja im Zuge der Globalisierung sind Teile der westlichen Wirtschaftswelt aufgekauft und im Marktwettkampf erobert worden. Ein Blick in deutsche Unternehmensstrukturen ist gerade zu offenbarend.
Es war die westliche Welt, die anderen Teilen der Welt Skrupellosigkeit, Machtgier und die dazugehörigen Technologien bereitwillig offerierte und nun zu sehen muß, wie all das zum eigenen Fallstrick wird.
Und natürlich muß man hier auch das Thema der Übertoleranz oder besser des korrupten Verhaltens des Westens ansprechen. Denn wie anders ist es erklärbar, dass es nur kleinste Randmedienberichte darüber gab, dass am 09.06. 2010 im Iran ganz offiziell christliche Bibeln verbrannt wurden? Und natürlich gibt es auch Stillschweigen darüber, dass der Iran nochmals bekräftigte, dass die Verkündung christlicher Lehren strafbar ist und das in Saudi Arabien der Besitz einer Bibel unter Todesstrafe steht, hat man längst schon als „normal“ hingenommen. Wenn es denn der Wirtschaftsbeziehung und dem politischen Klima dient, dann kann man sehr tolerant sein.
Verboten ist dieses Vorhaben von Pastor Terry Jones nicht. Weder die Regierung in Washington noch die von Florida und der Stadt Gainesville können juristisch gegen die Aktion vorgehen: Gotteslästerung ist in den USA durch das Recht auf Meinungsfreiheit nach dem Ersten Verfassungszusatz geschützt. Dieser verbürgt auch die Religionsfreiheit. So bleibt der Regierung nichts anderes übrig, als auf die Einsicht der Gläubigen zu hoffen, ihre Provokation nicht weiter zu führen. Eins hat Herr Jones jedoch erneut gezeigt, es ist die schwäche des Westens zu seinen eigenen Idealen, von Freiheit und Gerechtigkeit zu stehen. Vielmehr offenbart sich an den Regierungen und Medien des Westens die Berechenbarkeit und Kapitalausbeute von Vorteilen in eigener Sache, die ein Herr Jones empfindlich zu stören scheint.
Einigen Gedanken von mir zu diesem Welttheater.
Absalom
Lesezeichen