Liebes Kerzenlicht,

man muss schon etwas unterscheiden, zwischen den Mitzwot = Wegweisungen Gottes und den Halakhoth = Gehungen.

Kein Gesetz der Welt stellt in den Vordergrund, du solltest, sondern du musst. Gott wegweißte hingegen du solltest. Doch dazu einmal folgender Artikel:
Halakhah (hebräisch "Gehen", "Wandeln"), ein allgemeiner Begriff, der das gesamte gesetzliche System des Judentums umfaßt. Die Halacha umfaßt die Gebote und Verbote der mündlichen und schriftlichen Überlieferung. Im Laufe ihrer Geschichte war sie stetem Wandel unterworfen.
Die Halacha beschreibt den Lebensinhalt u. die Lebensführung, eine Trennung zwischen Säkularem und Religiösem existiert nicht. Ursprünglich bezeichnete Halacha ein bestimmtes Gesetz oder eine Entscheidung, wie z.B. in dem Ausdruck 'Dies ist eine Halacha dem Mosheh gegeben am Sinaj' deutlich wird.
Die Halakhah besteht aus verschiedenen Komponenten. Manche sind sinajitischen, manche sind rabbinischen Ursprungs. Die Verbindlichkeit einer halachischen Anweisung hängt von verschiedenen Kriterien ab. Von maßgeblicher Bedeutung ist der Nachweis einer langen Tradition und die Berufung auf eine anerkannte Autorität. Unter gewissen Umständen kann ein Brauch (Minhag), wenn er einer bestimmten Halacha widerspricht, diese ersetzen.
Die Begründung einer halachischen Anweisung ist auch durch den Schriftbeweis möglich, doch reicht dieser, weil er grundsätzlich als widerlegbar gilt, ohne die anderen Kriterien nicht aus. Bei umstrittenen Halakhoth (Mz.) gilt der Mehrheitsbeschluß. Bedeutende Sammlungen der Halacha sind in rabbinischer Zeit die Mischna, die Tossefta, die halachischen Midraschim (Midrasch), der babylonische und der jerusalemische Talmud sowie in nachtalmudischer Zeit vor allem die "Mischne Tora" von Moshe Ben Maimon sowie der Schulkhan Arukh des Josef Karo.
(nach 'Neues Lexikon des Judentums', Hsg. J.H. Schoeps)

Was lernen wir daraus? Jesus hob nicht die Tora auf, sonder interpretierte sie nach gut jüdischer Sitte. Und genau das spiegelt sich in den Lehraussagen wieder.
Christus hat aber noch eins drauf gesetzt und sprach schon die geistige Einstellung an: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren ..., oder wer seinen Bruder einen Narren nennt usw. Heute sind viele Menschen hier in Europa ja noch nicht mal in der Lage, das Landesgesetz mit seiner christlichen Ethik zu befolgen, geschweige denn die Lehren Christi.
Wieso hat hier Jesus eins drauf gesetzt? Du kennst die Lehren des Judentums kurz vor-, während - und der Zeit nach Jesu? Also ich meine in den Lehren Jesu eine ganze Menge an Kollegen – Rabbinen, von Jesus wider zu erkennen. Das seine rabbinischen Zitate und ganz besonders seine Gleichnisse aus der Umwelt des Judentums Jesu stammen ist eigentlich hinlänglich bekannt, ja man kann zu 95% sogar dessen ursprüngliche Autoren belegen. Das hat für mich mit „drauf setzten“ nur wenig zutun.

Übrigens, meinte Jesus wirklich, dass wenn ein Mann eine Frau begehrlich ansieht, er sich versündigt? Das erscheint mir doch ziemlich realitätsfremd, zumal ich mich dann Frage, wie Brautschau funktionieren sollte?

Absalom