Hallo net.krel,

deine Antwort und Reaktion auf meinen letzten Post zeigt mir überdeutlich, dass du mich nicht im Ansatz verstehen kannst und auch nicht einmal ein ganz klein bisschen der Argumentationslinie folgen magst, die ich hier aufzubauen versuche. Es ist, als würden wir zwei völlig unterschiedliche Sprachen sprechen und bei dem Versuch dir meine Sprache zu erklären, scheitere ich bereits bei den allergrundlegendsten Lautübungen.

Dabei dachte ich ursprünglich, dass meine Argumente grundsätzlich gut nachvollziehbar sind und zudem auch noch gut belegt (biblisch und wissenschaftlich), so dass mit bisschen guten Willen eine fruchtbare Diskussion entstehen könnte, aber jetzt wird mir bewusst, dass das leider überhaupt keinen Sinn macht, weil du deine Vorstellungswelt derart hermetisch gegen Argumente abgeriegelt hast, dass kein noch so gutes Beispiel, kein noch so gutes Wort, zu dir vordringen würde, um mal etwas anderes in dir zum klingen bringen zu können, als nur die ewig gleiche Leier vom bösen Klerus (sei er römisch katholisch oder jüdisch), der bösen Religion und generell eben allem Bösen, das nicht in dein persönliches Welt- und Gottesbild passt und deshalb notwendig des Teufels sein muss.

Seit Jahren geht das jetzt schon so und da das Prinzip immer wieder das gleiche ist, will ich dir mal kurz aufzeigen und vor Augen führen, wo in deiner Sichtweise ein ganz gewaltiges Problem liegt, da du offensichtlich nicht dazu im Stande bist es ohne fremde Hilfe wahrzunehmen.

net.krel schrieb: Daher: Ein klares Nein daß Jesus ein "AT-Schriftgläubiger" gewesen sei der sich angeblich der Tora-Steinigungs-Gesetze unterworfen habe.
Nirgends habe ich behauptet, dass Jesus ein AT-Schriftgläubiger gewesen sei, der sich den Tora-Steinigungs-Gesetzen unterworfen habe. Das ist nur das völlig abgekürzte, formelhafte und damit entstellte Denken von dir persönlich. Und das ist eines der größten Probleme, die ich in der Auseinandersetzung mit dir immer wieder habe.

Du versuchst häufig erst gar nicht zu verstehen, was man dir sagen will und sagt, sondern presst sofort alles in dein persönliches und schon seit langer Zeit festgelegtes Verständnisbild hinein. Komplizierte Zusammenhänge versuchst du auf einfache Formeln zu bringen und wenn man dich darüber informiert, dass das unredlich, ja falsch ist, ignorierst du es geflissentlich und kommst dann irgendwann mit der exakt gleichen Formel wieder an. Was soll das?

Ich habe bereits mehrfach in diesem Thread betont, dass Jesu Stellung zum Gesetz außergewöhnlich war und das man ganz genau hinschauen muss, wenn man sein Verständnis der Tora korrekt nachvollziehen möchte, aber es steht ohne jeden Zweifel fest, dass Jesus die Gesetze der Tora weder auflöste noch lehrte, dass man sie auflösen soll. Insofern war Jesus also ein absolut treuer Anhänger der Tora und stellte dementsprechend ihre Autorität nicht in Frage. Aber daraus folgt nun eben nicht, dass Jesus sofort Steine aufsammelte, sobald ihm eine Ehebrecherin vorgeführt wurde. Er ist kein Gesetzesfanatiker, kein hartherziger Hardliner, der nur darauf wartet bis wieder jemand was falsches macht und er zuschlagen darf.

Jesus hat die Not der Menschen sehr gut im Blick gehabt, er hat verstanden was es bedeutet Mensch zu sein und hat gerade der Menschlichkeit sehr viel Platz eingeräumt und diese dann auch gegen die Hardliner des Gesetzes verteidigt. Im Gleichnis vom barmherzigen Samaritaner ist z.B. eine immense Kritik an der religiösen Elite der Gesetzestreuen enthalten. Denn der Levit und der Priester, die beide an dem halbtotgeschlagenen Menschen vorbei gehen, müssen ja aufgrund der Reinheitsgebote so handeln. Sie dürfen den schlimm Verletzten nämlich nicht berühren, da sie sonst unrein würden. Darauf nimmt Jesus aber keine Rücksicht und lobt ausgerechnet den "Todfeind" der Leviten und Priesterschaft, den Samaritaner (das sind Tempelfrevler!), für sein menschliches Handeln.

Du siehst also, dass Jesu Verhätnis zum Gesetz sehr viel differenzierter war, als du es hier so formelhaft abgekürzt darzustellen und abzuurteilen versuchst. Wie gesagt, du kennst offensichtlich nur schwarz oder weiß, hopp oder topp und bekommst dabei gar nicht mit, dass du die ganzen Feinheiten im Umgang mit dem Gesetz niederbügelst, indem du es ganz einfach rundheraus verwirfst. Dabei brauchen Menschen grundsätzlich ein orientierungsgebendes Gesetz, um das gemeinschaftliche Miteinander zu regeln und zu gestalten. Und genau das nimmt Jesus ernst, weil er weiß, dass sich die Menschen in diesen Gesetzen zuhause fühlen und darin groß geworden sind. Er will sie nur wahrhaft menschlich gestalten und dabei betonen, dass diese Gesetze dem Menschen dienen sollen und nicht umgekehrt.

Du reitest jedoch immer nur auf den Gesetzen rum, die die Todesstrafe zur damaligen Zeit zur Folge hatten, als wären sie der alles entscheidende Mittelpunkt des Gesetzes, was Jesus jedoch gerade nicht tut. Im Gegenteil, er drückt sie völlig an den Rand! "Urteilt nicht, auf dass ihr nicht verurteilt werdet", oder "mit dem Maß mit dem ihr anderen zumisst, werdet ihr auch gemessen werden", oder auch "vergebt, damit euch der Himmlische Vater vergeben kann". Wie willst du mit diesen Sprüchen jemandem das Todesurteil sprechen, wenn du sie ernst und wichtig nimmst? Man muss die Todesstrafen der Welt gar nicht abschaffen, wenn man nach diesen Regeln lebt. Dann wird man automatisch sensibel für die Not des Anderen, weil man die eigenen Fehler in seinen Fehlern zu erkennen beginnt. Bekommst du diese Feinheiten eigentlich nicht mit? Musst du immer gleich alles wegbügeln, verwerfen, polemisch platt machen?

Und jetzt zu deinem größten blinden Fleck. Du setzt dich doch immer mit ach so großer Vehemenz, mit stärkstem Engagement und dem Gestus moralischer Überlegenheit gegen den bösen jüdisch, christlichen Klerus, die verblendete, kranke rkK, oder sonstwelche persönlichen Feindbilder ein und streckst jedes nette und verständnissvolle Wort in deren Richtung mit dem Bannstrahl deines Hasses nieder, da wirst du Folgendes sicher sehr gut verstehen können!

Ich finde es absolut abstoßend und geradezu widerwärtig wie du vom Gott der Juden sprichst und ihn zum Teufel erklärst! Exakt diese Reden, wie du sie im Mund führst, haben in der Vergangenheit zu den schrecklichsten Verbrechen und zu versuchtem Völkermord (!!!!) geführt! Du betreibst also exakt das Geschäft derer, die du vordergründig vorgibst fundamental kritisieren zu wollen. Denn zwischen deiner Argumentation und der Argumentation eines guten Nazis oder verblendeten Gesetzesfanatiker liegen ideologisch nur wenige Zentimeter! Deine Logik konsequent zu Ende gedacht mündet automatisch in den Ruf: "Weg mit den Kindern des Teufels!"

Sowas bekommst du aber natürlich nicht mit. Wähnst dich ja immer auf der richtigen Seite und moralisch überlegen gegenüber über 2500 Jahren alten Todesstrafengesetzen. Wirklich beeindruckend!

Und hast du eigentlich auch nur im Ansatz verstanden was ich in meinem letzten Post mit "Diskrepanz von subjektiver Erfahrung und ihrer Deutung als objektive Wahrheit im Religiösen" meinte? Hast du es wenigstens versucht? Ganz offensichtlich nicht, denn sonst würdest du nicht so einen Quatsch erzählen und einen Gegensatz aufmachen zwischen der echten Gottesoffenbarung Jesu und der falschen des Mose! Immer nur schwarz und weiß! Es ist zum Verzweifeln...!

Okay, ich lass es einfach. Es ist ohnehin sinnlos.

LG
Provisorium