Nachwievor seh zumindest ich keinen nennenswerten Widerspruch zwischen Deinen Vertiefungen und weiterführenden Erläuterungen der Lehren Meister Eckharts... den Beiträgen von Digido... und - zu letzt - meinen Beiträgen und Ansichten zur Thematik.
Ich hab' doch auch gar nicht von einem Widerspruch gesprochen sondern lediglich von einem Unterschied (ich nannte es Akzentverschiebung, nicht Widerspruch), falls Digido und du gemeint haben sollten, dass sich der Mensch von den Objekten und Subjekten der Welt lösen müsse. Das liefe dann schlussendlich nämlich meiner Meinung nach auf eine "Weltverneinung" hinaus oder auf Askese und sowas wäre dann Eckhart fremd und lehrt er auch nicht.
Du hattest z.B. geschrieben: "Zumindest bin ich auch ein Vertreter der Lehre daß man regelmäßig seinen Geist... sein Bewustsein... sich selbst also... von allen "Anhaftungen der Dingen der Welt" lösen möge."
Und das suggeriert zumindest die Vorstellung, das die Dinge der Welt das Problem sind und die Anhaftung des Menschen an diesen Dingen. Das ist aber eckhartistisch betrachtet nicht wirklich richtig, denn nicht das wir an den Dingen der Welt haften bleiben ist das grundlegende Problem, sondern unser Eigenwille.
Wenn du z.B. aus deinem Eigenwille heraus versuchen würdest, dich von den Anhaftungen der Dinge der Welt zu lösen, würde Eckhart das problematisch nennen, weil du dann immer noch aus deinem Willen heraus handeln würdest. Du würdest dann weiterhin etwas willentlich versuchen, von dem du dir irgendetwas Bestimmtes erwartest (Erlösung, Glück, Spiritualität etc.).
Laut Eckhart würdest du dadurch vielleicht am Ende die ganze Welt (also alle Objekte und Subjekte) lassen, aber dich selbst nicht und genau das wäre dann das Problem, das dazu führen würde, das du schlussendlich nichts gelassen hättest. Deshalb soll und muss man nicht die Welt lassen, sondern sich selbst. Und sich selbst nicht von den Anhaftungen der Dinge der Welt, wie du sagtest, sondern vom Eigenwillen!
Das ist doch ein Unterschied, oder? Und den würde ich gerne herausstellen, weil ich gerne präzise sein möchte! Schlussendlich kann man nämlich ansonsten zu völlig unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen.
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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