Ergebnis 1 bis 10 von 19

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Registriert seit
    23.07.2012
    Ort
    Wiesbaden
    Beiträge
    1.523

    Standard

    Hallo eddy,

    ich danke dir für deine Fragen und freue mich, dass du zu den Gnadenkindern gefunden hast. Sei bitte herzlich willkommen!

    Ich könnte es jetzt kurz machen und sagen: Ja, deine Erklärungen sind für mich absolut akzeptabel! Denn das sind sie in der Tat. Da sich für mich mit deinen Erklärungsversuchen jedoch einige Fragen aufwerfen, würde ich diese gerne noch thematisieren.

    So ist mir z.B. nicht ganz klar inwiefern das Leiden Christi alles Negative aus dem kollektiven Gedankenraum anziehen konnte, wie du es ausdrücktest? Wie stellst du dir denn diesen kollektiven Gedankenraum vor und inwiefern ist das Leid eines Menschen notwendig und dazu in der Lage gewesen diesen "zu reinigen"? Wenn es im Christentum heißt, "er nimmt hinweg die Sünde der Welt", dann drückt sich darin meiner Meinung nach vielmehr ein Beziehungsverhältnis aus. Es sagt soviel wie: In der Beziehung zwischen Gott und den Menschen hat die Sünde keine trennende Kraft, sie kann uns also nicht von der Liebe Gottes scheiden. Und auch der Tod kann dies nicht, wie sich in der Auferstehung Christi zeigte.

    Selbstverständlich ist mir bewusst, dass das viele Christen anders sehen. Sie glauben, dass der Kreuzestod Jesu notwendig gewesen sei, damit Gott uns unsere Sünden vergeben könne. Aber weshalb sollte Gott ein Menschenopfer notwendig haben, um den Menschen ihre Sünden vergeben zu können? Das leuchtet mir so gar nicht ein. Was der Mensch aber unbedingt notwendig hat ist ein unverstelltes, unvertrübtes Gottesbild. Er braucht Antwort auf die Frage, wie Gott zu ihm steht und darauf hat Gott in/durch Jesus geantwortet.

    Deine Erklärungen hinsichtlich der Jungfrau Maria habe ich ebenfalls mit Interesse gelesen. Tatsächlich halte ich es auch für offensichtlich, dass mit Maria ein Idealbild ausgedrückt ist. Allerdings sehe ich persönlich in Maria weniger das Ideal der Keuschheit und der Stille, als vielmehr das Ideal der Gottesgebärerin.

    Aber auch hier ist letztlich wieder ein Beziehungsverhältnis angesprochen und zwar in der Frage, wie Gott in das Leben der Menschen kommt. Ist Gott sowas wie ein "Himmelsdiktator", der von oben auf die Menschen herabschaut, ihre guten und nicht so guten Taten in sein Buch notiert und ihnen von oben herab immer wieder mal auf die Finger klopft, wenn sie einen Fehler gemacht haben? Solch ein Gottesbild gibt es ja durchaus. Oder ist Gott nicht vielmehr das Wesen der Liebe, das in uns geboren werden möchte, damit wir deren Saat ausbringen und in der Welt fruchtbar werden lassen können? Ich persönlich glaube Letzteres und die Jungfrau Maria steht für mich symbolhaft für dieses Gottesbild in dem Gott in uns geboren wird, damit wir seine Liebe in der Welt aussäen und fruchtbar werden lassen können.

    Die Dreifaltigkeit hast du eigentlich sehr gut erklärt, finde ich. Ich könnte dieses Thema betreffend jetzt zwar ein Buch schreiben und ausführen, dass der Dreieinigkeitsgedanke ursprünglich aus dem Neuplatonismus stammt, also den hellenistischen Einfluss auf das Christentum erkennbar werden lässt, aber mit deiner Definition bin ich durchaus einverstanden. Vielleicht ließe sich höchstens noch ergänzen, dass die Dreieinigkeitsvorstellung eng mit der Weltschöpfung verbunden ist, wie der Johannesprolog zeigt.

    Mit dem Thema "Reich Gottes" sprichst du das zentrale Thema der Verkündigung Jesu an und das lässt sich in diesem Rahmen beim besten Willen nicht hinreichend erläutern. Ich gebe dir aber völlig Recht, dass das Reich Gottes nicht erst kommen wird, sondern da ist.

    Deine Auslegung des Gleichnisses vom Sämann, interpretiert über den Willen, finde ich sehr interessant und auch durchaus schlüssig. Trotzdem glaube ich nicht, dass Jesus die Menschen durch dieses Gleichnis zu einer besonderen Willensanstrengung motivieren wollte, sondern vielmehr unser aller Leben thematisierte. Denn bei jedem von uns ist ganz unabhängig von unserem Willen jeder von Jesus beschriebene "Zustand" Teil unserer Lebenserfahrung. Selbst mit dem allerbesten Willen sind wir also nie nur fruchtbar und auch mit dem schlechtesten Willen oder gar Unwillen sind wir nie nur unfruchtbar. Wir sind von allem ein bisschen, finde ich und ich bin mir nicht sicher, inwiefern das was ich bin, willentlich beeinflusst werden kann?

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  2. #2

    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Hallo eddy, ich danke dir für deine Fragen und freue mich, dass du zu den Gnadenkindern gefunden hast. Sei bitte herzlich willkommen!
    Vielen Dank! Danke auch für Deine "Auseinandersetzung" mit meinen Dokumenten.
    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    So ist mir z.B. nicht ganz klar inwiefern das Leiden Christi alles Negative aus dem kollektiven Gedankenraum anziehen konnte, wie du es ausdrücktest? Wie stellst du dir denn diesen kollektiven Gedankenraum vor und inwiefern ist das Leid eines Menschen notwendig und dazu in der Lage gewesen diesen "zu reinigen"?
    Gerade weil ich neu hier bin ist es wohl am besten wenn ich versuche, mich so genau wie möglich zu erklären. Es geht grundsätzlich darum, dass Gleiches Gleiches anzieht, negative Gedanken also wiederum Negatives anzieht. Den Gedankenraum stelle ich mir nicht als eine ganz andere Räumlichkeit vor, sondern es ist wohl vielmehr eine andere Qualität von Raum, viel verfeinerter als der körperliche. Aber wie gesagt habe ich das aus der ind. Psychologie, die können das besser erklären:
    http://www.kleine-spirituelle-seite....ajanananda.pdf
    Zur Reinigung: Hier ist das Sühneleiden gemeint. Jemand ist in Sünde (oder hat sich negatives Karma angesammelt?), und es ist für einen anderen Menschen möglich, auch stellvertretend für diese Person diese auszuarbeiten. Mir ist das auf sehr besondere und authentische Weise bei den beiden Mystikerinnen A.K. Emmerick und Faustyna Kowalska (bekannt durch ihre Privatoffenbarungen) aufgefallen. Du schreibst "Leid eines Menschen"... also Christus war ja nicht nur Mensch, ich deutete das Ausmass der Machtentfaltung eines solchen "kosmischen Sühneleidens" an...
    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Wenn es im Christentum heißt, "er nimmt hinweg die Sünde der Welt", dann drückt sich darin meiner Meinung nach vielmehr ein Beziehungsverhältnis aus. Es sagt soviel wie: In der Beziehung zwischen Gott und den Menschen hat die Sünde keine trennende Kraft, sie kann uns also nicht von der Liebe Gottes scheiden. Und auch der Tod kann dies nicht, wie sich in der Auferstehung Christi zeigte.
    Also mir gefällt die praktische Direktheit dieser Sichtweise!
    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Aber weshalb sollte Gott ein Menschenopfer notwendig haben, um den Menschen ihre Sünden vergeben zu können? Das leuchtet mir so gar nicht ein.
    Das sind die Vernunftstolpersteine die ich meinte. Und für einen eher rationalen Zeitgeist ist das nicht so gut.
    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Allerdings sehe ich persönlich in Maria weniger das Ideal der Keuschheit und der Stille, als vielmehr das Ideal der Gottesgebärerin.
    Ja, aber für dieses hohe Amt mag es auch "Auswahlkriterien" geben.
    Es war mir wichtig auf das Dogma der Jungfräulichkeit einzugehen, weil ein Mensch der auf der Vernunft besteht (und ich meine eben das sind hier viele), das ohne plausible Erklärung für Aberglaube hält.
    Ich will an dieser Stelle eine Definition der Moderne anfügen: Sie hat starke subjektive Tendenzen, es geht sehr viel um Selbstvergewisserung. Die objektiven, traditionellen Authoritäten (also was der Pfarrer in der Kirche sagt / ein buddhistischer Meister, oder was in einer alten Schrift steht) können von der Mehrheit nicht mehr fraglos angenommen werden. Es gibt viel Skepsis und Zweifel, und eben ein starkes Beharren auf der Vernunft. Ich will nur versuchen, dem Rechnung zu tragen.
    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Ich persönlich glaube Letzteres und die Jungfrau Maria steht für mich symbolhaft für dieses Gottesbild in dem Gott in uns geboren wird, damit wir seine Liebe in der Welt aussäen und fruchtbar werden lassen können.
    Eine mystische Sichtweise, mit der ich absolut mitgehen kann.

    Die Erklärung zur Dreifaltigkeit ist natürlich nicht meine Ausführung, sondern sogar im Wortlaut von dem indischen Mystiker übernommen.

    Nur kurz zum Reich Gottes: Wie würdest Du diesen (scheinbaren?) Wiederspruch aus Ist und Ist-nicht auflösen?

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Deine Auslegung des Gleichnisses vom Sämann, interpretiert über den Willen, finde ich sehr interessant und auch durchaus schlüssig. Trotzdem glaube ich nicht, dass Jesus die Menschen durch dieses Gleichnis zu einer besonderen Willensanstrengung motivieren wollte, sondern vielmehr unser aller Leben thematisierte. Denn bei jedem von uns ist ganz unabhängig von unserem Willen jeder von Jesus beschriebene "Zustand" Teil unserer Lebenserfahrung. Selbst mit dem allerbesten Willen sind wir also nie nur fruchtbar und auch mit dem schlechtesten Willen oder gar Unwillen sind wir nie nur unfruchtbar. Wir sind von allem ein bisschen, finde ich und ich bin mir nicht sicher, inwiefern das was ich bin, willentlich beeinflusst werden kann? LG Provisorium
    Ja das ist schwierig. Erstmal finde ich das über den Willen zu interpretieren sehr wesentlich, weil er ja irgendwie die letzte Instanz ist vor unserem Selbst. Glaube Gandhi hat mal gesagt, dass das beste was ein Mensch haben kann ein starker Wille ist. Das leuchtet ein, weil man damit alles erreichen kann. Nur wie formt sich ein solcher, wo kommt er her? Natürlich spielt Sozialisation immer eine gewisse Rolle, aber letztendlich kommt man wohl nicht drumrum, vom Mysterium des menschlichen Willens zu sprechen. Von daher muss ich Dir leider Recht geben, dass damit wohl am meisten unser Leben thematisiert ist. Dennoch wird gesagt, was der "gute" Wille ist, nämlich der gottwärts gewandte.

    PS: Ich habe so einige Schwierigkeiten, hier zu editieren. Entweder es erscheint kein Balken oben zum Editieren, oder die Vorschau ist nicht möglich, der Text verschwindet wieder, meine Zeilenumbrüche werden gelöscht, usw. Aber ist wohl bekannt.


 

 Besucher kamen mit folgenden Begriffen auf diese Seite:

Stichworte

Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •