
Zitat von
Sunigol
Ich glaube, Widerstand gegen Nazis war nicht Christofs Thema. Christofs Thema war die direkte Verfolgung von Christen: Was tust du, wenn dich jemand mit Folter und Tod bedroht, falls du dich als Christ bekennst?
Lieber Sunigol,
ja, das war mir schon klar. Ich habe nur ein anderes Beispiel gewählt, um meinem Standpunkt zu verdeutlichen. Ob ich nun für meinen Glauben an Jesus verfolgt werde und den Tod zu erwarten habe, oder für eine andere Überzeugung, ist für mich erst einmal einerlei. Ich kann nun im Angesicht der Folter und des Todes mich zu meiner Überzeugung bekennen und in den Tod gehen, oder aber diese verleugnen. Aber wenn ich sie verleugne, dann muss dies nicht gleichbedeutend mit Feigheit sein, denn ich kann sie auch verleugnen, um mich in meinem Handeln zu ihr bekennen. Z.B. indem ich eben im Verborgenen Verfolgten Menschen helfe oder weiter das Evangelium verkünde. Das ist in meinen Augen etwas anderes, als wenn es nur darum geht mein eigenes Leben zu retten.
Deshalb stimme ich dir letztendlich auch zu – man muss sich fragen, mit was diene ich meinem Glauben mehr. Und ich denke ein jeder muss sein Gewissen prüfen, zu welchem Bekenntnis ihn sein Gewissen oder Gott berufen hat. So wie es auch Menschen gibt die predigen, und Menschen die handeln, muss es Menschen geben die lautstark ihre Überzeugung vertretend in den Tod gehen, und es muss Menschen geben, die leise der Verfolgung entgehen, um im Verborgenen zu wirken. Denn beides mag eine Wirkung haben und damit der Sache dienen.
Aber auch die zu erwartenden Folgen spielen in meinen Augen eine Rolle. Wenn man seine Überzeugung verleugnet, um der Folter zu entgehen, mag dies sicherlich verständlicher sein, als wenn es nur um eine Unbequemlichkeit gehen mag. Es ist schließlich auch nichts gewonnen, wenn man sich foltern lässt, bis man schließlich alles verleugnet und verrät, was einem teuer ist. Und im Falle von Folter werden sicherlich nur die wenigsten die Kraft haben standhaft zu bleiben, da stimme ich dir übrigens zu. Früher oder später zerbricht jeder Mensch.
Ebenso mag es verständlich sein seinen Glauben zu verleugnen, wenn es nicht nur um das eigene Leben geht, sondern auch um das eines anderen. Z.B. wenn eine Verfolgung, Folterung und Tötung der ganzen Sippe die Folge wäre. Auch hier geht es nicht nur um das eigene Leben, sondern auch um das Leben eines anderen. Und dann muss ich mich fragen, was das höher zu schätzende Gut ist. Vielleicht erinnert sich NetKrel noch an die Diskussion bei Glaube.de, als es darum ging, ob man lieber um das Leben eine Menschen zu schützen lügen, oder die Wahrheit sagen und den anderen dem Tod ausliefern sollte. (So kam ich nämlich auch auf das Dritte Reich als Vergleich)
Ich jedenfalls würde mich im Falle einer Verfolgung vermutlich nicht mit wehenden Fahnen zum Märtyrer berufen fühlen. Ich würde vermutlich erst einmal im Verborgenen nach meiner Überzeugung handeln und damit meiner Überzeugung dienen – solange bis ich damit auffliege. Und erst dann dem Tod gelassen entgegenblicken oder ihn aktiv suchen, so mir Folter drohen würde. Aber das ist nur meine Einschätzung. Wer der nicht bereits Verfolgung erleben musste, weiß schon von sich selbst, wie er in dieser Situation handeln würde.
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
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