Zur Frage nach dem Aussöhnungsprozess in Europa gibt‘s immer noch keine Antwort. Vermutlich weil es hier keinen gibt. An welche Menschen die Zentrale in Jatniel dabei denkt, blieb ebenfalls unbeantwortet.
Deshalb kann man hier nur eigene Vermutungen anstellen bzw. Denkanstösse geben:
Menschen, denen Lebenschancen genommen wurden, die sich um wichtige Dinge im Leben betrogen und getäuscht fühlen (gerade solche, die lange in Glaubenshäusern gelebt haben).
Menschen, die sich noch Jahrzehnte nach Spätregen schwer tun, einen Zugang zum Glauben zu finden. Manche haben einen Hass entwickelt auf alles was Glaube ist.
Leute, die gegangen sind und deren Spätregen-Vergangenheit im weiteren Leben immer noch zu Verwerfungen und Brüchen geführt hat.
Falls es in Europa Fälle gibt: Menschen, die in Glaubenshäusern sexuell missbraucht oder belästigt wurden (Beratungstelefon in Deutschland: Beauftragter der Bundesregierung zu sexuellem Missbrauch in Institutionen: http://beauftragter-missbrauch.de/).
Familien, die zerschlagen wurden. Ehen, die verhindert, zerstört oder erzwungen wurden.
Menschen, die durch krankhaften moralisch-ethischen Perfektionismus an ihrer persönlichen Entfaltung gehindert wurden. Oder solche, die heute noch durch Angst, Demütigungen, Schuldgefühle, Fluch- und Drohbotschaften der Propheten und Spätregen-Lehren in ihrem Leben blockiert sind.
Oder bedürftige Gemeindemitglieder, die in großer materieller Not waren und keine Hilfe zu erwarten hatten – während die gottgleichen Propheten in fetten, spendenfinanzierten Mercedes-Limousinen herumgefahren sind und ansonsten auf die Ankunft des Antichristen warteten. Zu beschäftigt, um sich um „Witwen und Waisen“ zu kümmern ... .
Manche Missstände aus der Vergangenheit bestehen heute sicher nicht mehr, dazugehörige Verletzungen sehr wohl.
2008 hat sich das abgewirtschaftete Spätregensystem vor der verdatterten und sprachlosen südafrikanischen Öffentlichkeit selbst vorgeführt. Schadenfreude wird sicher niemand empfinden, kennen viele doch die Verzweiflung, Wut, nagenden Zweifel und Verbitterung die mit all dem einhergehen.
Euer Präsident versichert fast schon beschwörend, dass ihr nach dem ganzen Chaos weiter unter der „Leitung des Heiligen Geistes“ steht. Und der Präsident selber gibt neuerdings -„nach Gebet und Absonderung“ – bekannt, wo und in welchen besonderen Gelegenheiten der Heilige Geist mittels Propheten sprechen darf. Dadurch soll wohl das Durcheinander und die offensichtlichen Widersprüchlichkeiten früherer Zeiten verhindert werden. Werfen wir einen Blick auf den neuesten Infobrief Nr.6, Dec.11, S.6 (http://spadereen.org.za/inligtingsbriewe/). Dort kann man getrost nachlesen, wie der „Heilige Geist“ das Ruder wieder übernommen hat. So wie früher sorgen unfehlbare „Botschaften“ eurer Propheten wieder für Ruhe und Ordnung. (werkers konvent, 6.8.2011). Dem haben sich dann alle bedingungslos zu unterwerfen. So wie es im Infobrief aussieht hatten einige wohl wieder begonnen Dinge zu hinterfragen … . Wenn es so ablief wie früher, haben diese armen Menschen vielleicht noch öffentlich ihre Sünde bekennen müssen. Und vor voller Versammlung - mit einem Sacktuch bedeckt - mit gesenktem hochroten Kopf Besserung geloben dürfen. Alles wie gehabt: Prophetie-Keule statt Zuhören. Mag sein, dass es positive Entwicklungen gibt. Ihr habt aber bei den grundsätzlichen Dingen nichts dazu gelernt. Spätregen war und ist weiterhin eine gefährliche Sekte. Beth-els Schweigen zum Versöhnungsprozess seiner (!) Zentrale Jatniel spricht Bände und konnte uns nicht vom Gegenteil überzeugen. Daran ändern auch eure bunten websites nichts. Vor jedem Neuanfang steht die ungeschönte Analyse der Fehler der Vergangenheit. Ich hatte kurzzeitig gehofft, daß da etwas in Bewegung gekommen ist. War wohl nichts.
Zum Schluss noch etwas Tröstliches: glücklich diejenigen, die anderswo erfahren konnten, dass Gott ohne Propheten-TamTam zu einem Menschen spricht: ganz individuell auf einen zugeschnitten. Ganz leise wirbt er, unspektakulär, fein und einfühlsam, fürsorglich und wohl-wollend – weil er in seiner großen Liebe Zugang zu unserer Seele finden und sie heil machen möchte. Kein Gott, der einen öffentlich bloß stellt, fertig macht oder ständig in innere Konflikte stürzt.
Mein Gott braucht eure Propheten nicht.
J.
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