Hallo Fisch,
danke für den Artikel. In manchen Dingen bin ich etwas skeptischer bzw. sehe die Dinge anders als Herr Abdel-Samad, aber der Artikel ist sehr interessant und wie schon Helo schrieb, eine auch mutige und selbstkritische Analyse. Gerade aber auch zwei Gedanken finde ich ganz interessant, die ich hier an dieser Stelle der Diskussion auch noch einmal aufgreifen würde.
Zum einen den Niedergang des Islams als festgefahrenes, dogmatisches Glaubenskonstrukt – wenn ich das mal mit meinen Worten so schreiben darf. Und dem würde ich durchaus zustimmen. Aber er hat auch etwas anderes angesprochen, dass man sich meiner Meinung nach ganz klar machen muss. Dem Christentum erging es nicht anders!!! Das fundamentalistische Christentum mit dem Anspruch auf alleinige Gültigkeit, maßgebliches Kriterium für Politik und Wissenschaft ungeachtet aller sinnvollen Möglichkeiten und mit der Bereitschaft zur Gewalt ist ebenfalls gescheitert und hat sich seit dem Einsetzen der Renaissance stark gewandelt. Und für diese Entwicklung war nicht zuletzt die islamische Kultur mit entscheidend, weil sie im Gegensatz zur westlichen Welt z.B. die antiken Schriften der Griechen bewahrt hatte. Und diese sowie das Vorbild der orientalischen Wissenschaften und die europäische Auseinandersetzung mit den Eigenheiten und Anschauungen seiner Nachbarn sind zum Teil auch maßgebliche Einflussfaktoren in der okzidentalen Entwicklung hin zur aufgeklärten Neuzeit.
Das ist sicherlich noch keine Grundlage von einer islamischen Kultur in Europa zu sprechen. Aber sie zeigt uns doch, wie tiefgründig wir Menschen miteiandner verwoben sind – auch über kulturelle Grenzen hinweg. Und es sollte uns vielleicht auch etwas dankbar machen, dass wir diesen Punkt schon überwunden haben. Denn ich denke in einem sind wir uns fast alle einig. Jedes Religionsverständnis mit dem Anspruch seine Wahrheit nötigenfalls auch mit Gewalt (auch staatlichen Sanktionen?) durchzusetzen sollte kritisch hinterfragt werden. Und doch haben wir alle zugleich auch eine Mitverantwortung füreinander – und die geht in meinen Augen oftmals etwas unter. Denn selbst dort wo Integration durch Religion erschwert wird, ist es oft aber nicht allein der mangelnde Integrationswille der Zuwanderer, welcher uns vor Probleme stellt - zumindest ist das meine Erfahrung....
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