Also ich mache dann auch mal hier in diesem Thread weiter und will nur einen Aspekt aus net.krels Post aus dem anderen Thread aufnehmen, um irgendwie mal ins Thema zu finden. Ich kann aber leider unmöglich auf alles eingehen, was net.krel geschrieben hatte, weil dann müsste ich wieder ein Buch schreiben. Grundsätzlich war ich aber auch durchaus mit net.krels Ausführungen einverstanden, fand sie nur leider nicht so auf den Punkt gebracht, wie ich es mir aufgrund meiner ursprünglichen Frage eigentlich gewünscht hätte.
Aber egal, ich zitiere jetzt mal eine Aussage aus diesem Post, die ich nicht ganz richtig finde und anhand derer ich vielleicht darstellen kann, weshalb ich Gottes Stimme nicht mit Inspiration oder Intuition gleichsetzen mag.
Woher hatte Jesus seine Lehren? Sicherlich nicht aus dem AT... denn diese Lehren erweiterte er ja. Denn man kann eine Lehre nicht durch sich selbst erweitern... es braucht neuen Input dazu.
Jesus hatte sie von Gott erhalten. Daher sagte Jesus ja auch immer daß er nicht "aus sich selbst rede"... sondern nur das --> was er "vom Vater gehört hat.
Also im Grunde genommen hatte ich mich zu diesem Thema ja bereits in dem anderen Thread geäußert und kann es deshalb hier ganz einfach nochmal wiederholen.
Jesus war Jude und von klein auf wurde er im mosaischen Gesetz in einem jüdischen Umfeld unterrichtet und hatte zudem auch großes Interesse daran. Deshalb könnte ich nun unmöglich behaupten, dass Jesus seine Lehren unabhängig vom AT entwickelt hätte. Im Gegenteil, die Lehren des AT bildeten seine kulturelle und sicher auch seine persönliche Grundlage, denn er lebte ja in ihnen.
Dann kam aber die Taufe Jesu und im Rahmen derer tatsächlich ein "Inspirationserlebnis", als sich der Himmel auftat und Jesus bewusst wurde, dass er der geliebte Sohn Gottes ist. Diese beiden Lebenserfahrungen sind deshalb meiner Meinung nach ursächlich für das weitere Wirken Jesu.
Um das nochmal kurz zu verdeutlichen: Im mosaischen Gesetz unterrichtet werden und in einer jüdischen Kultur aufwachsen und seine ersten Erfahrungen machen, bedeutet grundsätzlich, dass die gesamte Lebenswirklichkeit davon beeinflusst wird. Es gibt zahlreiche Ge- und Verbote, die Wocheneinteilung richtet sich nach dem Sabbath, die jüdischen Feste müssen gehalten werden, Speisevorschriften müssen beachtet werden usw.usf. Der gesamte Lebensalltag ist davon durchwoben und deshalb möchte ich gerne behaupten, dass Gottes Stimme sich auch exakt darin widerspiegelt.
Das ist aber noch nicht alles. Die alleinige Konzentration auf ein (ich nenn' es jetzt mal) frommes und gesetzestreue Alltagsverhalten, kann den Menschen auch sehr stark mit seinem Versagen und seinem Unvermögen konfrontieren. Eben immer dann, wenn es einem nicht gelingen mag, sich komplett und einwandfrei den Gesetzen entsprechend zu verhalten. Exakt diese Erfahrung bezeichnete ich dann in dem anderen Thread als "potentiell in die Verzweiflung führend", weil sich der Mensch dann eben als "nicht ausreichend" erleben kann. Und diese "nicht ausreichenden Menschen" gab es zu Jesu Zeiten im hohen Maße. Das waren die Ungerechten, die Huren und Zöllner usw und mit denen hatte man als frommer Jude nix zu tun - von denen hielt man sich fern.
Jesus jedoch verbrachte mit Vorliebe seine Zeit mit diesen "Ausgestossenen" und das lag meiner Meinung nach eben an seiner Tauferfahrung. Er wusste daher nämlich, dass wir die geliebten Kinder Gottes sind und dementsprechend das Ausgrenzen der "Verzweifelten" und "nicht ausreichenden Menschen" falsch.
Die Stimme Gottes hatte hier also einen umfassenden, integrierenden, ja zärtlich umarmenden Charakter, die es Jesus ermöglichte, sich entgegen den Gepflogenheiten vieler frommen Menschen, auch mit den "Ausgestossenen" zu unterhalten und ihnen vom Reich Gottes zu erzählen. Das Reich Gottes ist nämlich der (um mal net.krels Worte zu benutzen) Bewusstseinszustand, in dem du dich als Kind Gottes bedingungslos geliebt weißt! Du trittst ein in dieses Reich, wenn du der Liebe Gottes in allem was dir in deinem Leben begegnen mag, gewahr werden kannst. Und gerade deshalb spricht die Stimme Gottes eben nicht nur inspirativ oder als Intuition zu dir, sondern als Leben!
Digido schrieb:
Mit anderen Worten, der Mensch will glücklich werden.
Und damit sind wir schon bei den zwei einzigen Wegen, die es gibt: dem "schmalen" und dem "breiten Weg", Gott und Mensch.
Also das der Mensch gerne glücklich werden möchte, Lust empfinden und Unlust vermeiden, verstehe ich ja sehr gut, aber was hat das jetzt eigentlich mit der Stimme Gottes und einem breiten und einem schmalen Weg zu tun? Sorry, das verstehe ich nicht.
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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