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Ihr seid alle so fleißig am schreiben, da komme ich kaum hinterher mit antworten. Also bitte nicht böse sein wenn ich auf manche Beiträge verzögert eingehe. Eins nach dem anderen gell...
So geht's mir auch. Ich bin hier echt teilweise überfordert, weil die neuen Posts so rasend schnell eintreffen...Und dann fällt es mir immer auch noch sehr schwer mich kurz und bündig auszudrücken...Aber du hast recht - eins nach dem anderen und jetzt schreibe ich erst einmal dir zurück! :-)

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Ja... man kanns natürlich auch so rum sehen... was aber die andere Sicht nicht ausschliesst finde ich.
Nein, die andere Sicht wird da natürlich nicht ausgeschlossen und das allein schon deshalb nicht, weil wir Menschen eben auch sexuelle Wesen sind, also auch eine sexuelle Identität haben und mit der muss man sich zwangsläufig auseinandersetzen.

Bei Christen, oder generell bei gläubigen Menschen, ist es halt nur häufig so, dass sie von der Auslebung ihrer Sexualität nicht das erwarten, was sie von Gott erwarten, nämlich Erfüllung und Erlösung. :-)

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Das frage ich mich nämlich auch. Denn ich denke so... wenn Gott mich so geschaffen hat wie ich bin, mit allen Bedürfnissen, Sehnsüchten usw... warum sollte er dann verbieten das ich diesen nachgeben darf wenn es mich glücklich und ausgeglichen macht?
Aber... ist es nicht in vielen Religionen so, das z.B. Priester oder Mönche nicht nur auf Sexualität verzichten sondern z.B. auch auf Nahrung oder sowas? Ich hatte mal was über buddhistische Mönche gesehn die haben den ganzen Tag meditiert und Kampfkunst gemacht.
Ja also ich habe das eben schon net.krel geschrieben, dass das so genannte "asketische Ideal", also der bewusste Verzicht auf etwas, bis hin zum Leben in völliger Einsamkeit und Enthaltsamkeit, in den allermeisten Religionen bekannt ist. Im Mittelalter haben sich z.B. manche Menschen freiwillig einmauern lassen, um sich völlig und ganz und gar allein auf Gott konzentrieren zu können. Das kommt uns heute natürlich unfassbar grausam vor, aber sowas beruhte tatsächlich durchaus auf Freiwilligkeit.

Und heutzutage wird ja ganz gerne noch gefastet, wenn auch nicht mehr ausschließlich nur aus religiösen Gründen. Es ist aber natürlich auch eine Form der Askese. Laut Bibel soll Jesus ja vierzig Tage in der Wüste gefastet haben, bevor er vom Teufel versucht wurde. Also das ist eigentlich kaum vorstellbar, weil nach vierzig Tagen fasten müsste man eigentlich tot sein. Jedoch kann man den menschlichen Organismus durch intensive Meditation und Konzentration, wohl tatsächlich auf ein absolutes Minimum an Energieverbrauch runter fahren, was ich persönlich allerdings für gefährlichen Unsinn halte.

All diese Dinge dienen aber, wenn sie religiös motiviert sind, dem Bestreben des Gläubigen Gott, oder einem anderen Ideal, näher zu kommen. Sie sind also durchaus Ausdruck von Sehnsucht und Liebe. Inwiefern sie aber wirklich nötig sind, oder ob man seine Sehnsucht und Liebe zu Gott nicht auch viel "allltagsfreundlicher" zum Ausdruck bringen kann, muss wohl tatsächlich jeder für sich selbst wissen.

Diesbezüglich hat Paulus einmal etwas sehr schönes geschrieben, finde ich. (Römer 14, 2-8)

Einer glaubt, er dürfe alles essen; der Schwache aber isst Gemüse. Wer isst, verachte den nicht, der nicht isst; und wer nicht isst, richte den nicht, der isst! Denn Gott hat ihn aufgenommen. Wer bist du, der du den Hausknecht eines anderen richtest? Er steht oder fällt dem eigenen Herrn. Er wird aber aufrecht gehalten werden, denn der Herr vermag ihn aufrecht zu halten. Der eine hält einen Tag vor dem anderen, der andere aber hält jeden Tag gleich. Jeder aber sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt! Wer den Tag beachtet, beachtet ihn dem Herrn. Und wer isst, isst dem Herrn, denn er sagt Gott Dank; und wer nicht isst, isst dem Herrn nicht und sagt Gott Dank. Denn keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst. Denn sei es auch, dass wir leben, wir leben dem Herrn; und sei es, dass wir sterben, wir sterben dem Herrn. Und sei es nun, dass wir leben, sei es auch, dass wir sterben, wir sind des Herrn.

Das halte ich grundsätzlich für eine sehr schöne, entspannte und fein gelassene Einstellung, wenn man jedem Gläubigen zugesteht, dass er für sich schon selbst am besten wissen wird, was er z.B. hinsichtlich von Speise und Trank für Regeln befolgen möchte, oder eben nicht befolgen möchte. "Jeder steht oder fällt dem eigenen Herrn", sagt Paulus, was auch soviel heißt wie, "kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten (z.B. auch um den Balken in deinem eigenen Auge...). Schlussendlich kommt es auch hier ganz einfach auf die grundsätzliche Herzenshaltung des Menschen an, denn was nützt fasten, Verzicht und Darbnis, wenn das Herz des Menschen nicht Gott zugewandt ist...? Sowas gibt's nämlich auch. :-)

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Jo... und das verwirrt mich oft auf meiner Suche. Aber vll muss ich einfach auch im Hinterkopf behalten das es nix allgemeingültiges gibt, sondern nur 100 verschiedene Ansichten zu einem Thema....^^
Ich denke dass das auch das Thema ist, das Paulus da in den eben von mit zitierten Versen anspricht. Letztlich muss doch jeder seinen ganz eigenen Weg gehen, basierend auch auf den Erfahrungen, die man ganz persönlich macht. Dabei gibt und gab es aber selbstverständlich schon immer Bestrebungen, Gebote, Verhaltensweisen und Glaubensrichtlinien allgemeinverbindlich zu machen, was schlussendlich aber noch nie so wirklich gut funktioniert hat. Ganz besonders auch im Christentum ist es eigentlich immer irgendwie schief gelaufen und deshalb haben wir heute halt auch nicht nur eine Kirche, in der sich alle gläubigen Christen wohl und auf rechte Weise vertreten und daheim fühlen, sondern wir haben viele tausende Konfessionen, die mehr oder weniger alle ihr eigenes Ding machen und ihre eigenen Schwerpunkte setzen.

Aber wenn ich das richtig mitbekommen habe, dann stehst du persönlich ja doch sicher auch noch unter dem starken Einfluss eines frommen Elternhauses, in dem dir der Glauben vielleicht auch als allgemeinverbindlich näher gebracht wurde? Da hielte ich es dann nur für normal, wenn dich manche Glaubensansichten etwas verwirrten, wenn sie sich christlich nennen, aber vielleicht ganz anders sind, als du es aus deinem Elternhaus kennst. :-)

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Ja sorry. Ich wusste nicht wie ich das, was ich meine beobachtet zu haben oder wie ich es empfinde anders in Worte packen soll. Wenn glauben etwas persönliches und individuelles ist, dann ist es ja auch okay wenn ich mich dagegen wehre, wenn jemand behauptet ich wäre von Gott entfernt wenn ich ich selbst bin. Mir wurde mal gesagt, solange ich mich auf mich konzentriere, kann Gott mich nicht erreichen. Ich muss mich selbst aufgeben. Ich will mich aber nicht aufgeben.... ich fange grade erst an mich selbst kennenzulernen. Und inwiefern soll es gut sein mich "aufzugeben".....? Wie soll ich einen anderen (Gott) kennenlernen und vertrauen, wenn ich nichmal bei mir selbst angekommen bin? Das versteht Gott doch, hoffe ich.
Also zunächst einmal kann ich persönlich gar nicht verstehen, wie sich jemand das Urteil über dich anmaßen kann, du wärest von Gott entfernt. Ich meine auf was für einer Grundlage beruht denn die Vorstellung, dass man das als Außenstehender adäquat beurteilen könne? Also sowas finde ich wirklich sehr befremdlich und ganz ehrlich, ich würde auf solche Aussagen rein gar nix geben.

Und auch so Sprüche wie "Gott kann dich nicht erreichen, solange du dich auf dich selbst konzentrierst", oder "du musst dich selbst aufgeben", sind meiner Meinung nach kompletter (und durchaus auch gefährlicher) Unsinn! Was soll denn da so schlimmes passieren, wenn man sich auf sich selbst konzentriert? Und was soll es denn bitteschön bringen, wenn ich mich selbst aufgebe? Menschen, die sich selbst aufgegeben haben, trifft man meiner Erfahrung nach nicht selten in der Psychatrie wieder und denen geht es gar nicht gut!

Auch Jesus hat nie von seinen Jüngern und Nachfolgern gefordert, dass sie sich selbst aufgeben müssen und er predigte auch nie, dass Gott den Menschen nicht erreichen könne, solange sich der Mensch auf sich selbst konzentriere. Deshalb vermute ich und bin auch persönlich der Meinung, dass der ganzen Geschichte wohl eine reichlich seltsame Bibelinterpretation zugrunde liegt. Es gibt da nämlich eine Bibelstelle, genauer gesagt Lukas 14,25-27, die von sowas ähnlichen wie "Selbstaufgabe" spricht (ich habe dazu vor einigen Jahren schon einmal etwas geschrieben und wer Interesse daran hat, kann es unter folgendem Link komplett lesen: http://gnadenkinder.de/board/showthr...ister-Eckharts), aber Ziel dieser Verse ist es eben gerade nicht, dass sich der Mensch seines Selbst entledigt und von der Konzentration auf sich selbst wegkommt, sondern ganz im Gegenteil, soll er sich tiefer mit seinem Selbst und seinem Leben (bzw. bezugnehmend auf die Bibelstelle, seinen Tot) auseinandersetzen! Sein Bewusstsein für das was er ist, soll also größer und nicht kleiner werden und schon gar nicht soll dieses Bewusstsein unterdrückt werden.

Weißt du, als Christ glaubt man für gewöhnlich, dass man Kind Gottes ist, dass man im Bilde Gottes geschaffen ist, oder, wie Paulus es ausdrückte, dass man Gottes Geschlechts ist. Jesus sagte zu Gott "Vater", was letztlich nichts anderes zum Ausdruck bringt, als seine tiefe Überzeugung, dass er ganz wesentlich und fest mit Gott verbunden ist. Jesus sagte sogar, dass er und Gott eins seien! Das alles sind doch "Hinweise" darauf (oder Ausdrucksweisen dafür), dass unser wesentlichstes Selbst, das, was uns zutiefst ausmacht und uns leben lässt, Gott ist!

Das "Ich" des Menschen ist für mich persönlich deshalb das, was ausgehend von unseren Erbanlagen und geformt durch persönliche Erfahrungen und unserer Umgebung/Umwelt, jeden Menschen zu einem einzigartigen Individuum, zu einer ganz bestimmten Persönlichkeit heranreifen und werden lässt, aber das "Selbst" des Menschen, ist meiner Überzeugung nach völlig unabhängig von dem "Ich" (dem Ego), persönlichen Erfahrungen, Erbanlagen und Umweltfaktoren immer schon eins mit Gott. Diesem "Selbst" also nachzuspüren, sich darauf zu konzentrieren und es immer stärker ins Alltagsbewusstsein einfließen zu lassen, ist meiner Meinung nach das Allerbeste! Deshalb lass dich bitte nicht davon abbringen, du selbst zu sein! :-)

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Eigentlich ist das ja ein nobles Verhalten. Allerdings frage ich mich ob das wirkliche Nächstenliebe ist, wenn das Motiv für das Verhalten nicht das Interesse an anderen ist, sondern in erster Linie dem Überleben einer religiösen Gruppe dienen soll.....?
Na ja weißt du, Paulus war ja Missionar und seine ganze Liebe und Leidenschaft gehörte (neben Gott natürlich) der Gemeinde, bzw. den Gemeinden, die er ja oft auch selbst gegründet hatte. Seine Motivation bezog sich deshalb natürlich auch darauf, dass es den Gemeinden gut ging und das sich die Menschen dort wohl fühlten und im Glauben wuchsen, wie er es selbst nannte. Nächstenliebe war aber bestimmt auch eine seiner Triebfedern, da bin ich mir eigentlich ganz sicher.

Wie gesagt, die christlichen Gemeinden waren damals noch sehr klein und eigentlich nicht mehr als sowas wie eine "jüdische Sekte". An dem Überleben dieser Gemeinden hing letztlich alles, wollte man, dass die Botschaft Jesu weiter in die Welt getragen wurde. Es hätte gar nicht viel gebraucht und wir Heutigen hätten kaum einen blassen Schimmer davon, dass es mal einen Jesus von Nazareth gegeben hatte, der als Wanderprediger durch Judäa zog und für seinen Glauben ans Kreuz genagelt wurde...

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Das kommt drauf an wo man lebt oder? Hier in Deutschland ist das ein lockeres Thema... aber es gibt Länder da geht es noch ganz anders zu...
Ja klar, hier in Deutschland geht's sexuell betrachtet wirklich locker zu, aber das ist z.B. ja schon in Amerika anders, was du sicher besser weißt als ich. Also jedenfalls würde hier in Deutschland kein Hahn danach krähen, wenn im Fernsehen nackte Brüste zu sehen sind, aber in den USA kann so etwas schon einen Skandal verursachen.

Mir geht das hier aber mittlerweile manchmal auch ganz schön auf den Keks, weil man in der letzten Zeit schon morgens um 8Uhr von irgendwelcher Werbung für Vibratoren genervt wird, wenn man zum Feierabend mal kurz den Fernseher einschaltet. :-)

LG
Provisorium