Hallo saved

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Meine Gedanken gingen noch ein Stück weiter, net.krel: was mit den Kindern wäre, die aus "offenen/polygamen Beziehungen" hervorgehen. Also Stichwort Versorgung, Verantwortung, Erziehung.
Nun, ich denke vorab muss man festhalten, dass heutzutage mit den Möglichkeiten der Verhütung Kinder in der Regel nur geplant und auf Wunsch entstehen. Dennoch sind sie ein wichtiger Punkt. Ich will auch nicht behaupten nun für jeden sprechen zu können. Aber für mich ist die Frage leicht zu beantworten. Eine Lebenspartnerschaft dient vorrangig nicht den beiden Lebenspartner, sondern den Kindern. Es schafft einen Rahmen, in dem diese Sicherheit und Geborgenheit erfahren können. Dazu müssen die beiden Lebenspartner noch nicht einmal eine sexuelle Gemeinschaft haben. Und es macht hier für die Geborgenheit der eigenen Kinder keinen Unterschied, ob ich mit einer Freundin ins Kino gehe oder vorm Fernseher kuschle.
Natürlich gibt es Kulturen, in denen Verhütung nicht möglich ist. Aber oftmals lassen sich dort für die Kinder sehr viel sozialere Strukturen vorfinden, als es bei uns üblich ist. Ich weiß auch nicht, ob es als Alternative sinnvoller ist, wenn Kinder ihre Bezugsperson verlieren, nur weil Menschen ihre sexuelle Selbstverwirklichung nicht mehr miteinander finden können und aufgrund der erzwungenen Beschränkung auf nur einen Partner sich dann trennen müssen oder dazu gezwungen sind aneinander festzuhalten und sich zu arrangieren.

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Und wie ist mit eventuellen "Aussteigern" (wenn sich das jemand "antut", denn - werden jene dann nicht als "verklemmt" oder "rückständig" bezichtigt???) Ich meine, "wir Normalos" ja sowieso, aber das ist ok.. :-)
Ich will nicht ausschließen, dass es entsprechend „militante“ Verfechter gibt, die solcherart schlecht über frühere Partner sprechen. Ich denke die gibt es immer. Aber ich jedenfalls wüsste nicht, weshalb ich schlecht von einem Menschen denken sollte, wenn er sich dagegen entscheidet. Denn gerade darum geht es – dass er das Recht hat sein Leben so zu gestalten, wie er es für richtig hält.

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Wenn nun der, der die offene Beziehung befürwortet, mit der Liebe (ist die "universelle" gemeint?) argumentiert, stellt sich mir die Frage, ob man nicht gerade aus Liebe und Respekt dem einen Partner gegenüber treu (auch im körperlichen Sinne) sein kann/will.
Auch hier kann ich nur ganz klar sagen – Ja. Die offene Beziehung schafft diesbezüglich Rechte, keine Pflichten. Anders gesagt ist es völlig legitim, wenn sich ein Partner dazu entscheidet sexuell ausschließlich nur mit dem Lebenspartner zu verkehren. (Ich kenne sogar ein Paar, die gemeinsam Kinder großziehen und bei dem beide sexuell sich auf eine Beziehung beschränken – aber eben auf eine jeweils andere.) Jeder hat das Recht dazu. Was ich jedoch kritisch betrachte und für mich ablehne, ist die sexuelle Treue zur Pflicht meines Partners zu machen, und ihn dazu zu zwingen.
Um ein anderes Beispiel zu gebrauchen, kaufe ich mittlerweile meine Schuhe ausschließlich bei einem Händler, auf den ich mich aus freien Stücken beschränke. Das ist auch mein gutes Recht. Aber fändest du es aber nicht vermessen von ihm, wenn er diese Ausschließlichkeit von mir fordern würde, und mir als Konsequenz in Aussicht stellen würde, dass er ansonsten nicht länger an mich verkauft? Natürlich ist dies ein anderes Thema und ebenso verstehe ich, dass sich viele gegen diesen Vergleich sträuben – aber rein logisch gesehen (und Moral ist entweder logisch oder dogmatisch) gibt es da keinen Unterschied.^^

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Ist es nicht etwas "ganz besonderes", eben weil man sich total öffnet und mehr Intimität ja kaum möglich ist, diese mit "meinem Mann" zu celebrieren und niemandem sonst? Was könnte ich ihm denn geben, was ich niemand anderem schenke und was mich nur mit ihm allein verbindet?? Natürlich nicht nur das, wie du so "schön" schriebst, Lior. Ich reduziere meine Ehe nicht auf die Sexualität, finde aber, dass er ein vorteffliches "Sahnehäubchen" ist, das (nur) unsere Ehe "garniert".. ;-)
Ja, es ist etwas ganz besonderes. Und auch bei mir hat meine Frau einen ganz besonderen Status. Aber der ergibt sich doch nicht (und das ist dir ja klar) aus dem Umstand, dass ich mit ihr Sex habe.^^ Und auch wir haben unsere Sahnehäubchen. Aber die machen sich weniger am rein körperlichen Akt fest, sondern an der emotionalen und geistigen Qualität, die mit diesem verbunden ist. Es ist ja nicht so, dass der Sex mit zwei unterschiedlichen Menschen völlig gleich ist. Ich habe in der Vergangenheit den Sex mit meiner Frau ganz anders erlebt, als die entsprechende Gemeinschaft mit einer Freundin. Es ist nur eine Handlung, die wir mit Bedeutung und Inhalt füllen. Ich küsse meine Frau auch anders, als meinen Sohn – auch dann, wenn der Kuss in der gleichen körperlichen Weise erfolgt.^^

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Und fängt die" gottgegebene Liebe", die bereit ist, für den Anderen Opfer zu bringen nicht erst gerade dort an, wo die fleischliche, die den eigenen Interessen nachgeht, aufhört??
Nun Adi, dann könntest du es aber auch wie Digido angehen und komplett auf Sexualität verzichten – sozusagen als noch größeres Opfer. Wenn Sexualität aber etwas positives ist, dann stellt sich mir die Frage, warum sollte sie das nur in der Beziehung zu einem Menschen sein.^^
Natürlich ist mir bewusst, dass man Sexualität auch ausschließlich um seiner selbst willen praktizieren kann – aber Adi, ich denke doch, dass du es auch anders erlebst.^^Wenn du sie jedenfalls als etwas charakterisierst, das (nur?) den eigenen Interessen nachgeht, dann deckt es sich nicht mit meiner Erfahrung oder Empfindung. Wie ich schon schrieb… Sexualität ist für mich ein Mittel zum Zweck, und nicht der Zweck an sich. Sie dient nämlich dem Zweck meine Zuneigung zu kommunizieren. Es ist für mich ein Moment, in dem man sich dem anderen ausliefert, sich ihm hingibt, sich ganz auf den anderen konzentriert und sein Ego aufgibt. Man könnte auch umständlich sagen, der andere dient mir nicht zu meinem Vergnügen, sondern ich finde Vergnügen dem anderen zu dienen.
Wie gesagt…. Mir ist klar, dass diese Lebensweise zum Widerspruch reizt. Eben weil sie unserer gewohnten Norm widerspricht. Und einen Christen muss sie noch viel mehr zum Widerspruch reizen, wenn er darin seiner Überzeugung folgend einen Widerspruch zum Willen Gottes erkennt. Ich bin auch schon in die Situation gekommen, dass ich meinen Standpunkt zwei Stunden lang vor einem Symposium gegen die Gesamtheit der anderen anwesenden Besucher verteidigen musste. Ich darf dir daher versichern – es ist eine ungewöhnliche aber sicherlich nicht leichtfertige Entscheidung, die ich für mich getroffen habe.^^
Aber ich danke dir herzlich für deinen Beitrag - und es ist schön dich hier mal wieder zu lesen.
Lieben Gruß
Lior
Geändert von Lior (09.02.2016 um 18:54 Uhr)
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
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