
Zitat von
net.krel
Paulus... ein Antisemit? Ein Judenhasser? Er? Der er sich ja selbst als Jude verstand ("Ich bin ein jüdischer Mann..." Apg.22,3)
Eher Unwahrscheinlich, oder?
Nicht unwahrscheinlich, sondern beweisbar höchstwahrscheinlich. :-)
Also zunächst hat sich Paulus ja nicht nur als Jude verstanden, sondern er war den Juden ein Jude und den Griechen ein Grieche (1.Korinther 9,20) und er betont zudem immer wieder, dass er auch römischer Staatsangehöriger war.
Aber ich will Dir gerne mal die Verse nennen, die meiner Meinung nach gar keinen Zweifel daran lassen, dass Paulus ein Antisemit war!
In Paulus' ältestem Brief, dem Thessalonicherbrief, lesen wir (1. Thess 2,14-16):
Denn, Brüder, ihr seid Nachahmer der Gemeinden Gottes geworden, die in Judäa sind in Christus Jesus, weil auch ihr dasselbe von den eigenen Landsleuten erlitten habt wie auch sie von den Juden, die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns verfolgt haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen feindlich sind, indem sie - um ihr Sündenmaß stets voll zu machen - uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit die gerettet werden; aber der Zorn ist endgültig über sie gekommen.
Weiter wettert Paulus in Titus 1,10-11:
Denn es gibt viele Aufsässige, hohle Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der Beschneidung, denen man den Mund stopfen muss, die ganze Häuser umkehren, indem sie um schändlichen Gewinnes willen lehren, was sich nicht geziemt.
Oder auch sehr eindrücklich, wie Paulus die Juden als Ehebrecher, Dieb und Lästerer beschimpft in Römer 2,17-24:
Wenn du dich aber einen Juden nennst und dich auf das Gesetz stützt und dich Gottes rühmst und den Willen kennst und prüfst, worauf es ankommt, weil du aus dem Gesetz unterrichtet bist, und getraust dich, ein Leiter der Blinden zu sein, ein Licht derer, die in Finsternis sind, ein Erzieher der Törichten, ein Lehrer der Unmündigen, der die Verkörperung der Erkenntnis und der Wahrheit im Gesetz hat -: Der du nun einen anderen lehrst, du lehrst dich selbst nicht? Der du predigst, man solle nicht stehlen, du stiehlst? Der du sagst, man solle nicht ehebrechen, du begehst Ehebruch? Der du die Götzenbilder für Gräuel hältst, du begehst Tempelraub? Der du dich des Gesetzes rühmst, du verunehrst Gott durch die Übertretung des Gesetzes? Denn "der Name Gottes wird euretwegen unter den Nationen gelästert", wie geschrieben steht.
Oder die Krönung von allem in Römer 9, 31-33:
Israel aber, das einem Gesetz der Gerechtigkeit nachstrebte, ist nicht zum Gesetz gelangt. Warum? Weil es nicht aus Glauben, sondern als aus Werken geschah. Sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes, wie geschrieben steht: "Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses, und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden."
Das ist eine der krassesten Diffamierungen des jüdischen Glaubens überhaupt und steht völlig konträr demgegenüber was Jesus sagte als er meinte, dass kein Strichlein und kein Jota des Gesetzes vergehen wird, bis ans Ende der Welt. Wenn Werke sinnlos sind und nur allein der Glaube zählt und zwar der Glaube, so wie ihn Paulus vorstellt, dann muss (!!!) der jüdische Glauben ein Irrweg sein! Also viel antisemitischer geht ja nun wirklich nicht, findest Du nicht?
Was Paulus einfach nicht verstehen kann ist, dass sich die allermeisten juden sehrwohl darüber bewusst sind, dass es nicht ihre tollen Werke sind, die sie vor Gott gerecht machen. Jeder Jude weiß, dass er letztlich auf die Gnade und Liebe Gottes "angewiesen" ist. Jeder! Nur Paulus nicht! Wahrscheinlich weil er höchstpersönlich der irrigen Annahme als Saulus anheim fiel, dass er durch seine Werke (also Massenmord an Christen!) vor Gott gerecht werden würde. Aber das ist halt sein Irrtum und das kann er doch nicht einfach auf alle anderen Juden übertragen!
Für Juden ist das Gesetz ein Geschenk Gottes, soweit ich das verstanden habe. Sie lieben ihr Gesetz, es ist ihnen keine Last, sondern es schafft ihnen Orientierung im Glaubensleben. Das ist doch super! Was wettern Paulus und andere dann beständig am Gesetz herum? Sie tun es nur, weil sie für sich einen neuen Absolutheitsanspruch kreieren wollen und da darf das Gesetz keine Rolle spielen, denn da haben ja die Juden die "Exklusivrechte" dran. Also wird das Gesetz samt Judentum diffamiert und in Römer 9 eine völlig grausame Vorstellung eines grausamen und unzuverlässigen Gottes produziert. Das 9.Kapitel des Römerbriefes ist insgesamt eines der bösesten Kapitel in der Bibel überhaupt. Das Gottesbild das dort beschrieben ist, ist ganz fürchterlich und es ist einzig und allein paulinisch.
Ja, Paulus war sicher ein Antisemit, bzw. er ist es in seinem religiösen Übereifer geworden!
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
Lesezeichen