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Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Standard

    Was mir an dem Gesetz zum Thema Beschneidung etwas suspekt ist, ist die Formulierung, dass die Eltern den Willen des Kindes berücksichtigen müssen und gleichzeitig aber die Beschneidung innerhalb von sechs Monaten nach der Geburt erfolgen muss: http://www.bundesregierung.de/Conten...chneidung.html.
    Ich fürchte mit sechs Monaten kann das Kind noch nicht sagen: "Ne du, ich will das aber nicht", oder "prima, ich möchte sehr gerne beschnitten werden."

    Ich glaube rein von der Persönlichleitsentwicklung her, entwickelt ein Kind erst ab dem 10.Monat einen eigenen Willen: http://www.babycenter.de/a8408/monat...ng-ihres-babys. Und da so eine Beschneidung ja nie völlig schmerzfrei abläuft, würde in aller Regel das Kind die Beschneidung wohl eher vermeiden wollen. Und der religiöse Hintergrund ist einem Kind zu diesem Zeitpunkt ja höchstwahrscheinlich auch völlig wurscht, oder nicht?

    Mit der Taufe im Christentum ist es ja auch so. Da werden die Babys auch nicht gefragt, ob sie Christ sein möchten und mit Wasser nass gemacht werden wollen. Letztlich ist deshalb doch der Wille des Kindes erst einmal völlig egal und die Eltern entscheiden. Wieso steht dann aber im Gesetz, dass der Wille des Kindes berücksichtigt werden muss?

    LG
    Provisorium
    Geändert von Provisorium (18.11.2013 um 01:43 Uhr)
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  2. #2

    Standard

    Moin,

    @Provisorium:

    Weil es kein gesetz speziell für die jüdische Beshcneidung ist. Beim judentum wird am 8. Tag beschnitten, da entscheiden die Eltern natürlich allein.

    Bei Muslimen wird in der Regel zwischen dem 10. und 13. Lebensjahr beschnitten. Da kann sich ein Junge natürlich schon äußern.

    Das 2. ist wohl mit dem gesetzestext gemeint.

    Tschüss

    Jörg

  3. #3

    Standard

    Moin,

    viel Text, iamfreak.

    Ich werde noch einmal darauf eingehen, mich dann aber aus dieser Diskussion zurück ziehen, da ich sie für fruchtlos halte.

    im übrigen würde mich mal sehr interessieren, bist du denn beschnitten?
    Warum ist das für Dich von Interesse? Ich vermute mal, Du bist nicht beschnitten. Heißt das, dass Du hier nicht mitdiskutieren dürftest, weil Du selbst keine Erfahrungen damit hast?

    Nun, ich mach daraus eigentlich kein großes Geheimnis: ich wurde nach meinem 40. Lebensjahr aus medizinischen Gründen beschnitten. kenne also beide Seiten.

    Bei mir war das damals empfohlen, aber nicht zwingend erforderlich (war übrigens alles vor der Beschneidungsdebatte). Wie sich wohl jeder Mann vorstellen kann, machte ich mir diesbezüglich ziemlich Gedanken. Ich suchte 2 Fachärzte auf und ließ mir ausführlich Nutzen und Risiken erklären.

    Auch der psychologische Aspekt machte mir Sorgen. Es gibt in Hamburg einen Arzt, der wohl eine einmalige Kombination hat: Urologe und Psychotherapeut. Ich ließ es mir 100 EUR kosten und auch von ihm ausführlich beraten, insbesondere über den psychologische Risiken.

    Insofern dürfte ich besser informiert sein als diejenigen, die sich auf Informationen dubioser Websites berufen.


    Hier mal ein paar Fakten aus seriösen Quellen:

    Bringt die Beschneidung gesundheitliche Vorteile?
    Die Reinigung des männlichen Gliedes gestaltet sich nach der Beschneidung einfacher. Die Gefahr von Entzündungen der ableitenden Harnwege verringert sich. Beschnittene Männer erkranken zum Beispiel sehr viel seltener an einem Peniskrebs. Da die Vorhaut ganz oder teilweise entfernt wird, fehlt Erregern, z.B. Bakterien, das feuchtwarme Milieu, in dem sie sich vermehren können.
    Wie wirkt sich die Beschneidung auf das Liebesleben aus?
    Seit Jahrhunderten diskutieren die Menschen die Folgen der Beschneidung für das Liebesleben. Kanadische Wissenschaftler haben untersucht, ob die sexuelle Empfindlichkeit von beschnittenen und unbeschnittenen Männern sich unterscheidet. Die Untersuchungen ergaben keine Unterschiede in Bezug auf Berührung oder Schmerz. (Quelle: The Jorunal of Sexual Medicine, Volume 4 Issue 3 Page 667-674, May 2007)
    Quelle: frühere Texte aus dem Urologenportal
    (Erläuterung: Ich habe aus einem posting von mir im freigeisterhausforum von Sommer 2012 rüberkopiert, weil ich einfach nicht nochmal recherieren will. Etwas über 1 Jahr alte Texte sollten reichen. So viel hat sich ja nun auch wieder nicht auf diesem Gebiet medizinisch getan)

    Die Beschneidung der Vorhaut bringt verschiedene gesundheitliche Vorteile mit sich. Da die Reinigung des Gliedes vereinfacht wird, können Entzündungen der Eichel und der Harnröhre leichter vermieden werden. Außerdem sinkt das Risiko, sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten anzustecken, wenn der Penis beschnitten ist. Dies gilt für Syphilis, Feigwarzen und auch HIV. Unbedingt zu beachten ist allerdings, dass eine Beschneidung nicht vor einer HIV-Infektion und anderen Geschlechtskrankheiten schützt, sondern nur das statistische Risiko einer Infektion verringern kann.
    Quelle: http://www.qualimedic.de/vorhaut_beschneidung.html

    Zitat von Dir:
    der gute war ja in therapeutischer behandlung. ich schätze mal das ganze ist tiefenpsychologisch angegangen worden und somit hat man den einen auslöser/die reihe von auslösern gesucht. du hast ja gefordert das ganze sachlich anzugehen und bitte: betrachtet man seinen fall ganz sachlich ist davon auszugehen das zu 99,9% die beschneidung der auslöser seiner heutigen psychischen probleme ist.
    Gut, gehen wir das sachlich an: Beweise deine 99 %. Diese sind doch schon unsachlich pur. Er wurde mit 8 Jahren beschnitten, will aber vergleichen können, wie der Unterschied ist. Er ist homosexuell, was bei vielen Männern zu erheblichen psychischen Problemen, auch sexuell führt, weil es mit der Anerkennung Homosexueller immer noch ein gewaltiges gesellschaftliches Defizit gibt. Daneben sind weitere Gründe durchaus vermutbar, denn auch nicht homosexuelle und/oder nichtbeschnittene Männer können solche Probleme haben.

    Psychotherapie ist weiterhin keine Wissenschaft, die klare Erklärungen liefert. Es ist eine Methode, das jemand für sich selbst einen Weg findet, mit psychischen problemen fertig zu werden. Jede Erklärung muss deshalb ja auch aus einem selbst kommen. Dieses Ergebnis hat deshalb auch nur einen subjektiven Anspruch auf Wahrheit. Dieser subjetive Weg ist das Therapieziel. Aber allgemeine Rückschlüsse sind insbesondere aus einem Einzelfall nicht zu schließen. Das ist schlicht unseriös.

    Zitat von Dir
    ein kind das hier und heute in unserem land geboren wird, hat das recht darauf selbst zu entscheiden welcher religion er angehören möchte. ob er sie praktisch leben möchte oder aber nur auf dem papier ein mitglied einer religionsgemeinschaft sein möchte, dazu gehört für mich auch die kultusfreiheit. also die freiheit dass das kind selbst entscheiden kann an welchen ritualen es teilnimmt und an welchen nicht.
    Das mag Deine Wunschvorstellung sein. Ob das so richtig wäre oder nicht, ist hier nicht das Thema. Es ist allerdings unzweifelhaft nicht die Gesetzeslage.

    Bis zum 14. Lebensjahr entscheiden Eltern über die Kultusfreiheit des Kindes.

    Deshalb sind Kindstaufen erlaubt. Deshalb können Eltern ihre Kinder auch gegen deren Willen in eine Gemeindebetreuung schicken, in einen kirchlichen Kindergarten, auf eine religiöse Schule, usw.

    Es geht sogar so weit, dass ein Kind/Jugendlicher ohne eigene Willensbekundung Mitglied der Kirche bleibt, was z.B. in der Lehre und später zum Einzug von Kirchensteuern von ihm führt. Etwas, was vielen gar nicht bewusst ist, dass hier nie ein Eintritt des Jugendlichen im geschäftsfähigen Alter erfolgen muss. (Austreten kann er natürlich)

    Nochmal: Es geht mir nicht darum, ob das richtig oder falsch ist. Es geht mir darum, dass Deine Behauptung hier falsch ist.

    Wo habe ich geschrieben, dass man unbeschnitten kein Jude sein kann? Du wolltest doch sachhlich sein, dann bleib auch genau:
    Ich schrieb, dass das Judentum in Deutschland nicht mehr lebbar wäre. Für die allermeisten Juden (liberal, konservativ und orthodox) gehört die Beschneidung zur Religionsausübung zwingend dazu als eines der wesenntlichsten Gebote. Das ist völlig unbestritten. Dieses wäre bei einem Verbot in Deutschland nicht mehr lebbar, was gläubige Juden aus Deutschland vertreiben würde.

    Dein Link auf Hagalil geht um eine ganz andere Fallgruppe: Die älteren eingewanderten Juden aus Russland. Hier ist die Frist mit den 8 Tagen sowieso schon verstrichen. Aus dieser aus der Unterdrückung in Russland entstandenen Tatsache nun schlussfolgern zu wollen, dass man das dann doch generell so machen kann, wäre menschen- und religionsverachtend.

    Ebenfalls von hagalil: Stellungnahme des Zentralrates der Juden: http://www.hagalil.com/judentum/2012/beschneidung.pdf
    weiterer Links: http://www.hagalil.com/suche/resulta...q=beschneidung

    Tschüss

    Jörg
    Geändert von anonym007 (18.11.2013 um 09:02 Uhr)

  4. #4
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    Zitat Zitat von Flat Beitrag anzeigen
    Bei Muslimen wird in der Regel zwischen dem 10. und 13. Lebensjahr beschnitten. Da kann sich ein Junge natürlich schon äußern.
    Ja aber nach dem neuen Gesetz darf ein muslimischer Junge ja auch nur bis zum sechsten Lebensmonat beschnitten werden, respektive darf zu einem späteren Zeitpunkt nur noch ein ausgebildeter Facharzt und kein "religiöser Beschneider" die Beschneidung durchführen. So oder so ist die religiöse Beschneidung nur bis zum sechsten Lebensmonat erlaubt und da spielt doch dann der Wille des Kindes keinerlei Rolle. Deshalb verstehe ich die Formulierung nicht, dass der Wille des Kindes berücksichtigt werden müsse.

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  5. #5
    iamfreak Gast

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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Was mir an dem Gesetz zum Thema Beschneidung etwas suspekt ist, ist die Formulierung, dass die Eltern den Willen des Kindes berücksichtigen müssen und gleichzeitig aber die Beschneidung innerhalb von sechs Monaten nach der Geburt erfolgen muss: http://www.bundesregierung.de/Conten...chneidung.html.
    Ich fürchte mit sechs Monaten kann das Kind noch nicht sagen: "Ne du, ich will das aber nicht", oder "prima, ich möchte sehr gerne beschnitten werden."

    Ich glaube rein von der Persönlichleitsentwicklung her, entwickelt ein Kind erst ab dem 10.Monat einen eigenen Willen: http://www.babycenter.de/a8408/monat...ng-ihres-babys. Und da so eine Beschneidung ja nie völlig schmerzfrei abläuft, würde in aller Regel das Kind die Beschneidung wohl eher vermeiden wollen. Und der religiöse Hintergrund ist einem Kind zu diesem Zeitpunkt ja höchstwahrscheinlich auch völlig wurscht, oder nicht?

    Mit der Taufe im Christentum ist es ja auch so. Da werden die Babys auch nicht gefragt, ob sie Christ sein möchten und mit Wasser nass gemacht werden wollen. Letztlich ist deshalb doch der Wille des Kindes erst einmal völlig egal und die Eltern entscheiden. Wieso steht dann aber im Gesetz, dass der Wille des Kindes berücksichtigt werden muss?

    LG
    Provisorium
    es ist einfach eine frage der macht. man bekommt somit schon als kind indoktriniert das man gefälligst nicht die autoritätit der eltern und vor allem nicht die der religion in frage zu stellen hat. oder ganz platt formuliert: wir haben dich bei den eiern.
    dass das gesetz so formuliert ist wie es da steht hat sicherlich einfache politische gründe. die beschneidungsgegner sind zu einigen teilen damit zufrieden gestellt, diejenigen die dafür sind auch. es ist auch eine gute basis an der man arbeiten kann. denn letztlich steht ja das gesetz an oberster stelle und nicht irgendwelche glaubensregeln oder gebote.

    zu dem eintrag von flat werde ich jetzt nichts mehr schreiben. denn er liest was er lesen will, hört was er hören will und somit ist es genauso sinnfrei mit ihm über das thema zu diskutieren wie mit einer backsteinwand über den kategorischen imperativ von kant zu reden. für mich ist und bleibt die (religiös motivierte) Beschneidung von jungen (und natürlich auch mädchen) kindesmissbrauch der in einer aufgeklärten welt keinen platz hat. das ist genauso wie die prügelstrafe (ich unterstelle flat mal das er auch hier positive Argumente finden würde).


    noch ein kleines zitat zum nachdenken:

    "wer die freiheit nicht ertragen kann schafft sich götter und gebote"


 

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