Pater Paul Maria Sigl wird an diesem Gebetstag ja auch aktiv teilnehmen und ich habe gerade gelesen, dass er dabei auch einen Vortrag halten wird mit dem Thema: "„Maria, die Mutter aller Völker - Leitstern der Neuevangelisierung“.

Nun habe ich mir mal kurz die Webseite zu der Veranstaltung angeschaut http://www.gebetstag2013.de/ und wenn ich das richtig verstanden habe, ist diese Veranstaltung ja 1997 ins Leben gerufen worden, nachdem es zwischen 1945 und 1959 zu insgesamt 56 Marienerscheinungen gekommen war. Am 31. Mai 1955 soll Maria dann in einer Botschaft gesagt haben:

„Begreift diese Worte gut, wenn ich sage: Ihr sollt dafür sorgen, dass jedes Jahr um diesen Thron bei diesem Bild die Völker versammelt werden. Das ist die große Gunst, die Maria, Mirjam oder die Frau aller Völker der Welt schenken darf.“

Der Gebetstag gründet sich also, wenn ich das richtig verstanden habe, auf diese Erscheinungen und Visionen und soll nun Leitstern der Neuevangelisierung werden. Kann mir nun bitte mal jemand erklären, was ich mir konkret unter "Neuevangelisierung" vorzustellen habe und welche Rolle Maria dabei spielen soll?
Ich muss zugeben, dass mir das alles etwas befremdlich vorkommt, wohl weil ich eben nicht katholisch bin, aber ich lehne derlei auch nicht völlig ab, würde es nur gerne verstehen können.

Die Marienverehrung nimmt ja ihren Anfang in Ephesus, als im dortigen Konzil von 431 Maria als "Gottesgebärerin" bezeichnet und dogmatisiert wurde.
Nun stand ja in Ephesus der Tempel der Artemis, der der größte Tempel der Antike war und zu den 7 Weltwundern gehörte, was wohl den Schluss zulässt, dass die Verehrung einer "weiblichen Gottesgestalt" gerade in Ephesus eine herausragende Rolle gespielt hatte, die dann vielleicht von Maria übernommen werden sollte. Kann das sein, dass man die Marienverehrungen so ganz natürlich erklären kann? Das Christentum hat ja häufig bereits bestehende Formen religiöser Verehrung in den heidnischen Völkern übernommen und umgedeutet, was sich ja z.B. an unseren christlichen Feiertagen ganz gut erkennen lässt. Im Ursprung war also vieles heidnisch, aber anstatt es völlig zu zerstören, hat man es nur mit neuem Sinn gefüllt. Schon Paulus stand ja auf dem Areopag und erklärte den Griechen die Bedeutung des "Bildnis des unbekannten Gottes" (Apostelgeschichte 17, 23ff). Diese Übernahme und Umdeutung bereits bestehender Strukturen hat das Christentum ja unter anderen so erfolgreich werden lassen. Liegt deshalb vielleicht auch heute noch Hoffnung in dieser Vorgehensweise und wird das dann als "Neuevangelisierung" bezeichnet?

LG
Provisorium