Ich "muss" hier Godsservant einmal beispringen, weil ich das Gefühl habe, er wird in die Ecke gedrängt. Ich finde, Du, Godsservant, hast in vielem Recht. Ja, auch ich glaube, dass Sex mit wechselnden Partnern nachhaltiger auf uns wirkt als wir glauben wollen und durchaus unsere Seele schädigen kann. Ob er das immer und bei jedem tut? Wer will das schon beantworten können? Studien jedenfalls halte ich zu diesen Fragen für nicht aussagekräftig, weil das ganze Thema so mit moralischen Ansprüchen, Sensibilitäten und Ängsten behaftet ist, dass man kaum objektivierbare Aussagen dazu erhalten wird. Dieses Thema gehört eigentlich immer von der persönlichen Seite aus betrachtet. Sexualität steht dabei für mich als die denkbar innigste Ausdrucksform von Intimität, die es zwischen zwei Menschen geben kann. Diese Form des Ausdrucks mit mehreren Menschen zu pflegen, bringt ein paar Probleme mit sich, von denen ich mir nicht sicher bin, ob wir sie nicht unterschätzen.
Ich selbst gehöre zu den Menschen, die viele Beziehungen hinter sich haben. In allen war der Sex harmonisch und erfüllend. In allen Beziehungen habe ich mich respektvoll verhalten – zumindest der Absicht nach - und wurde von meiner jeweiligen Partnerin ebenso respektvoll behandelt - natürlich gab es auch Streit, aber Respekt war die Grundlage. Ich würde meinen Lebensweg in Sachen Beziehung als eher normal beschreiben. Und dennoch: dieses „häufige“ sich intensiv auf einen Menschen einzulassen und sich mit ihm auseinander zu setzen, hat "Schaden" in meiner Seele hinterlassen. Von Mal zu Mal fiel es mir schwerer, einem neuen Partner zu vertrauen. Ich stellte Vergleiche an. Das wollte ich natürlich nicht, weil mir klar war/ist, dass sich Menschen nicht vergleichen lassen und doch schlichen sich diese Gedanken in die Beziehung(en) ein. Bei jeder neuen Beziehung hatte ich eine höhere Erwartung und mehr Ansprüche an die neue Partnerin und an mich selbst - was ein grundsätzliches Übel in einer Beziehung ist, aber bei Partnerwechsel eine geradezu logische Konsequenz, weil ja vorher etwas "falsch" lief, was man beim nächsten Mal "richtig" machen möchte und sich deshalb sozusagen einen Plan zurechtlegt, der dann wieder verhindert, dass man einfach der ist, der man ist. Das geschieht weniger bewusst, als es die Beschreibung hier vielleicht vermuten lässt. Am Ende bin ich an einem Punkt, an dem die Ansprüche an eine neue Partnerin so vielfältig sind, dass sie von keiner Frau auf der Welt erfüllt werden können. Schon deshalb nicht, weil sie spüren wird, dass ich sie an einem Ideal messe. Wer will so was schon gerne spüren? Natürlich haben auch meine Ängste vor seelischer Verletzung zugenommen. Es wird immer schwieriger, sich zu öffnen. Dabei ist Offenheit doch ein Grundpfeiler zwischenmenschlicher Beziehungen. Es ist müßig, darüber spekulieren zu wollen, ob heute alles anders wäre, wenn ich weniger Beziehungen gehabt hätte. Ebenso müßig ist es, darüber zu sinnieren, ob meine persönlichen „Fehler“ ausschlaggebend waren/sind und sich meine Erfahrungen nicht verallgemeinern lassen. Natürlich kommt es immer auf den Einzelnen und sein individuelles Verhalten an. Andererseits bin ich sicher nicht so besonders, dass mein Erleben die absolute Ausnahme ist. Es liegt an jedem selbst, sich zu entscheiden. Ich stelle heute nur fest: Es gibt nichts zu lernen beim Sex und in einer Beziehung, weil die Liebe zwischen zwei Menschen keine Disziplin ist, in der man es zu etwas bringen kann...
*Gruß*
dispicio