DIENSTAG, 12. SEPTEMBER
PSALM 16, 1. 8
Nicht nur Abraham bekam wunderbare Verheißungen von Gott, auch wir werden mit vielfältigen Zusagen des Herrn beschenkt. Manchmal reden sie so deutlich in unsere Lage hinein, dass wir sie als persönliche Zusage Gottes annehmen. Dann aber spricht so viel gegen ihre Erfüllung, obwohl wir mit ihr rechneten und sie anscheinend so dringend brauchten. Aber es geschieht nichts. Soll man weiter vertrauen, wenn Gott nicht antwortet? Vertrauen, wenn alles anders läuft, als man sich das vorgestellt hatte? War das nicht auch die Not der Jünger, als ihr Herr von seinem bevorstehenden Leiden sprach? Es passte ganz und gar nicht in ihre Vorstellungen vom Messias. Dass Jesus der Christus war, hatten sie erkannt und ihn als Sohn Gottes geehrt. (Vgl. Matth. 16, 15-17.) Doch dazu schien das Leiden-Müssen nicht zu passen. Den Sieg über alle Feinde, die Aufrichtung des Reiches Gottes auf Erden und die vollkommene Gottesherrschaft, das alles erwarteten sie. Trotz richtiger Erkenntnisse hatten die Jünger zu der Zeit die eigentliche Bedeutung seines Kommens noch nicht verstanden. Das Unvorstellbare geschah: Jesus wurde verraten und gefangen genommen. Da überwältigte sie die Furcht, und sie flohen (Matth. 26, 56). So konnten sie auch der Botschaft von der Auferstehung ihres Herrn nicht sofort glauben. »Ich glaube es nicht, es sei denn, ich kann es sehen und ihn berühren«, sagte der Jünger Thomas. (Lies Joh. 20, 24-29.) Doch ist das wirklich Vertrauen, wenn man in der Erwartung lebt, der Herr werde unseren Vorstellungen und Plänen entsprechend handeln? Dann fällt es allerdings schwer, bedingungslos dem Herrn zu vertrauen, der so anders ist und handelt, als wir es dachten. Die Frage bedarf der Klärung: Wem vertrauen wir - unseren Vorstellungen oder dem Herrn? (Lies Ps. 37, 5; Spr. 3, 5.)
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