Hi seeleseele,
deine Worte haben mich sehr bewegt.
Und alles von dir erwähnte, kann ich gut nachvollziehen.
Mittlerweile denke ich, dass wenn man keine echte Lebenskrise hatte, man noch nicht gelebt hat.
Die Frage ist, ob man noch die Kraft und Lust hat die Ärmel hochzukrempeln, wenn man tief davon überzeugt ist, dass sich das Universum gegen Einen verschworen hat.
Was andere Menschen als Spinnerei abtun, wird von dir anscheinend fast tagtäglich erlebt und du distanzierst dich selbstverständlich von diesen Menschen.
Und schon ist man im Strudel, und man fühlt sich selbst unter Menschenmassen ganz allein. Hier könnte Gott helfen, aber der Gottesbegriff ohne andere Menschen miteinzubeziehen hat für mich keinen Wert.
Für mich heisst nach Gott suchen nicht sich einer höheren Macht anzubiedern und der Vorstellung nachzueifern Gott möge alles für Einen regeln.
Es heisst vielmehr die Göttlichkeit in anderen Menschen und auch in sich selbst erfassen zu können und deren Wert schätzen zu können. Wenn man mit dem Begriff Göttlichkeit nicht so viel anzufangen vermag, kann man diesen auch mit dem Begriff der echten Menschlichkeit ersetzen.
Sichtbar ist dies z.B. in Gegenden wo die Menschen in größter Armut leben, aber wenn es halbwegs zum Überleben reicht man dennoch im Miteinander ein Glücksgefühl hegen kann, welches in unserer westlichen Gesellschaft fast ein Alleinstellungsmerkmal zu sein scheint.
Das Buhlen um Anerkennung ist ein in Menschen innewohnender Trieb, aber wenn dies ausschließlich auf beruflichen oder gar nur auf finanziellem Erfolg basiert, nehmen wir uns dadurch selbst ein großes Stück Menschlichkeit und diejenigen, die dem Gesellschaftsbild vom Erfolg nicht ausreichend entsprechen, werden von Selbstzweifeln zerfressen, vergleichbar mit dem Nacheifern nach Schöheitsidealen. Schlicht und ergreifend eine Oberflächlichkeit, die der Seele des Menschen schadet sofern man bereit ist sich ernsthafte Gedanken um diese Thematik zu machen.
"Haste was, biste was!" Nur welche Bedeutung hat dieses "was"?
Ich glaube in den vorherigen Sätzen angedeutet zu haben was wir heutzutage unter diesem "was" verstehen können/sollen.
Man sollte aber wiederum nicht alles verteufeln was unsere Gesellschaft ausmacht. So kann die Sicherheit, dass der Staat(bzw. die Menschen dieses Landes) die Menschen bei Mittellosigkeit unterstützt nicht hoch genug geschätzt werden.
Wenn aber die Abgaben an den Staat das soziale und freiwillige Miteinander ersetzt haben sollten, dann haben wir ein Gesellschaftsbild wie jetzt.
Es ähnelt dem früheren Ablasshandel der kath. Kirche.
Wenn wir gleichzeitig etwas "Gutes" tun und z.B. an Kinder in Afrika spenden und währenddessen im Streit mit unseren Kindern/Eltern liegen. Wenn die Kinder ihre Eltern in Altersheime stecken, oder die noch rüstigen Eltern keinen Bedarf sehen mal auf ihre Enkel aufzupassen, weil sie lieber ihrem Hobby fröhnen wollen.
Eine Ablenkung von dieser Wirklichkeit kann man durch beruflichen Erfolg erfahren. Nur nicht missverstehen, denn ich behaupte nicht, dass beruflicher/finanzieller Erfolg die Menschen daran hindert "seelische Angelegenheiten" zu hinterfragen. Sehr wohl kann es aber erschwerend sein, und so gerät man in die Gefahr, dass man sich ausschließlich sich selbst widmet und beispielweise auf Kinder verzichtet oder feste Partnerschaften nicht mehr eingehen mag, da das Zwischenmenschliche immer mit Kompromissen verbunden ist, die man in seinem Egoismus nicht zulässt.
Wie kommt man nun klar mit dieser, aus eigener Sicht, Scheinwelt?
Meiner Überzeugung nach geht es nur mit und durch andere Menschen, die bereit sind mich/dich zu verstehen. Der erste Anlaufpunkt sind die Eltern, dann Freunde und wenn man sich glücklich schätzen kann eine/n liebevolle/n Partner/in zu haben, kann man sich ganz gut mit der Situation arrangieren.
Hier aber könnte die eigene Scham im Wege stehen und es ist eine neutrale/objektive Person von Nöten. Ob jetzt Psychologe/Pfarrer oder wer auch immer.
Nur ganz wenige Menschen schaffen es alleine aus ihrem Gottvetrauen mit einem bestimmten Gottesbild heraus die nötige Kraft zu schöpfen.
Auch ich war vor ca. 3 Jahren in einer ähnlichen Situation wie du. Das Dahinvegetieren war dadurch geprägt, dass ich mich fragte ob es noch schlimmer ginge und promt wurde es schlimmer.
Mir hat auch der Gang zur Kirche nicht geholfen, da es ein relativ strikter Ablauf der Messe ist und für mich nichts weltbewegendes war.
Dann habe ich angefangen die Bibel ernsthaft zu lesen und Dinge zu hinterfragen, und mir wurde der Heilsplan Gottes für uns Menschen ersichtlich.
Mir ist bewusst, dass man mich diesbezüglich als Träumer bezeichnen kann.
Aber dieser "Traum" hilft mir weiter als der oberflächliche und geistschwache Heilsplan den unsere Gesellschaft gerne skizziert.
Mit Bestimmtheit kann ich nicht darüber urteilen ob das für jeden Menschen das Richtige ist. Selbst wenn ich fiktiv in Betracht ziehe, dass die Bibel erstunken und erlogen ist und Jesus nicht der ist für wen ihn die Christen halten oder gemacht haben, so muss ich sagen, dass mir das Bild vom Seelenheil welches Jesus in der Bibel darstellt von mir als göttlich und wahrhaftig empfunden wird.
Selbstverständlich respektiere ich Menschen, die Gott für Einbildung halten und das Leben nach dem Tod als schizophrene Geisteshaltung deuten.
Wenn sie aber dennoch echten menschlichen Umgang pflegen so handeln sie wider Willen göttlich.
Gibt es einen Resetknopf?
Selbstverständlich, denn den hast du bereits gedrückt indem du in bewegender und ehrlicher Weise deinen Zwiespalt hier gepostet hast.
Dass du die Vergangenheit nicht ändern kannst ist klar, aber die Zukunft beeinflussen kannst du dennoch, wie z.B. durch deine Postings.
Ich bin aber der Ansicht, dass der Reset nicht erfolgreich verlaufen kann ohne vertrauenswürdige Menschen in deiner Nähe.
Selbst ein neuer Job und damit auch ein anderes Umfeld kann behilflich sein das alte Leben hinter sich zu lassen, vorallem wenn sich dabei neue Freundschaften und Vertrauensverhältnisse ergeben.
Vielleicht aber hilft auch die Bibel, die Hilfeschreie der Seele zu deuten und seelischen Frieden zu erlangen. Mir hat es geholfen, und der angenehme Nebeneffekt jeder größeren beruflichen oder geistigen Veränderung bringt das Kennenlernen anderer "neuer" Menschen mit einher und bietet somit die Möglichkeit mit der Vergagenheit abzuschließen und es so einzustufen wie es ist: Vergangen, nicht veränderbar, aber eben vergangen.
Falls du gerne mal in der Bibel lesen möchest, würde ich dir
Markus7 (Von Reinheit und Unreinheit) empfehlen.
Ganz liebe Grüße
nitro
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