Stallgeruch und ein Fischernetz der Erkenntnisse
Einst saß eine Frau im Haus am See Genezareth und flickte ein Fischernetz. Der See war stürmisch und ihr Sohn auf See fischen. Da stürmten Nachbarn in ihr Haus, ein rotes nasses Hemd in ihren Händen. „Ist das nicht das Hemd deines Sohnes? Wir haben es am Strand gefunden. Lass uns um deinen Sohn weinen!“ Die Mutter blieb ruhig und hielt in ihrer Arbeit inne. Ein bedrückendes Schweigen lag im Fischerhüttchen. „Liebe Nachbarn, wie viele Hemden gibt es von dieser Sorte?“, entgegnete die Mutter selbst um innere Ruhe kämpfend. Die Nachbarn raunten und zuckten mit den Schultern und dennoch diese Hemden waren nicht sehr gebräuchlich, sondern eher sehr selten. „Lasst uns auf seine Rückkehr warten, keiner sollte jetzt bei diesem Sturm auf See fahren und ihn suchen.“, führ die Fischern fort, um ihre Nachbarn nicht in die Gefahr zu schicken. Da kam der nächste Nachbar hinein und zwar mit einem Zerbrochenem Ruder. „Ist das nicht ein Ruder deines Sohnes Fischerin?“, rief er ins Haus. Die Mutter wurde noch ein wenig blasser und schaute auf das zerborstene Ruder. Sie legte ihr Fischernetz zur seite, wankte auf ihren sonst so standhaften Füßen zum Ruder und rang nach Worten, „Nachbarn, ich schwöre euch an! Wie viele solche Ruder gibt es?“ Natürlich stammten alle Ruder der Gegend vom selben Bootsbauer. Schon hörte man Schreie draußen am Strand, „Da liegt er. Er ist ertrunken!“ Die Mutter sank zu Boden und man konnte sehen wie sie wimmern wollte, aber sich dagegen wehrte, „Nachbarn, habt Erbarmen und sagt mir wie viele Ertrunkene es gibt, welche nicht mein Sohn sind?!“ Man hob den Ertrunkenen auf und trug ihn zum Erstaunen der im Haus der Mutter stehenden Nachbarn am Fischerhüttchen der Mutter vorbei und nicht hinein, so es ihr Sohn gewesen wäre.
Später stellte sich heraus, dass ein Dieb das Boot stehlen wollte, im Kampf der Sohn der Mutter sein Hemd verloren hat und der Dieb auf hoher See im Sturm kenterte.
Mit Absicht lasse ich hier offen, was mit dem Sohn geschah, denn es geht hier im Thread um das Erkennen.
Und so wie eine Überzahl an Indizien und Meinungen zwar eine Wirkung auf eigene Einschätzung haben, so wenig können diese unter Umständen zum rechten Erkennen führen.
Ob nun ein Glaubender mit dem richtigen, wahren, christlichem Stallgeruch wirklich die letzte und einzige wahre Erkenntnis besitzt und lebt und Mitmenschen mit wissenschaftlichen Kenntnissen völlig falsch liegen, das und solche Einschätzungen überlasse ich den einzelnen Lesern selbst. Mich überzeugen Stallgerüche nicht, sondern ich nehme sie schlicht weg zu Kenntnis und bin froh, dass nicht alles nach Stall riecht.
Shalom
Isaak