@bonnie,
Zitat:
solange dir selbst dabei klar und bewußt ist, dass du dabei einen subjektiven Ausgangspunkt ein nimmst, von dem ausgehend du argumentierst und interpretierst, ist das für mein Verstehen völlig in Ordnung.
In der Gottesfrage kann man meiner Meinung nach ja gar keine objektive Sichtweise einnehmen. Deshalb ja gerade negative Theologie!
Hingegen wird Gott in jedem positiven Gottesbild über meine subjektive Sicht hinaus, mit bestimmten Attributen verknüpft, vorstellbar gemacht und dadurch zum Objekt meiner bestimmten, so oder so gearteten Betrachtungsweise. Es geht in einem positiven Gottesbild ja gar nicht anders.
Zitat:
Gehe ich als Mensch verstandesorientiert allein und ausschließlich vor, gestehe ich mir, gelegentlich, da ich als Mensch eventuell dazu neige, meinen subjektiven Ausgangspunkt oder Ziel/Grundgedanken nicht mehr als subjektiv ein.
Tut mir leid, liebe bonnie, aber diesen Satz kann mein Verstand nicht fassen, ich verstehe ihn leider nicht. Kannst Du das bitte noch mal genauer erläutern?
Zitat:
Das Edelste, was wir Menschen "besitzen" ist Verstand und Herz. Viele Dinge können wir Menschen nicht verstehen, auch wenn wir unser Leben lang nach Antworten suchen. Sich von Gefühlen leiten zu lassen ist ebenso eine Gefahr wie immer nur etwas erklären, verstehen oder erfassen zu wollen. Ich glaube nicht, dass der Sinn unseres Daseins und unserer Existenz allein darauf beruht, "vernunftbasierende Gründe" für oder gegen etwas zu erbringen.
An dieser Stelle muss ich glaube ich erst mal erklären, dass Verstand und Vernunft für mich nicht dasselbe ist.
Unter Verstand verstehe ich das an Sinneseindrücke gebundene Erkenntnisvermögen eines jeden Menschen.
Die Vernunft hingegen ist nun einerseits die Fähigkeit die durch den Verstand „eintreffenden“ Sinneseindrücke zu ordnen, daraus Schlüsse zu ziehen, sie aber gleichzeitig auch hinterfragen zu können und unabhängig von Erfahrungen Ideen zu entwickeln.
Anderseits bezieht sich die Vernunft für mich aber auch auf das Setzen ethischer Prinzipien, denen ich bewusst meinen Willen unterwerfen kann und die so mein Handeln individuell und sozial begründen und leiten.
Verstand hat z.B. auch mein Hund, da bin ich mir relativ sicher. Aber Vernunft muss ich ihm leider weitestgehend absprechen. Er kennt wohl eher nur die Prinzipien Lust und Unlust und reagiert entsprechend darauf und lässt sich davon leiten.
Gefühle sind deshalb in meiner Vorstellung nicht vom Verstand zu trennen. Hätte ich keinen Verstand, hätte ich auch keine Gefühle. Das ich fühle, weiß ich nur, weil ich einen Verstand habe, der es mir vermittelt. Deshalb auch das vorherige Beispiel mit dem Stein. Hätte der Stein Verstand, würde er fühlen das er sich bewegt, fliegt, wenn ich ihn werfe. Hätte er dazu noch Vernunft, würde er sich überlegen können, was dieses Geworfenwerden nun für ihn für Konsequenzen haben könnte.
Der Sinn des Lebens, der Existenz, unseres Daseins beruht sicher nicht allein darauf „vernunftbasierende Gründe“ für oder gegen etwas zu erbringen, aber ohne Verstand und Vernunft wüssten wir gar nicht was Leben oder Sinn überhaupt sein sollen.
Zitat:
Kinder verstehen nicht, was "negative oder positive Theologie ist". Die meisten Menschen kennen vielleicht nicht mal die Begriffe, obwohl sie ein ganzes Leben hinter sich haben, wenn sie alt sind. Aber, das ist meine Meinung, die Sonne sehen alle Menschen. Den Himmel betrachtet jeder Mensch irgendwann im Laufe seines Lebens.
Ich finde da muss man gar nicht die Kinder bemühen, denn du hast ja völlig Recht, die meisten Menschen machen sich Lebenslang keinerlei Gedanken um solcherlei Begriffe. Sie leben ihren Glauben eher intuitiv, so wie sie die Sonne genießen, ohne über die Entstehung und Beschaffenheit der Sonne nachzudenken.
Ich verurteile solch ein Verhalten ganz sicher nicht, auch wenn ich persönlich neugieriger bin.
Zitat:
Man kann die Sonne physikalisch in Teilchen zerlegen, Lichtgeschwindigkeit berechnen, oder "beweisen", dass sie vielleicht irgendwann irgendwie nicht mehr so heiß oder andersherum heißer sein wird... oder aber man kann ihre Wärme genießen und dem danken, der sie erschuf.
So ist das! Wobei die Aussage „dem danken, der sie erschuf“ meiner Meinung nach schon eine verstandes- und vernunftbasierende Aussage ist, die man begründen können und sich gleichzeitig darüber bewusst sein sollte, dass das Viele ganz anders sehen (mit mehr oder minder guten Gründen).
Zitat:
Ich bin kein Gefühlsmensch, schon lange nicht mehr, auch da werden Menschen im Laufe eines Lebens geformt. So gern ich mit dem Verstand Neues entdecke, suche, manchmal mich drin verfange... ich würde aber nie mein Herz, mein Fühlen und Wahrnehmen, so subjektiv es sein mag, immer und überall gegen vernunftsorientierte Argumente eintauschen.
So etwas würde ich auch nie als vernünftig betrachten. Meiner Meinung nach steht nicht das Herz auf der einen, und die Vernunft auf der anderen Seite. Sie sind in meiner Vorstellung nach nur verschiedene Stufen auf der Treppe die aus Wahrnehmung und deren Verarbeitung besteht und die wir unser Leben nennen das uns vom Nichtsein zum Sein und wieder zum Nichtsein führt.
Zitat:
Es ist dein Weg- das ist in Ordnung, doch ich brauche keinem ein positives oder negatives "Gottesbild" beweisen, weil es weder das eine noch das andere für mich gibt. Es gibt nur EINEN.
Mir geht es doch auch nicht um Beweise. Das habe ich im Post, den ich Zeuge schrieb, doch klar betont. Ich habe gesagt: Was die eine Seite nicht beweisen kann, kann die andere nicht widerlegen!
Ich bin es nur Leid von ihm beständig des Unglaubens bezichtigt zu werden. Und deshalb gebe ich Gründe an, warum ich so denke und glaube wie ich es tue. Mein Gedankenaufschwung zum transzendenten Einen ist völlig stimmig. Genau, exakt so denkt der Mensch. Er kann gar nicht anders. Ich beschreibe lediglich redlich eine Wahrheit. Ich will und kann damit nichts beweisen, aber ich fühle mich der Wahrheit verpflichtet und also äußere ich sie.
Du behauptest ohne nähere Begründung das es nur den Einen gibt und ich zeige den verstandes- und vernunftbegründeten Weg weshalb ich Dir da völlig Recht gebe. Ich kann nicht erkennen was daran falsch sein sollte, oder wo wir uns da im Gegensatz befinden.
Zitat:
Eine Falle in diesem Sinne wäre mir der Verstand, wenn ich inmitten des Grübelns und Forschens blind würde für das, was Geschaffen ist, überall und sichtbar oder unsichtbar.
Wie gesagt, dass Du ihn als Falle in Betracht ziehen kannst, kannst Du nur unter der Voraussetzung von ihm. Wenn er also tatsächlich eine Falle sein sollte, dann ist er notwendig auch die Voraussetzung zur Befreiung aus derselben.
LG
Provisorium