Hallo Lena, die Aussagen von Paulus stellen verglichen mit denen von Jakobus keinen Widerspruch dar. Während Paulus von der Rechtfertigung vor Gott redet, meint Jakobus die Rechtfertigung vor Menschen.
(Zitate gemäß Elberfelder Fassung)
Röm. 3,21-26
"Jetzt aber ist ohne Gesetz Gottes Gerechtigkeit offenbart worden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten: Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesus Christus für alle, die glauben. Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist. Ihn hat Gott hingestellt als einen Sühneort durch den Glauben an sein Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit wegen des Hingehenlassens der vorher geschehenen Sünden unter der Nachsicht Gottes; zum Erweis seiner Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit, dass er gerecht sei und den rechtfertige, der des Glaubens an Jesus ist."
Hier sagt der Apostel ganz deutlich, dass wir umsonst gerechtfertigt werden, wenn wir an den Herrn Jesus glauben.
Eph. 2,8-9
Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.
Nun muss ich etwas weiter ausholen, um zu erklären, dass der Mensch dem Wirken Gottes nichts hinzufügen kann (in Form von Werken). Von Natur aus ist der Mensch für Gott unbrauchbar. "Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer." (Röm 3,10-12). Gott blickte auf die Erde und siehe, da war kein Mensch, der tauglich für Gott gewesen wäre. Das ist unser Zustand von Natur aus. Allein die Gnade Gottes vermochte uns durch den Grundsatz des Glaubens zu rechtfertigen. Epheser 2 schildert uns unseren Zustand: Wir waren tot in Vergehungen, wir führten unseren Wandel in den Begierden des Fleisches und waren von Natur Kinder des Zorns. Vers 4 leuchtet dann so schön hervor: "Gott aber". Es gibt mehrere solcher wunderbaren "aber" in der Schrift; hier ist eines davon. Nun handelte Gott und schenkte uns die Errettung in seinem Sohne Jesus Christus. Der Nachsatz "damit niemand sich rühme" zieht sich durch die ganze Bibel hindurch, so auch bei Gideon (Ri 7,2: "Und der HERR sprach zu Gideon: Zu zahlreich ist das Volk, das bei dir ist, als dass ich Midian in ihre Hand geben könnte. Israel soll sich nicht gegen mich rühmen können und sagen: Meine Hand hat mich gerettet!"). Lies mal das Buch der Richter und du wirst merken, dass Gott sich immer schwache Gefäße erwählte um seinen Namen zu verherrlichen (1. Kor 1,26-29: "Denn seht, eure Berufung, Brüder, dass es nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Edle sind; sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zuschanden mache. Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nicht ist, damit er das, was ist, zunichte mache, dass sich vor Gott kein Fleisch rühme.")
Ich sagte eben, dass wie von Natur aus nichts vorzubringen haben, woran Gott seinen Wohlgefallen finden konnte. Was war also nötig; "ein Auziehen des Leibes des Fleisches" (Kol 2,11). Von unserer alten Natur konnte Gott nichts gebrauchen; Kol 3,9-10 sagt dann, dass wir den alten Menschen ausgezogen haben und den neuen angezogen haben. Woher kommt dieser neue Mensch? Gott gibt ihn uns, wenn wir Christus im Glauben angenommen haben; also können wir nichts dazu beitragen. Der Apostel Johannes beschreibt in seinem ersten Brief die Merkmale dieses neuen Lebens. Erst jetzt sind wir fähig wirklich zu lieben und den Menschen Jesus hier in dieser Welt darzustellen. In 1. Joh 2,8 schreibt er "Wiederum schreibe ich euch ein neues Gebot (Anmerkung: Gebot und kein Gesetz; auch wenn z. B. Paulus von falscher Gesetzlichkeit spricht, meint er damit, den Irrtum zu glauben, dass wir unsere Stellung vor Gott durch das Halten von Gesetzen ändern können also gerechtfertigt werden können), das, was wahr ist im ihm und in euch." Mit dem Gebot spielt er auf Joh 13,34 an: " Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt." Das, was in dem Herrn Jesus - in ihm - war ist, soll auch in uns war sein, d. h. wir sollen tun wie er. Vielleicht interessiert es dich: Die Beschneidung, die Gott damals für das Volk Israel angeordnet hatte ist natürlich auf der einen Seite ein äußerliches Zeichen für die Zugehörigkeit zu diesem Volke. Für uns Christen bedeutet die Beschneidung, Paulus nennt sie eine nicht mit Händen geschehene Beschneidung (Kol 2,11), genau dieses Ausziehen des Leibes des Fleisches. Im Buch Josua findet man öfters den Ort Gilgal; zum ersten mal in Jos 5. bevor uns in Kapitel 6 der Kampf gegen Jericho begegnet. An diesem Ort, ordnete Gott an, alles Männliche des Volkes zu beschneiden. Übertragen also: Bevor Israel gegen Jericho in den Kampf zog, musste klar gestellt werden, dass es in sich keine Kraft hat. Durch die Beschneidung drückte es aus, dass es nicht auf sein Fleisch vertraute. Dann folgt der Kampf gegen Jericho. Lies mal Kapitel 6 im Buch Richter. Trug Israel irgendwas dazu bei, dass die Mauern einstürzten, außer dass sie um die Stadt maschierten, Posaunen bließen und lärmten? Nein, Gott tat alles. Dann nehmen wir noch Heb 11,30 hinzu, wo uns gesagt wird, dass die Mauern Jerichos durch Glauben fielen. Genau so ist es bei uns. Wir können von Natur aus nichts zu unserer Rechtfertigung beitragen (außer zu glauben). Gott handelt aus Gnade durch den unseren Glauben. Der Ort Gilgal ist markant für das Buch Josua. Nach jeder Schlacht kehrten sie dorthin zurück um zu zeigen, dass sie ohne Gott zu nichts fähig sind. Außer einmal kehrten sie nicht dorthin zurück und zwar in Josua 7; und da erlitten sie eine Niederlage.
Dieser Teil ist etwas lang geworden; nun zu Jakobus:
Jak 2,14-18: "Was nützt es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, hat aber keine Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn aber ein Bruder oder eine Schwester dürftig gekleidet ist und der täglichen Nahrung entbehrt, aber jemand unter euch spricht zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht das für den Leib Notwendige, was nützt es? So ist auch der Glaube, wenn er keine Werke hat, in sich selbst tot. Es wird aber jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne Werke, und ich werde dir aus meinen Werken den Glauben zeigen!"
Lies das mal im Zusammenhang und du wirst feststellen, dass es um die Rechtfertigung vor Menschen. Da ist eine Person, die von sich sagt, sie habe Glauben aber sein Tun und Handeln lässt das gar nicht erkennen. Das ist genau so, wie wenn ein Mann seiner Frau ständig sagt: "Ich liebe dich", der Mann aber, wenn seine Frau ihn um einen Gefallen bittet ständig die Ausführung desselben verweigert. Die Liebe ohne Liebesbeweise ist nichts wert. so ist auch der Glaube ohne Werke tot. Jakobus sagt, zeig mir doch deinen Glauben. Und Glaube kann sich für andere Menschen nur durch Werke zeigen.
Zitat:
Zitat von dir: "Wenn wir Jesus als Herrn in unser Leben aufgenommen haben, Ihm unsere Schuld bekannt haben, und Vergebung empfangen haben, entsteht in uns automatisch der Glaube, aus dem heraus automatisch gute Frucht entsteht und der die Werke der Gerechtigkeit in uns wirkt.
Voraussetzung dafür ist natürlich, das wir uns vom Geist Gottes führen lassen und nach dem Geist und nicht nach dem Fleisch wandeln."
Das war jetzt sehr verkürzt ausgedrückt. Ich könnte es auch so sagen, Christus in uns ist es der die guten Werke wirkt.
Der uns durch seine Liebe drängt gutes zu tun - ER in uns!
Zitat:
Leider läuft das nicht automatisch. Ein Gläubiger hat zwei Naturen in sich. Dies kann man veranschaulichen durch einen Schweinehund (alte Natur) und einen Adler (neue Natur), die untrennbar durch eine Kette verbunden sind. Nun kommt es drauf an, welche von den beiden Naturen wir füttern. Mögen wir doch stets den Adler füttern, indem wir die tägliche Bibellese und das Gebet pflegen. Dann kann Gott durch seinen Heiligen Geist frei in uns wirken und die Frucht des Geistes (Gal 5,22) in uns zur Entfaltung bringen, damit wir dem Bild seines Sohnes gleichförmig werden, der uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat (Gal 2,20).