Lieber Zeuge, danke für deine Antworten.
Zitat:
Gut. Du prüfst und hälst dich daran, was du heute als gut findest. Aber woher willst du wissen, daß Morgen du das, was du heute als nuicht gut empfindest, nicht mit anderen Augen sehen wirst?, unter einem anderen Blickwinkel?
Unsere Ansichten verändern sich. Als Kind habe ich Dinge anders gesehen wie als Jugendlicher, als Jugendlicher habe ich Dinge anders gesehen wie als Erwachsener. Ansichten verändern sich mit dem Grad er Reife und Erkenntnis. Das ist ein völlig natürlicher Prozeß. Auch im Bezug zu Gott verändern sich diese Ansichten. Oder glaubst du noch so wie vor 20 Jahren? Eine Beziehung und gerade die zu Gott, sollte wachsen und reifen und das bedeutet auch immer Veränderung und hoffentlich zum Guten hin.
Zitat:
Ich muß dich doch nicht an Jes. 53 einnern, wo ganz gleich wie man diese Stelle auch auslegt, von einem Sühnopfer die Rede ist.
Denn auch wenn man diese Stelle auf das ganze jüdische Volk bezieht, dann erst recht auf Jesus.
Hier muss man nun wirklich weit ausholen, um sich diesem Szenario zuzuwenden. Doch gerne stelle ich mich diesem und möchte dazu ausdrücklich die hebräische Version benutzen die sich sehr wohl von der Septuaginta unterscheidet und durch den Qumranfund (Jesajarolle) in ihrer Richtigkeit bestätigt wurde.
(Bitte Verse 53/ 3 – 12 lesen)
Die folgenden Verse offenbaren gerade zu in abartiger Weise das Leiden des Knechtes, dass in verschiedenen Phasen dem eines Hiob in nichts nachsteht und ganz offensichtlich unberechtigt diesen Knecht trifft. Doch der Bogen spannt sich wesentlich weiter, denn die Klagepsalmen sind hier ebenso angesprochen wie viele Psalmen. Insbesondere Psalm 38, 69, etc. kann hier als beispielhaft gelten. Doch die Verwandtschaft zu Klagelied 3 ist wohl die offensichtlichste. Dieses Klagelied ist gerade zu eine Erklärung dieses Elends, welches diesen Knecht trifft. Auch in Psalm 22 begegnet uns deutlich dieses Leiden. Hier stoßen wir zu dem unmöglichen Geheimnis vor, dass den Auserwählten trifft, es ist das Leiden um seines Auftrags willen, um der Menschen willen. Nicht wie Hiob, der um seiner selbst willen Leidet, sondern um der Menschheit willen, wird dieser Knecht geknechtet. Gottes „Angesicht“ hat sich diesem, seinem Knecht abgewandt. Sein Erwählter, sein Knecht, ist von Gottes heilsamer Hand scheinbar losgelöst, vom Land der lebenden abgeschnitten und getrennt, dem Tode geweiht. Wie soll man in einem solchen Knecht Gottes Ratschluss erkennen? Wie soll man in so einem Verachteten, Gottes Gesalbten erkennen?
Der Vers 4 und 5 lässt die Erzähler selbst die Antwort geben, wegen der Vergehen lud er selbst dieses Elend auf sich. Nicht Gott tat es (!), Gott schlug nicht diesen Knecht, sondern dieser Knecht selbst gab sich hin. Hier begegnen wir, wie schon beim zweiten Lied angesprochen, dem Martyrergedanken, dem Sühneleiden, welches die Erwählung Israels in sich birgt und die Grundfrage, warum muss Gottes Volk so leiden, beantwortet. Um der Welt willen leidet der Knecht, um der Welt willen leidet der Knecht Israel, um ihres Erwählt sein willens! Um dies einmal ganz anschaulich zu verdeutlichen, man sehe sich Bilder von den unmenschlich entstellten Menschen vom Getto in Warschau oder Auschwitz an und vergegenwärtige sich, dass ist Gottes Volk. Hier wird die Paradoxie erfassbar und erlebbar. Israel hätte sich des Bundes Gottes entledigen können und Volk gleich unter Völkern werden können, doch man nimmt alles auf sich um der Erwählung Willen, um der Botschaft Willen um Gottes Willen. Hier, und nur hier findet sich eine Erklärung zum Leiden des Knechtes, der so eng, so dual, zum Knecht Israel als Volk steht, dessen Leiden im Gleichklang zu seinem Volk steht und sich doch so unterscheidet. Denn dieser Knecht tritt aus dem Schatten seines Volkes hervor und personifiziert das Leiden Israels auf sich. Das ist das wirklich Neue und Gewaltige! Einer gibt sich aus dem Volk hin, er tut es aus sich heraus, um seiner Botschaft Willen. Gleich den Gesalbten Israels, die bereit waren um der Botschaft Willen ihr Leben hinzugeben, so gibt sich dieser Knecht für die Ganze Welt hin. Dieser Knecht, der einen Auftrag an Israel hat, nämlich sein Volk zu sammeln, er wird zugleich zum Licht für die Völker dieser Welt, um die Botschaft Gottes, seinen Ratschluss durch sein Leiden zu verkündigen. Wie ist diese Paradoxie zu verstehen? Eigentlich ist es ganz einfach und doch steht dieses Handeln Gottes gänzlich im Widerspruch zu unserer menschlichen Vorstellungswelt. Hier begegnet uns die israelitische Geschichte hautnah. Durch das Leiden Abrahams, wird Israel erwählt, durch das Leiden in Ägypten, bekam Israel das gelobte Land. Durch das Leiden in Persien bekommt Israel sein Land zurück, durch das Leiden Israels wird das Volk Israel immer wieder aufs neue von Gott erwählt, immer wieder wird das Leiden zum Schlüsselpunkt einer Wendemarke in der Geschichte Gottes mit seinem Volk. Untrennbar gehören Leiden und Berufung zusammen, was Jesus selbst schon zu einer trefflichen Binsenweisheit zusammengefasst hat (Mt. 5/ 4-14). Israel selbst wird dieser Knecht, gleich als Spiegelbild vor Augen geführt, doch dieser Knecht begibt sich nicht nur in diese Leidensgemeinschaft und tritt aus ihr für die Welt hinaus, nein er selbst nimmt in ganz universeller Weise dieses Leiden auch für sein Volk auf sich, was allerdings nicht besagt, dass damit Israel davon erlöst wäre. Es ist ein einmaliger Akt eines Einzelnen, verstanden aus diesem Martyrergedanken. Von Opferung darf man hier auf keinem Fall sprechen, sondern von Selbstaufgabe um seines Auftrages Willen! Das muss man ganz klar und eindeutig unterscheiden! Es geht hier nicht um ein Sühnopfer, was so auch nicht mit einem einzigen Wort benannt wird, sondern es geht um Selbstaufgabe! Selbstaufgabe, die viele Gesalbte erleiden mussten, um ihres Auftrages willen! Damit sind wir wieder beim Auftrag des Knechtes, der seine Parallele im Knecht Israel als Volk findet (siehe zweites Gottesknechtslied).
Damit kommen wir selbst zu den Sprechenden und Erzählenden. Wer sind diese? Sind es Israeliten, die hier sprechen? Nein, es sind nicht nur Israeliten, die der Prophet zu Wort kommen lässt, es sind „alle“ die, die den Knecht schlugen und verfolgten, die ihn peinigten und doch die Botschaft gilt, es sind die fernsten Inseln der Erde, die Könige der Weltenvölker. Es sind die, die ihn durchbohrten, was eindeutig auf eine Todesstrafe hinweist, die den Israeliten fremd war, der Kreuzigung oder dem Pfählen, welche aus Persien stammt.
Hier sprechen symbolisch all die, denen der Auftrag des Knechtes gilt, der ganzen Erdengemeinschaft, was klar belegt, auch hier haben wir es mit einer Gestallt zu tun, die weit über das Maß eines gewöhnlichen Gesalbten hinaus reicht.
Deutlich wird das gesagte an den folgenden Versen 6 – 7. Die Erzählenden sprechen von ihren eigenen Wegen, die wie Schmalvieh in der Wildnis umherirren. Doch im zweiten Teil von Vers 6 taucht dann dieses „für Alle“ auf und noch eine deutliche Benennung, der Herr lässt auf seinen Knecht die Fehlbuße treffen. Gott lässt seinen Knecht die Fehlbuße treffen, (durch seine Feinde!), er nimmt sie nicht von ihm. Dieses Treffen oder besser Erfahren, spricht von dem Erleiden von Folter und Unterdrückung, wie Vers 7 klar belegt, was dann zu besagter Krankheiten in den Vorausgefolgten Versen führt (siehe auch Klagelieder). Es sind Menschen, die dem Knecht das antun und nicht Gott und gleich Jeremia wird der Knecht wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt, doch im Gegensatz zu Jeremia, greift Gott nicht ein, er lässt es zu. Der Knecht klagt nicht, sondern erträgt und erduldet das Leiden. Seine Peiniger haben die Macht über ihn, ihn zu verhaften und ihn hinzurichten. Hier kommt der entscheidende Unterschied zu einem Sühneopfer, nur Gesalbte Gottes durften das Sühneopfer und das auch nur in Ausnahmefällen (!) darbringen und dies ebenso nur in ganz speziell geheiligten Zeremonien. Davon kann hier in keinem einzigen Fall die Rede sein. Einen Zusammenhang zu einem Sühneopfer herzustellen, ist nach dem Verständnis des Tenach gänzlich abwegig und unvorstellbar! Dagegen spricht letztendlich auch der wichtigste Tatbestand - die Beerdigung und des nicht Verbrennens, was eigentlich die Opferung erst zum vollgültigen Akt gemacht hatte.
- Es mag nicht verwundern, dass sich schon früh die Nachfolger der Propheten um Deutungsversuche bemühten, wie uns so manche apokryphe Schrift verrät. Noch weniger mag uns verwundern, dass gerade die Abschreiber des Tenach ins griechische – Septuaginta – ganz massiv in diesen Text eingriffen und ihn zu deuten versuchten, ein leidlicher Sachverhalt, der in allen christlichen Bibeln mit A.T. nachzulesen ist. Keine Schrift im A.T. wurden durch diese Abschreiber so verstümmelt und verzehrt, wie diese vier Lieder. Ein Grund mehr, so meine ich, klar dieses Schrifttum zu verwerfen, da es zu Deutungen verleitet, die dem Tenach, ja, dem Judentum nie zuträglich waren und sein werden. Noch deutlicher wird dann dieser Sachverhalt im Vulgatatext und hier muss man auch klar sagen, Luther hat sich bei seiner Übersetzung ins Deutsche nicht gerade mit Ruhm bekleckert, boten ihn doch einst Rabbinen Hilfe bei der Textübertragung ins Deutsche an, was er leider von sich gewiesen hatte.
In der Geschichte der Theologie hat insbesondere dieser Jesajatext schon immer eine besondere Bedeutung genossen, wurde be-stritten und umkämpft, zerlegt und gedeutet. Der Grund dafür liegt im N.T. begründet, denn fast alle Verse dieser Gottesknechtslieder und hier insbesondere des vierten Liedes finden sich darin wieder. Keine Schrift des Tenach wurde so oft zitiert und angeführt wie die, dieser vier Lieder. Die Gestallt des Gottesknechtes ist die wesentliche Deutungsfigur für die Person Jesu gewesen. Sein Leben, seine Berufung, sein Wirken, sein Scheitern, sein Leiden, sein Tod und besonders seine Auferstehung ließen Fragen entstehen, die nur schwerlich in den Kontext seiner Zeit passte, welche voller Hoffnungen und messianischer Naherwartung war. Man erwartete den Königmessias, den Befreier Israels vom Joch der Unterdrückung.
Das wohl deutlichste Zeugnis spricht uns aus der Apostelgeschichte 8/ 32 – 35, wo ganz eindeutig auf das vierte Lied Bezug genommen wird, allerdings in griechischer Version.
Hier wird durch Philippus ganz klar gesagt, dass die Urgemeinde in Jesus dieses Schriftwort erfüllt sah. Ebenso deutlich findet sich dieser Sachverhalt in der ältesten Predigt der Urgemeinde wieder: Apostelgeschichte 2/ 22 – 36. Obwohl hier nicht direkt der Jesajatext zitiert wird, so werden doch die Lebensstationen Jesu in dessen Kontext gestellt. Auch die Evangelien lassen keinen Zweifel daran, wer dieser Knecht sein muss: Matthäus 12/ 17 – 21.
Eventuell werde ich noch ganz ausführlich auf die vier Gottesknechtslieder zu sprechen kommen wenn es erwünscht ist.
Zitat:
Man kann diese Frage auch mit Gott klären, denn Gott scheut nicht geprüft zu werden. Allerdings muß man das unvoreingenommen tun.
Dazu schrieb ich schon: „Wir können mehr tun als nur zu glauben. Der Mann aus Tarsus sprach dazu, dass man alles prüfen soll. Prüfen macht bei mir nicht vor den „Ohren“ Gottes halt und erst Recht nicht vor Schriftgut.“ Es versteht sich von selbst, dass ich dazu offen und bereit sein muß.
Zitat:
Als die Schlange gemacht und aufgestellt wurde, wurde auch bekannt gemacht, daß Gott jeden vom Schlangenbiss heilen wird, der auf diese Schlange einen Blickt wirft.
Genauso wird set dem ersten Jahrhundert überall bekannt gemacht, daß Jesus für unsere Sünden gestorben und zu unserer Rechtfertigung auferweckt und zur Rechten Gottes erhoben wurde. Und daß jeder, der das glaubt, sich mit Jesus in der Gleichheit seines Todes verbindet, und ihn als seinen Herrn bekennt, wird umgehend von der Macht der Sünde befreit.
Und dazu gibt es massenhaft Beispiele.
Unser Glaubensblick muß also nicht auf eine kupferne oder hölzerne Jesusdarsellung am Kreuz gerichtet werden, sondern auf den zur Rechten Gottes sitzenden Jesus. Man sucht schließlich nicht einen Lebenden unter den Toten.
Es ist dein Glaube und diesen möchte ich in diesem Fall nicht in Frage stellen. Ich kann es so stehen lassen.
Absalom