Lieber Isaak, wie schon gesagt, man muß nicht einer Meinung sein. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass ich sehr wohl zwischen wissenschaftlicher Analyse und persönlicher Meinung unterscheiden kann und ich habe ganz bewusst dies auch so deutlich benannt.

Jede Medaille hat drei Seiten und so gehe ich auch mit dem Thema Religion und alles was in diese Sparte gehört um. 1. wissenschaftlich analytisch 2. private Meinung 3. der göttliche Aspekt.
Zu 1. Wissenschaftlich – hier im Forum aus Gründen der Allgemeinverständlichkeit – sachlich, nüchtern, analytisch, nachprüfbar z.B. Post Nr. 162
Zu 2. Ich habe natürlich auch eine private Meinung – als Weltenbürger und Gotteskind z.B. Post Nr. 163
Zu 3. Ich schließe nicht den göttlichen Initialfunken bei so manchen Religionen aus, dass habe ich auch geschrieben z.B. Post Nr. 162

Ich unterscheide also sehr wohl zwischen den Dingen und benenne diese auch klar und deutlich.

Dass alte Antworten im Glauben, in der Religion und in der Wissenschaft schon morgen nicht bestehen werden können ist uns doch allen klar. Von daher ist Religion ein Teil unserer Geschichte und dieser lebt heute noch mit Recht und darf sich in unserer Zeit mit einbringen und das zusammen mit der Wissenschaft, aber doch nicht gegeneinander. Oder? Der Wissenschaft zumindest fehlt das freie Denken und Phantasieren in hoffnungsvoll gebenden Antworten. Selbst liebe ich die Wissenschaft und studiere eifrig darin und respektiere alle Religionen mit unseren menschlichen Schwächen und Stärken darin und daran. Religion ist nicht das Übel unserer Welt sondern was wir aus unserem Wissen und unserem Glauben zerstörerisches machen.
Ich akzeptiere und toleriere auch Religionen, von Respekt möchte ich angesichts von Millionen von Opfern nicht sprechen, so etwas kann ich unmöglich respektieren. Darüber hinaus weiß ich auch um die Errungenschaften so mancher Religionen für Kultur und Wissenschaft. Das ist die eine Seite und die habe ich z.B. in Post 162 auch benannt. Aber es ist eben nur eine Seite. Ich sehe darüber hinaus auch den „Kosten – Nutzen“ Faktor, d.h. zu welchen oft unmenschlichen Preis diese „Errungenschaften“ geschahen. Hier entzieht sich mir das Göttliche in den Religionen, weil keine Einzige sich und ihren Prinzipien auch nur im Ansatz treu geblieben ist. Darüber hinaus kann ich deinem letzten Satz grundsätzlich nicht zustimmen, denn Religionen unterliegen immer einem System von Macht und Gewalt, die sicherlich von Menschen initiiert und je nach Lage mehr oder weniger ausgelebt werden. Doch grundsätzlich sind Religionen so angelegt gewisse Strukturen des menschlichen Daseins zu beherrschen und dass geschah in jeder Religion bisher vornehmlich durch Manipulation und Gewalt, selten durch „Liebe“ und all das angeblich legitimiert durch Gott. Die Religionsgeschichte inkl. Bibel ist ein trauriges Zeugnis dafür. Anspruch und Wirklichkeit waren immer schon zwei paar Schuh und bei der überaus großen Mehrheit der Religionssysteme ist die Anlage zu Gewalt und Macht eine feste Grundlage des Daseins. Ganz besonders bei den Monotheistischen Religionssystemen. Ich denke, ich kann mir entsprechende Zitate und folgende Handlungsweisen daraus bis in unsere Zeit hinein ersparen. Hier sind sich diese Religionen gänzlich gleichwertig und um keinen deut besser. Das ist eine nüchterne Analyse, die natürlich vornehmlich kritisch ausfallen muß. Denn wenn man an sich den Selbstanspruch stellt Gottes „Nachfolger“ zu sein, was alle drei Monotheistischen Religionen für sich mehr oder weniger in Anspruch nehmen, dann muß man diese daran messen dürfen und gerade dann wenn ein Religionssystem Legitimationen Gottes für Grausamkeiten lehrt. Man kann sicher in einer Religion glücklich sein und heute ist es sicher einfacher auch nicht konform zu sein, ohne gleich aus der Volksgemeinschaft verstoßen zu werden, oder gar Folter und den Gewalttod zu erleiden. Doch gerade das ist eben keine Errungenschaft der Religionen – trotz ihres ethischen Anspruches –, sondern ein Verdienst der Aufklärung, des Humanismus und der Mitmenschlichkeit. Ich wünsche mir zumindest nicht, dass ein Religionssystem gesellschaftliche Macht innehat.
Noch ein letztes Wort zu der Wandelfähigkeit von Religionen. Im Wesentlichen sind Religionssysteme nur bedingt wandelbar. Natürlich haben sich humanistischere und freiheitlichere Gegebenheiten eingestellt. Das ist allerdings kaum ein Verdienst der Religionen, sondern viel mehr eine notwendige Anpassung an gesellschaftliche Veränderungen. Religionssysteme sind immer zu einem bestimmten Grad anpassungsfähig und wandelbar. Doch grundsätzlich bleibt der instrumentalisierte Grundgedanke, Gottes „Haushalter“ zu sein erhalten. Jede Religion schafft hier seine ganz eigenen Systeme und Strukturen, die jedoch faktisch in sich ähnlich sind. Bei den drei Monotheistischen Religionen kann man das besonders gut belegen (Kultzugangsvoraussetzungen, Kultausgrenzungen, Elitärstufen, Anstrebung von Monopolstellung, Gesetzgebungen, Diktatur, Monarchische Strukturen, Inanspruchnahme von angebliche offenbarten göttlichen Befugnissen – bis hin zum töten ganzer Völker, etc, etc). Die Bandbreite lässt sich je nach Epoche und Machtvolumen einer Religion durchaus beliebig erweitern. Doch noch ein Punkt spricht für die grundsätzliche Unwandelbarkeit einer Religion. Es ist die permanente Verklärung historischer Ereignisse mit Berufung auf Gottes angeblichen Willen. So werden eben auch in der Bibel Gewalttäter, Gewaltherrscher und Massenmörder oft übelster Art zu heroischen Vorbildern stilisiert und dieses Band zieht sich weit über die Grenzen der Bibel hinfort. Es gibt von Seiten der Religionen und ihrer offiziellen Vertreter und Anhängerschaft weder klare Abgrenzungen zu solchen „Vorbildern“ noch wird klar und deutlich dieses Vorleben und Anweisen als Irrtum benannt und folglich auch verworfen. Stattdessen erklärt man Solche und Solches als Heilig und Gottgewollt. Hier zeigt sich das wahre Gesicht eines jeden Religionssystems denen Menschen leider nur allzu bereitwillig nachfolgen, denn es wird ja als heilig und Gottgewollt vermittelt.

Wie dem auch sei, Religionen kommen und gehen und im Wesentlichen sind sie immer von ähnlicher – bis hin zu gleicher Struktur. Das ist menschlich und genau als das muß man diese Systeme verstehen, als menschliche Institutionen, welche sich einen göttlichen Anspruch anmaßen. Wie gesagt, eventuell gefällt es Gott dem Menschen solche Spielwiesen der Selbsterhöhung zu überlassen. Wer weiß?

Absalom