Hallo liebe FrauShane,
auch das Provisorium mag dich hier herzlich willkommen heißen! Schön das du da bist!
Über das, was du als geistliche Rechtslage bezeichnest, ließe sich auch trefflich streiten, ähh, ich meine kontrovers diskutieren:-)
Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann meinst du mit der geistlichen Rechtslage wohl die paulinische Meinung, dass nur der Glaube rettet und die Werke nutzlos sind, oder? Also quasi so, dass die besten Werke nichts nutzen, wenn man nicht den rechten Glauben hat und man eine ziemliche miese Type sein kann und trotzdem gerettet wird, wenn denn nur das Bekenntnis stimmt.
Weißt du, ich persönlich glaube das nicht und ich will dir auch sagen, weshalb ich das nicht glaube. Dazu möchte ich mal Jesus zitieren:
Denn der Sohn des Menschen wird kommen in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und dann wird er einem jeden vergelten nach seinem Tun. (Matthäus 16,27)
Oder auch...
Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan. (Matthäus 25,40)
Oder auch...
Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!, wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. (Matthäus 7,21)
Ich denke bei Jesus liegt das Hauptaugenmerk doch recht eindeutig auf dem Tun und zwar auf dem Tun aus rechter Gesinnung und diese Gesinnung tut nicht etwa deshalb, weil sie sich das Himmelreich verdienen will, sie tut, weil sie tut - es entspricht ihrem Wesen!
Das aber allein nur der Glaube, oder das richtige Bekenntnis retten würde, lese ich nirgendwo bei Jesus, das hat später dann der Paulus eingeführt, der Jesus nie persönlich gekannt hat.
Genauso ist der Gedanke der Erbsünde keine Lehre Jesu, sondern, inspiriert von einzelnen Aussagen des Paulus, mehr oder minder eine Erfindung von Augustinus, der, nebenbei gesagt, auch die ewige Verdammnis erfunden hat.
Weißt Du, das sind ja genau die Dinge, über die ich hier gerne sprechen mag, aber dabei habe ich grundsätzlich immer ganz ganz schlechte Karten, weil es heutzutage halt normal geworden ist, dass das Christentum mit solchen Vorstellungen identifiziert wird, wie eben die Vorstellung, dass nur allein der Glaube retten würde, dass es eine Erbsünde gäbe, oder sowas wie die ewige Verdammnis.
Ich habe wirklich sehr intensiv über diese Dinge nachgedacht, weil ich sie einst auch völlig unkritisch übernommen hatte, aber heute denke ich eben anders darüber und damit bin ich auch nicht allein, aber wir sind ganz eindeutig in der Minderheit.
Trotzdem lohnt es sich doch einmal neu darüber nachzudenken und sich die Frage zu stellen, ob das denn wirklich alles so richtig sein kann, wie es uns erzählt wird. Und genau dafür ist doch solche ein Forum wie dieses hier da, findest du nicht?
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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