Vers 1: Von Anfang hat Gott den Himmel und die Erde erschaffen

בְּרֵאשִׁית BeReschit, im Anfang. Ra’asch רעש und Rachasch רחש wovon das Eine eine Ortsbewegung und das Andere ein innere Bewegung bedeutet. Das lehrt, dass Rosch רֹאש als den Sitz der Bewegung, als „Organ“ zu begreifen ist, von welchem alle äussere und innere Bewegung den Ausgang nimmt. Darum ist Reschit der Anfang einer Bewegung, der zeitliche Anfang, und nie der räumliche.

Der räumliche Anfang ist wie das Ende קָצֶה Kazeh, und bezeichnet die beiden Endpunkte einer Ausdehnung, die je nach Standpunkt Anfang oder Ende sind.

Bereschit bara spricht das Faktum aus, dass dem Schaffen Gotte NICHTS vorangegangen ist. Somit die Schöpfung aus dem Nichts. Eine Wahrheit, die den Grundstein des Bewusstseins bildet, welches die Lehre Gottes uns aufbauen will. Weshalb? Das Gegenteil, die „Urewigkeit“ des Weltstoffes, die den Schöpfer nur als Bildner zulässt und die ebenso den Grundstoff ist, ist heidnische Lehre. War dem Weltbildner der Stoff (Materie) gegeben, so konnte er aus dem gegebenen Stoff nicht das absolut gute, sondern nur die relativ beste Welt gestalten. Alles physische und sittliche Übel würde in der Mangelhaftigkeit des Stoffes liegen. Die Freiheit wäre aus der Welt geschwunden, eine Trostlose Notwendigkeit würde über die Welt samt ihrem Gott gebieten.
So ist alles, Stoff und Form allen Seiendem, aus dem freien, allmächtigen Schöpferwillen hervorgegangen und hat dem Stoff diese seine Kräfte, Gesetze einverleibt. Und so hat er auch dem Menschen einen Funken seines freien Willens eingehaucht.

Die von Gott erschaffene Welt ist nicht die möglichst Beste, sondern die einzig Gute und entspricht in all ihren scheinbaren Übeln dem Weisheitsplan ihres Schöpfers, der sie auch anders hätte erschaffen können, wenn dieses Andere seinem Willen entsprechender gewesen wäre. So gehört auch die Möglichkeit der sittlichen Verfehlung des Menschen mit zu seiner sittlichen Vorstellung und gehört zur Grundbedingung seiner sittlichen Freiheit.


Zusammengefasst aus dem Kommentar und Übersetzung von S. R. Hirsch zu Bereschit