Das Kalenderblatt

Missmutig hilft Tanja ihrer Mutter beim Spülen. Sie hatte einen Streit mit Vater. Überhaupt ist es immer sehr schwierig mit ihm. Er lacht sie aus, wenn sie ihre Bibel liest und legt ihr immer Steine in den Weg, wenn es um ihren Glauben geht. Mit Mutter macht er es auch nicht anders. Einmal hat er sie sogar schon geschlagen, als er betrunken nach Hause kam.

Tanja sagt traurig: "Mutti, es hat keinen Zweck, daß wir noch weiter für Papa beten. Er ändert sich doch nicht, und mit Jesus will er immer weniger zu tun haben. Er drangsaliert uns mehr denn je."

Mutter schweigt. Dann antwortet sie: "Manchmal denke ich auch so wie du. Aber ich glaube, Papa kann von sich aus nicht glauben. Gott muß ihn ziehen. Wir müssen weiter beten. Neulich habe ich von einer Frau gelesen, die sechzig Jahre für ihren Mann gebetet hat. Auf dem Sterbebett ist er dann zum Glauben gekommen. Wir dürfen nicht aufhören.

Schau mal, die alte Pendelwaage von Großmutter.

Ich sehe das so. Unten in dieser Schale ist Papa ohne Gott. Und in die andere Schale legen wir unsere Gebete. Jeden Tag eins, wie ein Kalenderblatt. Ein Gebet - ein Kalenderblatt nach dem anderen - legen wir darauf. Das gibt mit der Zeit Gewicht.

Wenn wir lange genug unsere Gebete Gott dargebracht haben, wird irgendwann Papas schwere Schale nach oben gehoben werden. Wir dürfen jetzt nicht aufhören. Bei Gott geht kein Gebet verloren. Vielleicht dauert es nicht mehr lange, daß wir Papa in den Himmel gebetet haben. Wir wollen doch nicht kurz vor dem Ziel aufhören."

(Verfasser unbekannt)