Credo oder Christus
Kein Mensch liebt Gott, der seinesgleichen haßt,
Der seiner Brüder Herz und Seele tritt.
Wer ihren Geist in Höllenfesseln faßt,
Naht sich der Menschheit Ziel mit keinem Schritt.
Gott schenkte Segen jeder Religion
Und wies den Weg zur Wahrheit und zum Licht
Durch Christus, seinen eingeborenen Sohn:
Um Sünde, Gram und Kampf Er Frieden flicht.
Den Welt-Geist sandte sein erhabenes Wort
Zu allen Kirchen, nicht nur einer, hin.
Die Flammenzunge am pfingstlich heiligen Ort
Jedes Apostels frommes Haupt umschien.
Seither kämpft Mensch mit Mensch in Geiergier
Um Sinn und Deutung nur von leeren Namen.
Das Dogma, das Bekenntnis ist Brevier,
Und einer schickt den andern in die Flammen.
Ist Christ nicht Einheit? Fand denn am Kreuz den Tod
Zur Welterrettung Kephas, Paulus unter Schmerzen?
Warum tut hier in allem Teilung not?
Faßt doch die Liebe Christi alle unsere Herzen!
Nicht Grenzen kennt des Heilands zarte Liebe,
Gezogen durch des Credos starren Wall.
Daß Ihm des Vaters Teil als Eigen bliebe,
Umschlingt Er liebevoll das Weltenall.
Nehmt Ihn beim Wort und laßt durch kein Bekenntnis
Das Allumfassen eures Glaubens trüben.
Die eine Wahrheit sei euch heiligste Erkenntnis:
So wie euch selbst sollt ihr den Bruder lieben!
Nur eines tut zu wissen not der Welt,
Nur ein Weg führt zum Himmel allezeit,
Ein Balsam nur zum Wohl der Menschheit fehlt:
Die Nächstenliebe ist es, die Menschlichkeit.
Max Heindel
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