ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Auschnitt, den ich aus einem Brief hier mal einsetze, hier richtig in der Rubrik zugeordnet ist (wenn nicht darf er gern verschoben werden)
Es ging dabei um das Thema "Glauben" und welche Erfahrungen in Erinnerungen geblieben sind...
mit Genehmigung der Person, die es geschrieben hat, darf auch gern über den Inhalt gelacht, nachgedacht oder diskutiert werden
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… du hast mich gefragt, was ich „glaube“ oder worin ich Sinn sehe…
Ich bin wie eine Seele, die nirgends zu Hause ist. Es scheint, als würde mein Denken, Verstehen und Fühlen nirgends in eine Religion oder Glaubensweise hineinpassen...
Manche Menschen „glauben“ einfach, dass die Welt, die uns täglich umgibt, durch einen Urknall oder durch einen Entwicklungszufall entstanden sei. Sie haben Theorien und Belege, sie beweisen, was sie wissenschaftlich mit ihren Augen sehen. Höre ich ihnen zu, so klingen die Sätze klug und überzeugend… gehe ich dann aber spazieren im Wäldchen, so höre ich die Vogelstimmen und sehe so viele verschiedene Pflanzenarten… und ich frage mich, ob es sein kann, dass all das Zufall ist…
Andere Menschen glauben an „Gott“ ,“Allah“, „Mutter Natur“… es scheint so viele Namen zu geben für einen Schöpfer. So viele Bezeichnungen für ein Wesen oder eine Kraft, die irgendwie doch so sehr unterschiedlich betrachtet wird.
Es scheint mir, als würden sie alle von Einem oder dem „einen Etwas“ reden und dann doch wieder nicht. Ist es die selbe „kraft“, die uns Menschen in unserer Unvollständigkeit erschafft und uns doch dann dafür „bestraft“? Ist es nicht seltsam kurios, dass Menschen ÜBER diese Schöpferkraft endlos diskutieren, ja schlimmer noch, gar streiten können, und doch am Ende statt mehr Gemeinsamkeiten scheinbar immer mehr Verschiedenheiten zutage kommen?
Warum lesen Menschen ein und die selbe Bibelstelle zb. die gleichen Worte... und doch verstehen sie sie so verschieden? Worte scheinen mehr denje zu trennen als zu verbinden.
Ist es Zufall, dass wir in unserem Umfeld geboren sind und leben, wo man eher „Christliche Kirchen“ kennt als anderswo auf dieser Erde? Was wäre, wenn ich stattdessen in „unchristlichen Gebieten“ leben würde und mit deren Religion, Glauben und Wissen von Kindesbeinen an leben würde?
Ich habe mich zu ihnen gesetzt, habe verschiedenen Menschen gelauscht und sie beobachtet. Jede „Glaubensgruppe“ hatte ihr eigenes Verstehen und immer klangen Argumente wie „echte Fakten“. Es gab ganze „Workshops“, in denen man mir anbot, „Gott“, „Jesus“ oder gar einer „Mutter Gottes Maria“ zu begegnen. Es wirkte jedes Mal wie ein Strudel, ein scheinbar „logisches Gerüst“, wenn ich als einzelner Mensch mitten in solch einer Menschengruppe stand. Nur eines durfte ich besser in keiner dieser „Glaubensgemeinschaften“ tun- hinterfragen, was und warum genau das das „einzig richtige“ sein sollte…
Also ging ich irgendwann wieder- hinaus in mein Wäldchen, vollgestopft mit Sätzen und Erklärungen, manchmal sogar Vorwürfen oder mitleidsvollen Blicken anderer, die mich als „verloren“ sahen, wenn ich nicht jenen Worten bedingungslosen „Glauben und Gehorsam“ schenken konnte… Doch nicht selten machte mich das "aus der einen Gruppe gehen" seltsam interessant für Einladungen anderer Gruppen, bis ich auch dort nicht mehr mit allem übereinstimmte... und so ging ich in meinen Wald, abseits von Menschen und ich hörte das Rauschen der Bäume im Wind, das Zwitschern der Vögel in den Ästen durch die die warmen Sonnenstrahlen mir ein wenig Freiheit und Hoffnung wiedergaben. Die Gedanken und Sorgen, ja nach manchen Begegnungen mit „gläubigen Menschen“ gar Angst und erdrückende Furcht vor Strafen, Verlorengehen oder einer Hölle in unbegrenzten Zeiten… all das trug ich von Zeit zu Zeit hinaus in mein Wäldchen.
Und ich fragte mich bald, ob das Leben wirklich erst dann Sinn hätte, wenn man „das Richtige“ glaubte. Wer sagt einem Menschen, was es überhaupt sei, wenn doch so viele Wahrheiten kursieren und die Belege und Beweise nie verstummen? Sagen Menschen anderen Menschen, was „richtig“ ist?
Ich setzte mich eines Tages auf den moosigen Waldboden und entdeckte, dass das Leben der Menschen vielleicht gar nicht so verschieden zu dem der Lebewesen hier im Wäldchen war, nur komplizierter, glaube ich, weil Menschen über alles und jedes nachdenken und reden, verstehen und entscheiden wollen…
Käme der Hase auf die Idee, dass er am falschen Ort lebte, nur weil er nicht im Baumnest lebte?
Würde der Fuchs etwa Vegetarier werden, nur weil ein Reh in dessen Nähe Gräser genießt?
Würde die Blaumeise etwa freiwillig auf die Flügel verzichten, weil der Wiesel wendig durch das Dickicht schleicht?
Würde das Wildschwein aufhören, sich zu suhlen, weil der Dachs dieses Verhalten nicht versteht?
Ich gebe zu, ein fliegender Hase… ließ mich kurze Zeit in meinem menschlichen Denken planen und berechnen, wie groß die Flügelspanne und Kraft sein müsste, damit sich dessen Körper wirklich gekonnt durch die Luft schwingen könnte…
Ich bin einfach Mensch… und ich habe entdeckt, dass ich für mich selbst in meinem Inneren irgendwie weiß, dass ich kein Zufallsprodukt bin und dass es eine Kraft oder ein Wesen gibt, dass mich geplant, geschaffen und zu einem Zweck in dieses Leben gesetzt hat… ich nenne es nicht „glauben“, denn ich habe nicht wie andere Menschen in ihren Religionen oder „Glaubensgruppen“ darum ringen müssen, es als „wahr“ zu erkennen oder anzunehmen. Auch entsteht für mich daraus nicht das Bedürfnis, andere Menschen davon zu überzeugen… Nein, ich weiß es aus mir heraus. Es zwingt mich zu nichts und doch gibt es mir Freiheit, zu leben.
Ich brauche nicht den Vogel zum Dachs zu machen oder den Hasen zum Vogel… ich bin ich und so ist seit jener Zeit für mich das Leben einfacher. Ich muss nicht sondern ich will… ich gehe jeden Tag auf die Suche nach neuen Spuren wie diese Schöpferkraft ist ….
Weißt du… ich weiß für mich, es gibt einen Schöpfer/ eine Schöpferkraft, die es gut meint und vor der ich mich nicht fürchten muss. Ich entdecke immer neu- wie wenn man Menschen kennenlernt… was ich nicht verstehe, empfinde ich nicht als Last… Was ich erkenne von dieser Schöpferkraft, das sauge ich auf wie ein Schwamm. Es scheint unendlich viele Fassetten zu geben und so glaube ich, werde ich jene Schöpferkraft nie völlig kennen- aber ich glaube, das ist sehr gut so.
Entdecken und leben, das ist für mich Sinn des Lebens, nicht mehr und nicht weniger...
Eines aber treibt mich auch heute immer wieder in mein Wäldchen,…
Wenn ich merke, dass Menschen mir die Freiheit nehmen wollen, den Schöpfer in Worte oder Bücher pressen und dem Hasen Flügel ankleben wollen, weil es nur eine Wahrheit geben könnte…
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