@Zeuge
Wie bereits gesagt, glaube ich, dass wir Menschen substantiell in Gott eins sind. Nun ist aber jeder Einzelne mal näher, mal ferner dieser Erkenntnis, oder besser, dieses Erlebnisses in Gott eins zu sein und fühlt sich dann natürlich auch entsprechend weniger oder stärker mit seinem Nächsten verbunden. Das ist nichts, was man verordnen könnte, sondern eben individueller Glaube.
Ich hatte in diesem Zusammenhang ja schon einmal kurz die Evolutionstheorie erwähnt, die ebenso, auf abstrakte Weise erklärt, dass wir alle einer gemeinsamen Wurzel entspringen. Die DNA, die den Bauplan für Deine Zellen bereitstellt, ist aus derselben Ur-DNA hervorgegangen wie meine DNA.
Es ist aber nicht die DNA, die uns in Gott eins macht, sondern etwas anderes. Eckhart nannte es das Seelenfünklein, Godsservant assozierte damit das "im Bildnis Gottes geschaffene". Manchmal sagt man auch "das Etwas in der Seele".
Für mich persönlich stellt sich deshalb gar nicht Deine Frage: Wenn jeder Mensch mit Gott eins ist, sollten dann die Menschen nicht auch untereinander eins sein?
Für mich sind sie es und zwar substantiell. Die ganze Aufmerksamkeit liegt nun aber für gewöhnlich nicht auf dem substantiellen des Menschen, sondern auf seinem Äußeren, seinem Ich, seinen Charakter usw. Das sind die ganzen "bildschaffenden Kräfte", die zwar nicht niedrig zu schätzen sind, die aber die substantielle Einheit in Gott nicht herzustellen und zu erkennen vermögen.
Darum hänge ich der negativen Theologie an. Weil ich Gott aus jedweder positiven Bestimmung entkleidet sehen möchte. Und je mehr er sich mir entkleidet, und je weniger er Bild in mir ist, desto näher bin ich der Einheit in ihm.
LG
Provisorium
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