Gibt es Sklaven im Verständnis Gottes?

Paulus spricht im Tit. 2,9 a Den Sklaven sage, dass sie sich ihren Herren in allen Dingen unterordnen, ihnen gefällig seien, nicht widersprechen …; Eph. 6,5 a Ihr Sklaven, seid gehorsam euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Herrn Christus…. Mehrfach können wir diese Art der Ermahnungen bei Paulus finden.

Paulus befürwortet nicht nur die Sklaverei, er selbst unterstützt sie sogar und nimmt sie als Gesellschaftsordnung hin. Ein Tatbestand der schon so manchen Moraltheologen Kopf zerbrechen bereitet hat, da der römische Bürger Paulus ganz offensichtlich hier mehr dem Römischen Staatswesen zugeneigt ist, als es die Israeliten waren, bei denen faktisch die Sklaverei so nicht bekannt war und abgelehnt wurde. Übrigens ein Grund, warum Rom immer mit Argwohn auf Israel schaute, weil sich entflohene Sklaven nur all zu gern nach Israel absetzten, wo ihnen das Joch der Sklaverei erspart blieb.

Doch wie sieht der Befund im hebräischen Tenach zu der Thematik aus? Lesen wir Exodus in der Septuagintaversion so steht da: Wenn du einen hebräischen Sklaven kaufst… (Exodus 21/2) Lesen wir aber in der hebräischen Version so steht da: Wenn du einen hebräischen Arbeiter kaufst… . Das hebräische ÄWÄD bedeutet schlicht und einfach Diener, Arbeiter und in anderem Zusammenhang auch Mietling, Fronarbeiter und Schulden – Abarbeiter!

Die alten Völker der Antike hatten im Wesentlichen ihre Volkswirtschaften auf Basis der Sklaverei errichtet. Der Sklave wurde nicht als Mensch wahrgenommen, sondern als Arbeitstier, welches allein seinen Wert als Ware hatte und somit der Menschlichkeit entwürdigt wurde.

Die Problematik der Sklaverei wird schon im alten Israel zum Gegenstand einer Abgrenzung zu den anderen Völkern. So erklärt Ijob: Habe ich je missachtet das Recht meines Dieners. Hat nicht auch ihn erschaffen, der mich im Mutterleibe schuf? (Ijob 31/13 ff)

Ijob spricht hier von Rechten, die das Dienstpersonal hat und schauen wir uns mal genau die Textstellen im Tenach an, so ergeben sich ganz verschiedene Dienstverhältnisse, denen allen eins gemein ist, die Menschenwürde und Menschrechte. So gibt es ein Verbot für ungerechtes Handeln des Dienstgebers (Ex. 21/26 - 27) ebenso wie eine Gleichstellung im Essen (Levitikus 22/11) und sogar das ausdrückliche Verbot des Sklavenhaltens (Levitikus 25/ 39, 25/ 42, etc.).

Allerdings gab es auch hier in der Geschichte Israels abwegige Zeiten, die uns in Jer. 34/9 berichtet werden und auf Geheiß Gottes, der solche Zustände ebnen nicht duldet (Jer. 2/14) und die Israeliten waren gehorsam und wendeten sich ab von dieser menschenverachtenden Unart (Jer. 34/10).

Eine Besonderheit, die wohl sehr häufig im alten Israel üblich war, waren lebenslange FREIWILLIGE Dienerschaften, die mit ihren ganzen Familien ihren Vorgesetzten dienen. Eine Phänomen, welches sogar bis noch vor kurzen auf europäischen Gutshöfen praktiziert wurde = Bauernfamilien.

Eine weitere Besonderheit waren die Fronarbeiter und Schulden – Abarbeiter. Sie haben sich durch Verschuldungen eine Fron auferlegt um die Schulden abzuarbeiten. Das besondere daran ist die Begrenzung für das abarbeiten. Hier sind sie übrigens allen anderen Arbeitnehmern gleich. Ein Schuldabarbeiter darf nur 6 Jahre auf eine Fron verpflichtet werden. Im siebten Jahr muss er seine Freiheit wieder erhalten. Wird dem Schuldabarbeiter jedoch Gewalt angetan, so muss er sofort freigelassen werden. Diese Satzung schützte die Schuldabarbeiter vor emotionalen Ausbrüchen, der Geschädigten!

Natürlich kann man die alten israelitischen Arbeitsverhältnisse nicht mit der heutigen Zeit vergleichen, die durch die Errungenschaften der Arbeiterklasse in ihren Kampf gegen die Kapitalisten erreicht wurden und doch sind sie in ihrer Zeit gerade zu revolutionär und einzigartig gewesen.

Die Würde des Menschen und vor allem die Freiheit des Menschen findet seinen fundamentalen Ausdruck in diesen Worten: Mir sind die Kinder Israels, meine ÄWÄD sind sie! Alle Kinder Israels sind im gleichen Maße Diener, Arbeiter des einen Gottes, sie alle sind Gleich! (Levitikus 25/ 55 ff) Denn, sie sind meine Diener, ich habe sie aus Ägypten herausgeführt, sie sollen nicht verkauft werden, wie Sklaven verkauft werden. Nicht mit Gewalt sollst du über ihnen stehen. Furcht sei vor deinem Gott! (Levitikus 25/42)

Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und in dessen Folge die Klassengesellschaft, hat schon immer das Gewissen der Propheten Israel geplagt wie unzählige Textstellen belegen und auch Jeschua sah in ihnen absolut nichts Gutes: Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.


Samu


Der sich damit erstmal von der Forumbühne zurückzieht!