Ich hatte ja in dem "Wenn Jesus wiederkommt - Thread" angedroht, dass ich mal bisschen was über das "neuplatonische Eine" schreiben werden, weil das im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Gottesbild einer ganzen Reihe von christlichen Theologen, unter anderem auch Meister Eckhart (und auch mir) steht. Diese Theologen hatten im Grunde immer einen gemeinsamen Ausgangspunkt und das war die "negative Theologie", die sich explizit und notwendig aus dem neuplatonischen Denken ableitet und letztlich besagt, dass man über Gott keine positiven, also keine letztbestimmenden Aussagen treffen kann, sondern dass man über Gott immer nur sagen kann, was er nicht ist (deshalb der Name negative Theologie). Es geht dabei also nicht um eine Theologie, die Gott negativ, oder schlecht betrachtet, sondern die "negative Theologie" kommt lediglich zur Einsicht, dass der menschliche Verstand nicht dazu in der Lage ist, explizit zu erkennen, wer oder was Gott ist.

Diese "negative Theologie" nimmt ihren Anfang interessanter Weise aber gar nicht bei den Griechen, sondern bei einem Juden, nämlich Philon von Alexandria, der einer der berühmtesten Vertreter des hellenistischen Judentums war und ungefähr von 15 vor bis 40 nach Christus lebte, also sozusagen ein Zeitgenosse Jesu war.

Philon verschmolz seinen jüdischen Glauben mit dem zur damaligen Zeit als höchste Philosophie und Wahrheit angesehenen Platonismus der Griechen (wohl aus dem einfachen Grund, weil eine objektiv wahre Religion nicht mit anderen objektiven Wahrheiten im Widerspruch stehen kann und der Platonismus wurde als objektive Wahrheit betrachtet). Und um dieses vernünftige und einsichtige Vorhaben zu ermöglichen, trennte Philon in Anlehnung an Platon den göttlichen Bereich (kosmos noetos) strikt von dem sinnlich wahrnehmbaren Bereich der Welt (kosmos aisthetos), und zwar so strikt, dass ihm Gotteserscheinungen und -offenbarungen wie in der Bibel unmöglich wurden – und auch, eben als negative Theologie, die Erkenntnis und Vorstellung des Gottes. So sind die Geschichten der Bibel für Philon keine realen Geschehnisse mehr, sondern er interpretiert sie allegorisch, d.h. Adam steht z.B. für das Denken, Eva für die Wahrnehmung usw. Als Vermittlung zwischen dem göttlichen und dem weltlichen Bereich zieht Philon dabei den Logosbegriff der griechischen Philosophie heran, den er gemäß der jüdischen Tradition auch manchmal „Gottes Sohn“ nennt.

Bei Philon kann man also sehr gut erkennen, dass er philosophische Einsichten seiner Zeit, in religiöse Begriffe übersetzt, um eben seinen Glauben, mit dem als objektiv wahr angesehen Vorstellungen der Griechen, in Einklang bringen zu können. Würden wir es also heute so wie Philon machen, dann müssten wir versuchen unseren Glauben mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen in Einklang zu bringen, um eben ein geschlossenes und widerspruchsfreies Gesamtbild zu erhalten. Aber das nur nebenbei...:-)

Bei Philon nimmt die "negative Theologie" also ihren Ausgangspunkt, erfährt aber noch keine "wirklich befriedigende Erklärung", weil letztlich offen bleibt, weshalb Gott nicht positiv erkannt werden kann. Diesen "Makel" beseitigt einige Zeit später der Philosoph Plotin, der von 205 bis 270 nach Christus lebte und als Hauptvertreter des Neuplatonismus gilt. Der Neuplatonismus ist eigentlich gar keine neue Philosophie, sondern sie verstand sich selbst als "Vollendung der Philosophie Platons", also quasi als abschließende und vollständig erklärende Philosophie der platonischen Gedanken und damit als hinreichende Erklärung dafür, weshalb z.B. die Welt so ist wie sie ist.

Heute wissen wir aber, dass man das auch gaaaaanz anders sehen kann (nämlich materialistisch und nicht, wie in der Philosophie des Neuplatonismus, idealistisch), aber interessant ist vielleicht, dass man einige Einsichten des Neuplatonismus vernünftigerweise nicht bestreiten kann und dazu gehört das "Wesen des Einen" (puh, lange Einleitung, aber jetzt leg ich los, jetzt geht's ums Thema "das Eine").

Was sagt Plotin selbst über "das Eine"? In seiner Schrift "Über das Gute oder das Eine" schreibt er folgendes:

Alles Seiende ist durch das Eine seiend, sowohl das, was ein ursprünglich und eigentlich Seiendes ist, als auch dasjenige, was nur in einem beliebigen Sinne als vorhanden seiend bezeichnet wird. Denn was könnte es sein, wenn es nicht Eines wäre? Da ja, wenn man ihm die Einheit, die von ihm ausgesagt wird, nimmt, es nicht mehr das ist, was man es nennt.

Was meint er damit nun konkret? Ich versuche das jetzt mal so einfach wie möglich zu erklären und hoffe, dass ihr die Perspektive, aus der heraus diese Gedanken entwickelt wurden, auch nachvollziehen könnt. Man muss eigentlich nur ganz einfach (! :-)) denken und sich mal bewusst machen, was das Wesen der Dinge ist, die uns umgeben und welches Wesen auch wir Menschen haben - nämlich ein geordnetes, ein einheitliches.

Einheit ist nämlich die grundlegendste Bedingung für das Sein und die Denkbarkeit von allem! Denn was auch immer wir als seiend denken, denken wir damit schon als eine Einheit. Wir können nämlich überhaupt nur solches denken, was in irgendeiner Weise Einheit ist, denn was in keiner Weise Eines ist, ist für unser Denken nichts.

Prüft das gerne mal nach und schaut euch um, alles was ihr erkennt, hat ein einheitliches Wesen, einen Einheitscharakter und alles was ihr denken könnt, ist ebenfalls einheitlichen Wesens, ihr müsst es als Eines denken und euch vorstellen, denn was nicht Eines ist, ist nichts (das hatte, nebenbei, schon Parmenides, der von ungefähr 520 - 460 vor Christus lebte erkannt). Es mag zwar sein, dass sich die Einheiten um euch herum (und auch ihr selbst) aus verschiedenen Dingen (Einheiten) zusammensetzten, aber dann sind sie eben eine geeinte Vielheit und damit grundsätzlich eben Eines.

Also ist alles, was ist, notwendig auch Eines, und zwar in der Weise, dass es eben darum ist, weil es Eines ist. Denn, wie gesagt, wäre es nicht Eines, dann wäre es nichts. Dass etwas ist, gründet also darin, dass es Eines ist. Einheit ist also der Grund des Seins, der Existenz für alles Seiende und damit haben wir schon einen Hinweis auf die "Göttlichkeit" des Einen, denn wir betrachten Gott (als Schöpfer) ja als den Grund für alles Seiende und wenn der Grund des Seins und die Existenz für alles Seiende (gemäß unseres Denkens) vom Einen abhängt, dann ist das Eine zumindest insofern göttlich, weil es das grundlegende Wesen von allem ist, was wir denken und uns vorstellen können.

Aber nicht nur das! :-) Sondern auch was etwas ist, verdankt es seinem Charakter als Einheit! Denn wäre es nicht Eines, so wäre es nicht mehr das, was es jeweils ist. Was immer etwas auch ist, es ist dies Spezielle nur, weil und insofern es Einheit ist. Es besitzt seine Bestimmtheit immer als einheitliche Bestimmtheit. Ohne Einheitscharakter wäre es nämlich unbestimmt und das ganz und gar Unbestimmte ist weder etwas, noch ist es überhaupt, noch kann es gedacht werden. Einheit ist darum der Grund des Seins nicht nur im Sinne der Existenz (also das es überhaupt ist), sondern zugleich auch im Sinne des Wasseins, des Wesens oder der Bestimmtheit für jedes bestimmte, einzelne Seiende. Und das gilt für alle denkbaren Bestimmungen schlechthin. Denn Bestimmtheit ist überhaupt nur als Einheit denkbar. Und darum ist Einheit auch der Grund der Denkbarkeit aller Bestimmungen und des kraft seiner Bestimmtheit denkbaren Seienden.

Kann man mir noch folgen? Also bisher habe ich versucht aufzuzeigen, dass das was seiend ist, also quasi eine Existenz hat, eben existent ist, genauso einen Einheitscharakter haben muss, wie das was es ist. Wir könnten die Dinge gar nicht mehr unterscheiden, wenn sie nicht jeweils einen einheitlichen Charakter hätten. So ist z.B. eine Rose, eine Rose und eben kein Tisch, oder ein Stuhl. Was die Dinge, was das Seiende also jeweils auch sein mögen und was sie konkret sind, hängt immer von ihrer Bestimmtheit als dem speziellen Einen ab, das sie sind. Hätten sie keinen Einheitscharakter, dann könnten wir sie weder denken, noch als das bestimmen, was sie jeweils sind.

Weil Einheit also der Grund alles überhaupt Denkbaren ist, darum ist auch das scheinbare Gegenteil des Einen, das Viele, sofern es gedacht werden kann, selber noch durch das Eine bedingt, wie ich ja bereits weiter oben bereits kurz erwähnte. Plotin sagte dazu:

Denn wenn es nicht zur Einheit geworden ist, auch wenn es aus Vielem besteht, kann man auf keine Weise von ihm sagen, dass es ist.

Und in der Tat denken wir das Viele immer schon und notwendig als Einheit, nämlich als eine geeinte Vielheit, und das bedeutet, als ein einheitliches Ganzes, das aus vielen elementaren Einheiten aufgebaut ist (man kann dabei z.B. auch an den modernen Materialismus denken, in dem alles aus einzelnen Atomen besteht). Der Gedanke des Vielen setzt also in doppelter Weise Einheit voraus, nämlich sowohl die Einheit des Ganzen einer Vielheit, als auch die Einheit jedes einzelnen ihrer Bestandteile.

Schon Platon hatte gezeigt, dass eine radikal einheitslose Vielheit nicht gedacht werden kann, sondern das sie schlechthin nichts ist und darum eben auch nicht Vieles! Dem Einen kann somit nichts entgegengesetzt werden, weil auch das scheinbare Gegenteil des Einen, nämlich die Vielheit, selber nur als Einheit denkbar ist, das Eine also immer schon voraussetzt. Und als Grund der Denkbarkeit und Bestimmtheit von allem, eben auch der Vielheit, ist das Eine also gegensatzlos oder übergegensätzlich .Und als aus jedem Gegensatz Herausgenommenes, ist es demnach das Absolute!

Alles, was wir denken können, hat eigentlich zwei Seiten, weil alles von seinem Gegenteil bestimmt wird, so wie z.B. die Ausnahme die Regel bestimmt. Aber das Eine ist übergegensätzlich, weil eben auch das Gegenteil des Einen, die Vielheit, vom Einen bestimmt wird und von ihm abhängt. Das also alles was gedacht werden kann, nur als Einheit gedacht werden kann, weil alles Denkbare bestimmt sein muss und Bestimmtheit nur als Einheit möglich ist, kann niemand bestreiten. Hinsichtlich des Höchstens was der Mensch denken kann, hinsichtlich des Absoluten, gibt es also tatsächlich eine Antwort: es ist das Eine!

Wenn also Paulus in Römer 1, 18-20 sagt...:

Denn es wird offenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien;

...dann kann er damit philosophisch betrachtet nur "das Eine" meinen, denn sein unsichtbares Wesen, seine Kraft, als auch seine Göttlichkeit, wird in dem Gemachten, wie er es nennt, immer als "das Eine" wahrgenommen und geschaut, weil alles Gemachte, also alles Seiende, wie ich oben ausführte, ja immer von dem Einen bedingt ist.

Nun erzähl das aber mal einem Christen! Uiiii, was habe ich dafür schon "Schläge bezogen". :-) Da wird meist sofort über die böse Philosophie gelästert, die den Menschen ja nur verführen will und alle irgendwie passenden Bibelverse werden herangezogen, um die böse Philosophie eben in das Reich des Bösen zu verdammen. Dabei hat aber nun einmal einer der Lieblingsautoren der Christen, eben der gute Paulus, gesagt, was er gesagt hat und wenn man konsequent und vernünftig denkt, dann kann das von Gott Erkennbare eben nur "das Eine" sein, weil alles andere, in irgendeiner Art und Weise bedingt und damit eingeschränkt ist. Wenn wir Gott aber weiterhin als unbedingten und uneingeschränkten Gott betrachten wollen, der zugleich eben auch die Bedingung von allem ist, der also das Absolute und der Grund aller Existenz ist, dann muss er notwendig "der Eine" sein!

Aber was ist er denn dann, wenn er "der Eine" ist? Was ist das Wesen des Einen, was kann man nun konkret über es aussagen? Um das auszuführen muss ich noch ein bisschen ausholen und da der Text nun eh schon so furchtbar lang geworden ist, möchte ich alle Interessierten bitten, nochmal kurz auf's Klo zu gehen, sich was zu trinken zu holen, das Telefon lautlos zu stellen und dann tapfer weiter zu lesen. Wir sind schon auf dem Berg, aber nun müssen wir auch wieder hinunter...:-)

Ganz am Anfang habe ich ja geschrieben, dass sich die "negative Theologie" notwendig aus dem neuplatonischen Denken über das Eine ableiten lässt. Warum ist das so? Negative Theologie ist der Versuch , das Absolute (also Gott) als absolute Transzendenz zu denken. Ihr Ausgangsgedanke ist: Das Absolute (also Gott) muss als reine Einheit gedacht werden. Wird reine Einheit aber konsequent gedacht, dann weißt sie jedwede Bestimmung (!) strikt von sich ab, weil jede überhaupt denkbare Bestimmung, sie in die Vielheit hineinziehen würde. Und wäre sie in die Vielheit hineingezogen, dann wäre sie ja in irgendeiner Art und Weise bestimmt und eingeschränkt und das Absolute oder Gott darf nicht von etwas anderem bestimmt oder eingeschränkt sein, denn dann wäre es ja nicht mehr das Absolute, oder Gott!

Als das aus aller Vielheit und aller Bestimmtheit Herausgenommene ist das Eine selbst darum notwendig reine Transzendenz und jenseits von Allem schlechthin! Plotin betont das immer wieder! Es ist ihm wirklich sehr sehr wichtig und so sagt er z.B.:

Das absolute Erste (also das, was wir gemeinhin als Gott bezeichnen würden) muss ein schlechthin Einfaches sein, das vor und über allem ist, verschieden von allem, was nach ihm ist, das rein für sich selbst ist, nicht vermischt mit dem, was von ihm stammt, und dabei doch in anderer Weise wieder fähig, allem anderen beizuwohnen, das wahrhaft und absolut Eines ist (also allem) und nicht zunächst etwas anderes und dann erst Eines, von dem schon die Aussage falsch ist, dass es Eines ist, von dem es keine Aussage und keine Erkenntnis gibt und von dem deshalb auch gesagt wird, dass es "jenseits des Seins" ist. Denn wenn es nicht absolut einfach wäre, jenseits aller Bestimmtheit und aller Zusammengesetztheit, und wahrhaft und absolut Eines, wäre es nicht der Urgrund; erst dadurch, dass es absolut einfach ist, ist Es das von Allem absolut Unabhängige und so das absolut Erste.

Wenn wir über die verschiedenen Gottesbilder nachdenken, die man so haben kann, dann wird Gott doch sehr häufig als der Absolute, der Urgrund, der vollständig Unabhängige und Autonome und als der absolut Erste betrachtet und beschrieben, aber nicht immer können die Gläubigen, die so sprechen und glauben, auch konkret sagen, weshalb und wieso sie so über Gott denken und glauben und wie man sich das konkret vorstellen soll. Der Neuplatonismus, oder genauer Plotin, kann das aber sehr wohl und am Ende steht dann die "Erkenntnis der negativen Theologie".

Denn wenn das Absolute (also Gott) das absolut Einfache ist (oder für unser Denken sein muss, wie oben versucht zu zeigen), dann ist es zugleich auch der Urgrund von allem, was nicht schlechthin einfach ist, also noch in irgendeiner Art und Weise Vielheit enthält und demnach ist das nicht schlechthin Einfache abhängig von seinem Urgrund, weil jede in Vielheit eingeschränkte Einheit (also alle geeinte Vielheit und damit im Grunde alles) nur kraft der absoluten reinen Einheit, selbst überhaupt Einheit ist.

Die reine Einheit, die als absolute Einfachheit jede Form von Vielheit strikt von sich ausschließt, ist demnach das reine Wesen des Absoluten. Absolute Einfachheit bedeutet demnach das Herausgenommensein aus jeder Vielheit, auch aus jeder nur begrifflichen Vielheit, und damit den Ausschluss jedweder wie auch immer gearteten ontologischen Struktur, die immer eine begriffliche Zusammensetzung impliziert. Und wenn sie keine ontologische Struktur hat (streng genommen also gar kein Sein hat!) ist sie zugleich aus jedweder Bestimmtheit herausgenommen und was keine Bestimmtheit hat, können wir nicht positiv erkennen, sondern wir können immer nur sagen, was es nicht ist - also negative Theologie!

Die reine Einfachheit (also Gott) ist richtig verstanden also die absolute Negation aller Bestimmtheit, weil sie selbst völlig unbestimmt sein muss und gleichzeitig doch der Urgrund für alles Bestimmte. Und die so verstandene absolute Einfachheit ist dann also der reine Begriff des Absoluten, welche sich somit überhaupt nur negativ denken lässt. In der als Negation aller Bestimmtheit richtig verstandenen absoluten Einfachheit liegt also die reine Transzendenz des Absoluten. Durch seine reine Einfachheit ist das Absolute herausgenommen aus allem schlechthin, also "jenseits von Allem", "über Allem" und "verschieden von Allem" und dies zum Ausdruck zu bringen, ist der Sinn der negativen Theologie!

Wer sich damit noch ein bisschen ausführlicher beschäftigen möchte und das, was ich in diesem Rahmen nur in einem ersten zaghaften Schritt ausführen konnte, vertiefen möchte, dem möchte ich sehr das Buch "Plotin und der Neuplatonismus" von Jens Halfwassen empfehlen, aus dem ich in diesem Post auch streckenweise zitiert habe, damit ich hier keinen Mist erzähle, wenn ich Schritt für Schritt aufzeigen will, wieso für unser Denken "das Eine" das Absolute sein muss und weshalb "das Eine" nicht positiv erkannt werden kann.

In der christlichen Geschichte hatten diese Gedanken zeitweise eine herausragende Bedeutung und stehen in Verbindung mit so großen Namen wie Clemens von Alexandria, Origenes, Gregor von Nyssa, Pseudo Dionysius Areopagita, Eriugena, Meister Eckhart, Nikolaus von Kues, oder zumindest teilweise auch Augustinus, der z.B. meinte, dass Gott unaussprechlich sei und sein Wesen nicht mit Worten ausdrückbar.

Ich persönlich, der ja in eher evangelikalen Kreisen zum Glauben gefunden hat, war zunächst, als Teenie, recht eindeutig Anhänger eines positiven Gottesbildes, dachte und glaubte also, dass man Gott klar bestimmen könne, dass man also wissen könne, wer oder was Gott ist und was er z.B. will. Erst im Laufe meines Glaubenslebens hat sich das dann geändert und zunächst fand ich keine hinreichende Begründung dafür, weshalb sich in mir immer mehr die Vermutung breit machte, dass Gott eventuell doch ganz anders sein könnte, als ich zunächst annahm. Erst die Beschäftigung mit der Philosophie, besonders mit der Philosophie Meister Eckharts und in Folge dann auch der Philosophie des Neuplatonismus, machten mir dann recht einleuchtend bewusst, weshalb man über Gott letztlich nichts Konkretes sagen kann, sondern dass man als Mensch lediglich an die Schwelle geführt werden kann, an der man dann weiß, wieso man nichts weiß. :-) Das zu erklären habe ich in diesem Thread nun versucht und ich würde mich sehr freuen, wenn ihr von euren Gottesbildern erzählen würdet und Einblick darin gewährt, wieso ihr Gott so seht, wie ihr ihn seht...

LG
Provisorium